Wiedersehen in Stormy Meadows
Füße. »Ich glaube, du hast die gleiche Größe wie ich. 38, stimmt’s?«
Cas nickt und zieht die grünen Gummistiefel an, auf die Laura zeigt. Sie stehen am Küchenausgang, unter einem Garderobenständer, der unter dem Gewicht von Jacken, Mänteln, Hüten und Schals fast zusammenbricht.
Mit etwas Mühe öffnet Cassie die schwere Hintertür, doch dann bleibt sie wie angewurzelt stehen.
»Ach du lieber Gott!« Sie macht einen Schritt rückwärts in die Küche hinein und starrt angstvoll nach draußen. Dann schließt sie die Tür nachdrücklich.
»Was ist denn?« Ich schaue von der Zeitung auf, aber Cassie beachtet mich nicht.
»Auf dem Hof steht ein Monster«, sagt sie halb lachend, halb weinend.
»Ein Monster?«, erwidert Laura unbeeindruckt. »Was meinst du denn, Cassie?«
»Der größte Hund, den ich je gesehen habe – oder vielleicht ist es auch gar kein Hund. Es könnte genauso gut ein mutiertes Riesenschwein sein.«
»Ach, das ist bestimmt Mac.«
»Mac?«, frage ich, überrascht, dass auf Cassies etwas seltsame Beschreibung eine so prompte Identifizierung erfolgt.
»Der gehört Connor.« Laura lächelt vergnügt, als wüssten wir beide, wer Connor ist. »Er kommt oft zu Besuch.«
»Wer?«, scherze ich, »Connor oder Mac?«
»Normalerweise kommen sie im Doppelpack, aber ich glaube, Mac hat sich ein bisschen in Meggie verguckt – manchmal schleicht er sich auch heimlich allein her.«
»Na, da wird er sich aber erst mal mit Shep einigen müssen.« Schmunzelnd stehe ich von meinem Stuhl auf.
»Ich glaube, bei dem räumt Shep kampflos das Feld«, murmelt Cas und schaut aus dem Fenster. »Das wäre ja genauso, als wollte ein Federgewicht gegen Wladimir Klitschko antreten.«
Ich stelle mich neben Cas ans Fenster. Sie blickt in den Hof hinaus, unsicher, ob sie sich nach draußen wagen kann. Ein riesiger Bullmastiff hebt gerade sein gewaltiges Hinterbein, um einen von Lauras Pflanzkübeln zu wässern.
»Wow«, murmele ich.
»Genau«, antwortet Cas, ohne mich anzusehen.
»Er ist völlig harmlos, eigentlich sogar sehr lieb«, sagt Laura hinter mir.
»Bist du da sicher?«, fragt Cas.
Statt einer Antwort öffnet Laura die Tür und ruft nach dem Riesenvieh, das gerade mit der Nase am Boden um die Ecke des Pferdestalls biegen will. Mac bleibt stehen und hebt den Kopf. Als meine Mutter ihn noch einmal ruft, beschnuppert er erst noch Chance, der gerade ganz kommunikativ die Nase aus der oberen Tür seiner Box streckt, dann zockelt er gemächlich zu Laura hinüber. Seine große rosa Zunge hängt ihm seitlich aus dem Maul, einem unglaublich faltigen Gebilde aus schwarzen Lippen und Zahnfleisch.
»Ist ja nicht zu fassen«, höre ich Cas sagen. Vor lauter Angst ist ihre Stimme eine Oktave höher als sonst. »Jetzt ruft sie ihn auch noch rein!«
Der Hund kommt tatsächlich in die Küche getrottet. Erst beschnüffelt er freundlich meine Mutter, dann versucht er, Cas zu beschnuppern, die sich aber erschrocken zurückzieht, und schließlich schiebt er seine gewaltige Masse auf mich zu und schnuppert noch einmal.
Ich setze mich wieder auf meinen Stuhl und halte ihm zögernd die Hand hin. Er schleckt sie sofort ab.
»Ich glaube, er mag dich«, sagt Laura.
»Ich schmecke wahrscheinlich nach Schokolade.«
»Ja, auf Schokolade ist er ganz versessen.«
Mac schlabbert noch mal über meine Hand und lehnt dann den Kopf an mein Knie und schaut mit riesigen schwarzen Augen zu mir hoch.
»Ich glaube, du hast einen neuen Freund«, bemerkt meine Mutter belustigt.
»Freunde kann man nie zu viele haben«, antworte ich und kraule Macs faltige Stirn, »außer natürlich, wenn man Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke einkaufen muss. Er ist wirklich ein lieber Kerl.«
»Du solltest erst mal seinen Besitzer kennenlernen.« Laura wirft mir einen vielsagenden Blick zu.
Obwohl ich weiß, dass sie gut gemeint sind, machen solche Anspielungen mich wütend. Als würden sie Rob verleugnen.
»Wo ihr gerade von seinem Herrchen redet, müssen wir Mac nicht nach Hause bringen?«, fragt Cas, die immer noch besorgt den vierbeinigen Riesen beäugt.
»Ach, der wird wohl hier übernachten. Das macht er oft – morgen früh geht er dann von selbst nach Hause.«
»Und macht sein Herrchen sich keine Sorgen?«
»Sorgen? Wegen Mac?«
»Hm – okay.«
»Nein, nein, Mac ist sehr selbstständig.«
»Das klingt fast, als wäre er ein Mensch.«
»Ist er ja auch beinahe, stimmt’s, mein Süßer?«, gurrt Laura und kommt herüber, um dem
Weitere Kostenlose Bücher