Wiedersehen in Stormy Meadows
kurz ab, dann sieht er mich entschlossen und gleichzeitig verletzlich an. »Ich habe Angst, Nat. Ich glaube nicht, dass ich jemals so für jemanden empfunden habe wie für dich. Ich bin mir ganz sicher, dass meine Gefühle für dich nicht nur flüchtig sind und dass ich sie mir nicht einbilde – aber ich weiß immer noch nicht genau, was das alles ist … was ich bin. Für dich. Ich weiß, dass du in den letzten zwei Jahren Schlimmes durchgemacht hast. Ich weiß, dass du auch Angst hast. Und dass diese Angst der Grund dafür war, dass du und Cassie keine Nähe entwickeln konntet. Die Angst davor, noch einmal einen solchen Schmerz zu erfahren. Jemanden zu verlieren, für den man sein Leben geben würde. Nach allem, was du mir erzählt hast, nach allem, was Laura mir erzählt hat, weiß ich, dass du deinen Mann über alles geliebt hast, dass du ihn immer noch liebst und immer lieben wirst. Gleichzeitig kann ich es hier drin ganz deutlich spüren« – er drückt sich eine Faust auf die linke Brust –, »dass ich dir etwas bedeute.«
»Natürlich bedeutest du mir etwas.« Ich lege meine Hand um seine Faust, die sich augenblicklich entspannt und meine Hand umschließt. »Sehr viel sogar. Und leider habe ich deshalb ein schlechtes Gewissen.«
Connor führt meine Handfläche an seinen Mund und haucht einen Kuss hinein. »Glaubst du, Rob hat dich weniger geliebt, weil er vor dir schon eine andere Frau geliebt hatte? So sehr, dass er geheiratet und mit ihr ein Kind bekommen hat?«
»Nein.«
»Und wenn es andersherum gewesen wäre, wenn du bei einem Autounfall ums Leben gekommen wärst, hättest du gewollt, dass er den Rest seines Lebens allein bleibt? Einsam und unglücklich? Nur, weil du weg bist?«
»Nein«, flüstere ich.
»Natalie«, sagt er so leise, dass ich ihn kaum höre – »ich glaube, dass ich dich von ganzem Herzen lieben könnte, wenn ich es zuließe – wenn du es zuließest …«
Fast werde ich weich. Fast werfe ich meinen Entschluss über Bord. Aber dann denke ich an Cas und daran, wie sehr sie mich braucht. An den Schmerz in ihrem Blick, als ich so ungeschickt über Connor und mich redete.
»Es geht nicht um Rob«, erkläre ich vorsichtig und ziehe meine Hand zurück. »Jedenfalls nicht mehr. Ich weiß jetzt, dass er wollen würde, dass ich weiterlebe. Dass ich lebe und liebe, und wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich das im Grunde schon lange – ich habe es nur nicht akzeptieren können. Und es geht auch nicht um dich, Connor, oder um uns. Du musst wissen, was ich für dich empfinde – nämlich das Gleiche wie du für mich. Aber du musst auch verstehen, dass Cassie für mich an erster Stelle steht. Sie würde das mit uns nicht verkraften, nicht jetzt. Und darum darf ich ihr das nicht antun. Sie braucht mich – ich habe sie lange genug im Stich gelassen. Sie muss wissen, dass sie zumindest im Moment das Wichtigste in meinem Leben ist.« Ich atme tief durch, sehe ihn an und hoffe nichts mehr, als dass er mich versteht. »Wenn die Zeit reif ist …«
Wenn die Zeit reif ist. Ich weiß nur zu gut, dass die Zeit eine unberechenbare Größe ist, dass ein Wimpernschlag reicht, um sie enden zu lassen. Getrieben von einer Sehnsucht, so stark wie die Gezeiten, nehme ich sein Gesicht in beide Hände. Ich spüre, wie er seufzt, und lasse dann mein Herz statt meines Verstandes sprechen:
»Ich will dich nicht verlieren.«
»Das musst du auch nicht.«
»Aber ich muss mich um Cas kümmern. Sie muss wissen, dass …«
»Aber das kann sie doch auch so, sie weiß es ohnehin schon … Wir werden beide für sie da sein, Nat. Wir beide, zusammen.«
»Ich kann nicht zulassen, dass sie noch einmal verletzt wird, Connor. Was, wenn es mit uns nicht funktioniert? Das würde sie genauso schmerzen wie uns.«
»Wir könnten die Sache doch ganz langsam angehen lassen.«
»Langsam?« Meine Hände lösen sich von seinem Gesicht und legen sich auf seine Schultern.
»Ja. Wir könnten jetzt schon unser erstes richtiges Date verabreden. Was sagst du zu Weihnachten? Wir könnten zusammen zur Jahresendparty bei den Treloars gehen.«
Erleichtert atme ich aus und lächle ihn dankbar an. »Gut, so habe ich wenigstens ein Jahr Zeit, mir zu überlegen, was ich anziehe.«
»Du bist also einverstanden? Wir haben ein Date?«
»Auf jeden Fall.«
Er lächelt. Wehmütig.
»Tut mir leid, Connor.«
»Es braucht dir nicht leidzutun. Besteht doch gar kein Anlass. Jedenfalls noch nicht. Die Zukunft liegt vor uns, Nat. Du hast eine,
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