Wiedersehen in Stormy Meadows
und ich habe eine. Und ich bin mir ganz sicher, dass wir, wenn die Zeit reif ist, eine gemeinsame Zukunft haben werden.«
»Du bist ein richtig guter Freund, Connor.«
»Und ich bin sehr froh und dankbar, dein Freund sein zu dürfen, Nattie.« Er nimmt meine Hand, unsere Finger verschränken sich miteinander, und ich lehne mich an ihn, lehne den Kopf an seine Schulter und genieße die Geborgenheit, die er mir gibt. Wir beide wissen, dass dies für den Augenblick reichen muss.
Epilog
A m Tag vor unserer Abreise nach London stehen Cas und ich früh auf und machen einen Spaziergang zu den Klippen. Schweigend überqueren wir Stormy Meadows – es ist ein gutes Schweigen, ein einvernehmliches, freundschaftliches Schweigen.
Das ist ein ganz neues, wunderbares Gefühl für mich. Die unerbittliche Feindseligkeit zwischen uns hat sich in Luft aufgelöst – wir sind jetzt Freundinnen. Wir haben uns aus unserer jeweiligen selbst auferlegten Isolation gelöst, haben an Selbstsicherheit gewonnen und die Mauer aus verletzten Gefühlen überwunden. Wir sind schon fast am Huer-Häuschen angelangt, da fängt Cas an zu reden.
»Nattie, ich will nicht mehr zurück nach Cheal.«
»Ja, aber –«
»Kein Aber«, beharrt sie. »Ich möchte nicht weiter dort zur Schule gehen.«
»Und was ist mit deinen Freundinnen?«
»Emily wird auch so mit mir befreundet bleiben.«
»Und was ist mit deiner Tanzerei?«
»Genau darum geht es, Nattie. Es ist nicht meine Tanzerei. Ich will damit aufhören. Mir ist klar geworden, dass ich nicht für mich tanze, dass ich noch nie für mich getanzt habe. Und das sollte ich doch eigentlich, oder? Eigentlich sollte ich mir nichts sehnlicher wünschen, als wieder in den Saal zu kommen und Pirouetten zu drehen. Tu ich aber nicht.« Sie spricht sehr langsam, als würde ihr selbst erst jetzt so einiges klar. »Tanzen ist eine Leidenschaft, ja. Aber nicht meine. Ich wollte meiner Mutter nacheifern, wollte in ihre Fußstapfen treten. Aber weißt du was? Tanzen macht mir überhaupt keinen Spaß. Im Gegenteil. Ich hasse es. Ich hasse Tanzen.«
Sie atmet lange aus und lacht dann, als sei sie erleichtert.
»Na, endlich! Ich habe es gesagt! Ich habe es laut ausgesprochen! Ich hasse tanzen! «, schreit sie auf einmal und reißt die Arme in die Luft. Die Worte werden vom Wind in den endlosen Himmel getragen. Wie von einer schweren Last befreit dreht sie sich immer wieder mit ausgestreckten Armen im Kreis. Als sie schließlich stehenbleibt, sind ihre Wangen gerötet vom Wind und von der Aufregung. Sie strahlt mich an.
»Bist du jetzt sauer auf mich?«
»Wieso sollte ich denn sauer auf dich sein? Nein.«
»Dann bist du also einverstanden? Ich muss nicht mehr zurück nach Cheal?«
»Glaubst du im Ernst, ich würde dich da hinschicken, wenn ich weiß, wie unglücklich du da wärst?«
Sie schüttelt den Kopf. »Nein. Das würdest du niemals tun.« Sie kneift die Augen zusammen, als ginge ihr spätestens jetzt auf, dass sie mir wirklich etwas bedeutet.
»Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, Cas. Was ist mit deinem Abschluss?«
»Na ja, ich bin ja nun nicht besonders fleißig gewesen, seit Daddy gestorben ist … Wenn ich den Abschluss dieses Jahr mache, wird daraus wohl eher nichts … Darum dachte ich, vielleicht könnte ich eine Auszeit nehmen? Um wirklich richtig zu mir zu kommen. Um eine neue Schule zu suchen. Und ab dem neuen Schuljahr würde ich dann voll durchstarten.«
»Das klingt gut.«
»Findest du?«
»Ja.« Ich lege den Arm um ihre Schulter, und wir gehen weiter. »Ich finde, das ist eine sehr gute Idee.«
Ein kleines Stück hinter dem Huer-Häuschen türmen sich die Felsen, die mein kleines Versteck beschützen. Während Cas sich umsieht, verschwinde ich ganz schnell zwischen den Steinen und werfe meine letzte Postkarte an Rob ein. Meinen endgültigen Abschiedsgruß, auf dass ich endlich zur Ruhe komme. Auf dass ich mich an die guten Zeiten erinnere und einer besseren Zukunft entgegensehe.
Meine Nachricht ist kurz, aber ich bin mir sicher, es ist genau das, was Rob so gerne von mir hören möchte:
Wir haben dich verloren, aber dafür endlich einander gefunden.
Gegen Mittag fahren wir nach Sennen Cove und machen auch dort noch einen Spaziergang, am Strand. Wir kehren in einen alten Gasthof ein, setzen uns nach draußen in die Wintersonne und essen mit vor Kälte steifen Fingern frische Muscheln. Die Knoblauchsauce saugen wir mit frisch gebackenem Brot auf. Wir halten Ausschau nach
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