Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
Bild. Mir stockt der Atem. Es ist die Kopie eines Fotos von Rob, das ich ihm einmal gezeigt habe. Aber auf diesem gemalten Replikat ist Rob nicht allein. Connor hat mich mit hineingemalt, sodass Rob und ich nun gemeinsam in die Welt hinaus lächeln, Robs Arm schützend um meine Schultern gelegt.
    Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Eigentlich wohl besser weinen, aber genau das kann ich ja nicht. Connor hat das Foto nur kurz gesehen, und doch hätte er Rob nicht besser porträtieren können, wenn er ihn über Jahre hinweg beobachtet hätte.
    Ich schlage die Decke zurück, schlüpfe wieder in die herrlich warmen Hausschuhe, schlurfe darin zum Schreibtisch, hole Stift und Papier und setze mich damit wieder auf die Fensterbank. Der Vollmond steht hoch am Himmel und lässt die schneebedeckte Landschaft und den lilafarbenen Himmel fast taghell erscheinen.
    Vorsichtig berühre ich das Bild. Mit der Fingerspitze zeichne ich die Konturen von Robs Gesicht nach.
    Lieber Rob,
    fröhliche Weihnachten. Guck mal, was ich von Cassie bekommen habe. Ich wackele mit den Füßen. Weißt du noch, was sie mir vorletztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hat? Du hattest ihr hundert Pfund für ein Geschenk für mich gegeben, und sie hat mir drei gepolsterte Kleiderbügel besorgt, eine Flasche Mundwasser, Oma-Unterhosen und einen Nasenhaartrimmer. Eigentlich wolltest du sie zurechtweisen, aber wir haben so gelacht, dass du gar nicht dazu kamst. Damals sah doch eigentlich alles gut aus, oder? Ich dachte immer, ich würde sie schon irgendwann für mich gewinnen. So richtig gelungen ist mir das bisher aber nicht. Obwohl ich heute den Eindruck hatte, dass das Eis zwischen uns – wie der Schnee draußen – ein bisschen geschmolzen ist. Und das ist mit Abstand das beste Weihnachtsgeschenk, das ich dieses Jahr bekommen habe.
    Es war ein ganz wunderbarer Weihnachtstag, Rob. Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals wieder sagen würde, dass es jemals wieder ein schönes Weihnachtsfest geben würde, ohne dich. Ich kann kaum glauben, wie sehr ich es genossen habe, mit meiner Mutter zusammen zu sein. Es war ein großer Fehler von mir, sie so lange Zeit aus meinem Leben auszuschließen, Rob. Ich habe kostbare Zeit verschwendet, aber jetzt werde ich alles wiedergutmachen. Wie unendlich traurig, dass ich dich verlieren musste, um zu meiner Mutter zurückzufinden. Ich wünschte, du hättest sie etwas besser kennengelernt. Ich wünschte, du hättest heute dabei sein und die Menschen kennenlernen können, die mir und Cas helfen, nach und nach zurück ins Leben zu finden.
    Ich lege den Stift ab und drücke die Lippen auf Robs Gesicht hinter dem kalten Glas. Dann betrachte ich das Bild, auf dem meine Lippen einen Kranz hinterlassen haben, der fast wie ein Heiligenschein wirkt.
    Rob. Mein Heiliger. Mein Engel.
    Wenn Gott die Liebe ist, Rob, dann weiß ich, dass du bei Ihm bist, weil ich dich immer noch aus tiefstem Herzen liebe.

11
    A m zweiten Weihnachtstag schafft es niemand vor zehn aus dem Bett. Bis wir endlich die Tiere füttern, ist es schon fast Mittag. Sie warten bereits ungeduldig auf uns und begrüßen uns mit einer Kakofonie leicht beleidigter Laute. Selbst der grundsätzlich schweigsame Chance lässt sich mal zu einem Wiehern hinreißen, als Cas sich die Stiefel anzieht und die müden Augen reibt.
    Ich füttere die Hühner, die mir so aufgeregt gackernd um die Füße flattern, dass man meinen könnte, sie wollten mich für das späte Frühstück rügen. Orlaithe leiht sich den Land Rover, um zum Ship zu fahren und für die Mittagsstammgäste zu öffnen. Hank bleibt noch und hilft uns dabei, die schweren Futtersäcke für die Kühe zur Weide zu schleppen.
    Als wir fertig sind, lassen wir uns am Küchentisch auf die Stühle sinken und stürzen uns mit Heißhunger auf Rühreier mit Würstchen – und das, obwohl ich mir beim Aufwachen geschworen hatte, heute kein Essen und nie wieder Alkohol anzurühren. Aber gut, das habe ich wohl auch nicht zum ersten Mal geschworen …
    Wir haben fast aufgegessen, als es an der Tür klopft. Cas und ich sehen fragend zu Laura.
    »Erwartest du jemanden?«
    Sie schüttelt den Kopf und runzelt die Stirn. »Jetzt noch nicht.«
    Da klopft es schon wieder. Weil ich als Einzige fertig bin mit dem Essen, stehe ich auf und gehe zur Tür. Vorsichtig öffne ich sie. Draußen ist es nach dem Dämmerlicht in der Küche so hell, dass ich die Augen zusammenkneifen muss. Die vor der Tür stehende Gestalt hat die Sonne

Weitere Kostenlose Bücher