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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Laura herausstürzt, um mich zu begrüßen, zerstreuen sie sich aufgeregt.
    »Hast du ihn mitgebracht?« Meine Mutter klettert fast in den Wagen, während ich durch das Tor fahre, so versessen ist sie darauf, einen Blick in den Karton auf dem Beifahrersitz zu werfen.
    Als ich anhalte, reißt sie die Tür auf und taucht mit erwartungsvollem Lächeln in den Karton hinein.
    »Oh, ist der niedlich! Über den freut sie sich bestimmt.«
    »Glaubst du wirklich?«
    »Jetzt mach nicht so ein besorgtes Gesicht, Nattie – den Kleinen muss man ja einfach gernhaben.«
    »Aber er ist doch von mir.«
    »Ist es ein Er oder eine Sie?«
    »Ein Er.«
    »Keine Sorge, sie verliebt sich bestimmt in den Welpen. Hunde mag doch jeder.«
    Laura hebt den Karton vom Sitz und trägt ihn zum Haus. Unterwegs versucht der junge Hund zu entkommen, sein seidiger Kopf taucht über dem Papprand auf, und er schleckt mit der Zunge über Lauras Finger.
    Ich steige aus und folge meiner Mutter in die Küche. Sie hebt den Winzling aus dem Karton, wiegt ihn in den Armen und lacht dabei vor Freude.
    »Den wird Cassie heiß und innig lieben. So ein süßer kleiner Kerl, was?« Sie hält das zappelnde Tierchen hoch und kichert, als es ihr Gesicht mit nassen Zungenküssen bedeckt. »Du bist ein Prachtkerl, mein Kleiner.«
    »Wo ist sie denn?«
    »Ausgeritten.«
    »Wenn sie wiederkommt, kriegt sie ihn.«
    »Nein, nein, bis zu ihrem Geburtstag bleibt er unser Geheimnis.«
    »Aber wo sollen wir ihn denn bis Sonntag verstecken?«
    »Hank kann ihn heute Abend mit nach Hause nehmen. Und zur Party bringen er und Orlaithe ihn dann wieder mit.«
    »Und Hank hat nichts dagegen?«
    »Ganz im Gegenteil. Ich glaube, du kannst von Glück reden, wenn er den Welpen überhaupt wieder zurückbringt. Hank hat keine eigenen Kinder, und junge Hunde wecken bei ihm immer zärtliche Gefühle.«
    Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass außer seinem Auto noch etwas anderes Hanks zärtliche Gefühle wecken könnte. Er liebt dieses monströse Vehikel, ja, er hat ihm sogar einen Namen gegeben: Es heißt Betsy.
    »Ach, und Mary Ray lässt dich schön grüßen. Ich soll dir das hier von ihr geben.« Ich reiche meiner Mutter das Päckchen, das Mary mir anvertraut hat. Es ist schwer, so als wäre eine Flasche darin.
    Laura deponiert es vorfreudig auf dem Tisch. Doch bevor sie es öffnet, ruft sie Hank aus der Heuscheune, der dort vergnügt an dem Motor des alten roten Treckers herumbastelt. Zehn Minuten später hat er den Trecker vollkommen vergessen, und Laura schickt ihn mit der Anweisung nach Hause, den Welpen am Sonntagmorgen wieder mitzubringen. Doch als ich Hanks herzförmige Augen sehe, habe ich Zweifel, ob er das wohl hinkriegt.
    Nachdem Hank mit dem jungen Hund losgefahren ist, wendet Laura sich wieder dem Päckchen von Mary Ray zu.
    Sie packt eine Flasche mit einer pflaumenfarbenen Flüssigkeit aus.
    »Oh, wunderbar!«, ruft sie. »Das hatte ich gehofft.«
    »Was ist das denn? Wein?«
    Laura schüttelt den Kopf. »Schlehengin. Mary macht den besten Schlehengin, den es gibt. Hier – probier mal.«
    »Aber es ist doch erst zwei Uhr nachmittags«, protestiere ich, als meine Mutter die Flasche öffnet.
    »Genau die richtige Zeit.« Sie füllt ein kleines Glas und reicht es mir. »Na los. Ein Gläschen wird dir schon nicht schaden.«
    Ich schnuppere an der dunkelvioletten Flüssigkeit. Sie ist so stark, dass ich allein schon vom Geruch husten muss.
    »Davon kriegst du Haare auf der Brust, meine Liebe«, sagt Laura. Sie hat ihr eigenes Glas bereits halb geleert und leckt sich genießerisch die Lippen.
    »Nein danke, ich habe auch so schon genug Probleme mit meinem Damenbart«, scherze ich und trinke vorsichtig ein Schlückchen.
    »Na, wie schmeckt er dir?«, fragt Laura.
    Ich spüre, wie der süße Alkohol mir über die Zunge läuft und warm durch meine Kehle bis hinunter in meinen Magen rinnt.
    »Wow. Der ist aber wirklich gut.«
    »Ich hab ja gesagt, dass sie den Allerbesten macht.«
    »Mhm.« Ich nicke und hebe mein Glas wieder an die Lippen.
    Laura schaut zu, wie ich das Gläschen leer trinke, dann hält sie mir die Flasche hin. »Noch einen?«
    Mit klebrig süßen, leicht prickelnden Lippen lächle ich sie an. »Lieber nicht.«
    »Ach komm.« Meine Mutter schenkt sich selbst nach. »Lass uns anstoßen.« Sie hebt ihr Glas und füllt meines erneut. »Darauf, dass ich meine Tochter wieder zu Hause habe.«
    Obwohl ich am nächsten Morgen wieder spät aufstehe, bin ich doch vor Laura aus

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