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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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am Sitz fixiert!« Sie schiebt Hank ins Haus.
    »Na, dann lasst uns mal in Stimmung kommen und miteinander anstoßen«, ruft Laura. »Nat, Liebes, holst du mal eben den Sekt?«
    Ich hole eine Flasche aus dem Kühlschrank, entferne erst die Metallfolie und dann den Draht. Ich überlege kurz, die Küchentür zu öffnen und den Korken in den dunklen Abend hinauszuschießen, entscheide mich aber doch dagegen. Bei meinem Geschick würde ich womöglich eins der Hühner erlegen oder Chance zwischen den Augen treffen. Und dann fällt mir wieder ein, wie Rob den Korken immer so weit wie möglich weggeschossen hat, bevor er einen Toast aussprach.
    Rob.
    An den ich den ganzen Vormittag so intensiv gedacht habe. Doch als Connor hereinkam, verflogen diese Gedanken wie aufgescheuchte Krähen. Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben? Muss ich mich dafür schämen, dass ich mich auf dem Weg zurück von den Klippen fragte, wo Connor wohl war, ob er vielleicht schon unterwegs war, ob es ihm gut ging?
    Ich werfe den Korken nach meiner Mutter, schenke allen ein, trete einen Schritt zur Seite und stoße auf meinen verstorbenen Mann an. »Fröhliche Weihnachten, Rob«, wispere ich.
    Die Jazz-Playlist wird bereits mindestens zum zweiten Mal wiederholt. Connor sitzt zwischen Orlaithe und Cas auf der Kante des Küchentischs, während Hank und Laura durch den Raum schwofen. Dafür, dass er so ausgeprägte O-Beine und einen seltsamen Gang hat, tanzt Hank überraschend gut. Connor hat die Arme um Cas’ und Orlaithes Schultern gelegt, und die drei schunkeln zu Carmen McRae.
    Orlaithe hat immer noch ihren Leopardenmantel an, sie weigert sich standhaft, ihn auszuziehen. Cas strahlt über das ganze Gesicht.
    »You’d be so easy to love … «
    Cas kannte den Text gar nicht und lässt das Lied gleich noch mal wiederholen. Achtmal hören wir es uns an, dann singen alle nach Kräften mit. Der Sopran meiner Mutter und Orlaithes kraftvolle Lungen setzen sich deutlich vom Rest ab. Connor ist ein erstaunlich guter Bariton, und selbst Hank summt mit. Cas’ Stimme ist lieblich und rein.
    Als das Lied zum letzten Mal läuft, springt Connor vom Tisch, kommt auf mich zu und reicht mir wortlos lächelnd die Hand. Ich sehe zu den anderen. Hank tanzt jetzt mit Orlaithe, deren rotes Haar wunderschön im Kerzenschein schimmert und deren Leopardenmantel elegant um sie herum schwingt wie die Satinröcke um die Beine der Finalistinnen bei Let’s Dance . Laura wirbelt mit der strahlenden Cas durchs Zimmer. Sie geben ein wunderbares, harmonisches Tanzpaar ab.
    Dann sehe ich wieder zu Connor. Der einladende Blick aus seinen wunderschönen blauen Augen und das leichte Lächeln provozieren und beruhigen mich zugleich. Ich ergreife seine Hand, und kaum zieht er mich auf die Tanzfläche, ist alle Trübsal wie weggeblasen. Stattdessen empfinde ich große Dankbarkeit. Ja, ich kann Weihnachten leider, leider nicht mit Rob feiern. Aber was für ein Glückskind bin ich doch, dass ich es mit solch wunderbaren Menschen in diesem Haus verbringen kann.
    Wir feiern bis vier Uhr morgens. Wir haben einen solchen Spaß zusammen, dass niemand als Spielverderber dastehen möchte. Hank und Orlaithe haben beide zu viel getrunken, als dass sie noch Auto fahren könnten, und werden deshalb im Schlafzimmer meiner Mutter untergebracht. Laura zieht sich mit Cas in die Dachkammer zurück. Connor bekommt das große Sofa im selten benutzten Salon angeboten, doch er zieht es vor, die drei Kilometer nach Hause zu laufen.
    Ich gehe nach oben in mein Zimmer und setze mich auf die breite Fensterbank, bis der Andrang im Bad nachlässt. Die Landschaft schimmert weiß, der Himmel tieflila. Fast wie eine Mondlandschaft. In der Ferne kann ich gerade so Connor und Mac ausmachen. Ich fixiere sie, bis sie aus meinem Blickfeld verschwinden, dann fällt mir plötzlich das Geschenk ein, das Connor mir in die Hand gedrückt hatte. Auf Socken gehe ich noch einmal hinunter in die Küche.
    Ich hatte das Päckchen auf der Kommode liegen lassen, doch das Erste, was mir ins Auge fällt, sind die Hausschuhe, die Cas mir geschenkt hat. Dankbar steuere ich sie an und schlüpfe hinein. Dann nehme ich Connors Geschenk an mich, husche wieder nach oben und kuschle mich unter die Daunendecke.
    Es ist sorgfältig und geschmackvoll eingepackt: dickes Papier in den goldenen Farben von Herbstlaub mit einem dünnen silbernen Band darum. Zum Vorschein kommt ein wunderschöner Silberrahmen, und in dem Rahmen ist ein gemaltes

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