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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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viel zu integer. Ich frage mich ohnehin, wie du es mit all der Integrität im Gepäck so weit bringen konntest …«
    »Das frage ich mich auch langsam …« Ich atme tief durch. »Und ich überlege mir ernsthaft, zu kündigen.«
    Entsetzt starrt Petra mich an. »Wie bitte?«
    »Du hast mich sehr gut verstanden.«
    »Seit wann das denn?«
    »Seit ungefähr zwei Minuten. Ach, ich weiß auch nicht, ich dachte, es sei mir einfach gerade so durch den Kopf geschossen, aber jetzt, wo ich es ausgesprochen habe … Ich glaube, es spukt schon eine Weile da drin rum.«
    »Aber … was willst du stattdessen machen?«
    »Ich habe da so ein paar Ideen … zugegeben, noch sehr vage, aber die Vorstellung, an meinen Arbeitsplatz zurückzukehren, behagt mir von Tag zu Tag weniger.«
    Petras Augen sind immer noch weit aufgerissen. »Aber du lebst doch für deine Arbeit!«
    »Nein.« Ich schüttle den Kopf und nehme ihre Hand. »Das ist genau das, was mir in den letzten Wochen hier aufgegangen ist. Ich lebe nicht für meine Arbeit. Ich arbeite, um weiterleben zu können. Oder zumindest habe ich das die ganze Zeit getan, und das ist nicht gut. Komm her, ich will dir was zeigen.«
    Ich ziehe die obere Schublade der Kommode auf und hole unter meinen Schlüpfern mein Manuskript hervor.
    »Ich möchte, dass du das liest. Nicht jetzt, aber bald. Und sag mir, was du davon hältst. Ich habe schon angefangen, es zu überarbeiten, aber es reicht noch nicht.«
    Petra nimmt das Manuskript entgegen. »Natürlich werde ich es lesen, Nat, aber … kündigen? Willst du das wirklich?« Als sie meinen sturen Blick sieht, wechselt sie das Thema. »Und wie geht es dir sonst?«
    Die Frage ist nicht ganz ohne.
    »Nicht schlecht«, sage ich betont fröhlich. »Ich habe noch etwas, das ich dir zeigen möchte.«
    Petra streckt mir kurz die Zunge raus, weil ich ihr ausweiche, doch als ich ihr das Bild vor die Nase halte, das Connor mir geschenkt hat, klappt ihr die Kinnlade herunter.
    »Das ist ja der Wahnsinn!«, keucht sie.
    »Ja, nicht?«
    »Wer hat das gemalt?«
    »Ein Freund von mir. Obwohl, eigentlich eher ein Freund von Laura. Künstler.«
    »Künstler?« Petra zieht anzüglich die Augenbraue hoch. »Und, sitzt du Aktmodell für ihn?«
    »Nein.« Ich sehe sie finster an. »Wir sind einfach nur Freunde – wenn überhaupt. Ich kenne ihn kaum.«
    »Vielleicht solltest du ihn besser kennenlernen. Wie heißt er denn?«
    »Connor. Er ist Ire.«
    »Uuuuh, wow – groß, dunkelhaarig, unergründlicher Blick und Samtstimme?«
    »Er hat braune Haare.«
    »Okay, groß, braunhaarig, unergründlicher Blick?«
    »Und er ist ungefähr eins fünfundsiebzig.«
    »Gut, also mittelgroß, braunhaarig, unergründlicher Blick.«
    »Nein, unergründlich ist sein Blick auch nicht, sondern ganz offen. Und humorvoll ist er auch.«
    Petra hebt die Hände. »Gut, dann liege ich also auf der ganzen Linie falsch.«
    »Nein, nicht auf ganzer Linie. Er hat wirklich eine Samtstimme.«
    »Sieht er gut aus?«
    »Hab ich noch gar nicht richtig drauf geachtet«, lüge ich.
    »Ach, komm!«
    »Ja, meinetwegen, er sieht ganz gut aus.«
    »Das aus deinem Mund bedeutet, dass er eine absolute Sahneschnitte ist.« Petra fängt an, sich auszuziehen. »Und wie heißt der gute Connor mit Nachnamen, Nat?«
    »Oha, schwierige Frage. Hat Laura mir bestimmt schon mal gesagt … Booth? Nein, Quatsch. Bright? Nein, auch nicht. Warte mal, doch, genau, jetzt weiß ich’s: Blythe. Connor Blythe.«
    »Blythe?« Petras säuberlich gezupfte Augenbrauen biegen sich in die Höhe.
    »Ja, Blythe.«
    »Connor Blythe? «, fragt sie ungläubig nach. » Der Connor Blythe? Du freundest dich mit Connor Blythe an und erzählst mir nichts davon, Nattie? Da hättest du auch den Heiligen Gral finden und im Pferdestall verstecken können!«
    »Worauf willst du hinaus?«, frage ich verstört.
    »Willst du mir allen Ernstes weismachen, dass dir der Name nichts sagt? Und du willst Journalistin sein?«
    »Dann hast du also schon mal von ihm gehört?«
    »Nattie. Jeder hat schon mal von ihm gehört. Nur du anscheinend nicht. Er gehörte zu dieser Künstlergruppe der Young British Artists – du weißt schon, Saatchi, White Cube und so? Er war so was wie Damien Hirsts netter kleiner Bruder. Genauso berühmt, nur nicht so grenzwertig. Jedenfalls hat er keine in Formaldehyd eingelegten Tiere zu Kunst erklärt. Er hatte damals drei Werke in der Sensation Exhibition ausgestellt, Fotografien, was etwas seltsam war, weil er eigentlich

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