Wiedersehen in Stormy Meadows
den Federn. Zum ersten Mal, seit ich hier bin.
Keine Ahnung, wie ich überhaupt aus dem Bett gekommen bin. Ich weiß nicht, woraus Mary Ray ihren Schlehengin zusammenbraut, aber seit Rob und ich uns auf unserer Hochzeitsreise in Mexiko mit Tequila besoffen haben, hatte ich keinen so schrecklichen Kater mehr. Gestern Abend haben Laura und ich uns nämlich hingesetzt und fast die ganze Flasche ausgetrunken. Cas hat uns mit gerunzelter Stirn und zusammengepressten Lippen dabei zugeschaut.
Auch eine prickelnd kalte Dusche kann gegen die Kopfschmerzen nur wenig ausrichten, und als ich nach unten stolpere, tue ich mir richtig leid.
Cas hat die Stallarbeit ganz allein erledigt und macht gerade mit Märtyrermiene das Frühstück. Ich schleiche mich wie ein geprügelter Hund in die Küche, lasse mich an den Tisch plumpsen und stütze den Kopf in die Hände. Sobald meine Beine aufhören zu zittern, werde ich Teewasser aufsetzen. Der Weg die Treppe herunter war einfach zu anstrengend.
»Was macht dein Kopf?«, fragt meine Stieftochter, ohne mich anzusehen. Es ist keine besorgte Frage, sondern eine strenge Zurechtweisung.
»Ist noch dran.« Vorsichtig betaste ich meinen Brummschädel mit den Fingern. »Glaube ich jedenfalls.«
Cas feuert die heiße Bratpfanne ins Spülwasser, wo sie zischend untergeht, dann zieht sie einen Topfhandschuh an und greift in den dunklen Bauch des Herdes. Ich schließe die Augen, reiße sie aber gleich wieder auf, als meine Stieftochter geräuschvoll einen dampfenden Teller vor mich hinstellt.
»Du willst mir wohl den Rest geben, was?«, stöhne ich. Der Teller ist bis zum Rand gefüllt mit gebratenem Speck, Pilzen, Eiern und Bratwürstchen. Die beiden Spiegeleier liegen glibberig nebeneinander, wie gelbe Glotzaugen, die sich in meinen pochenden Kopf bohren wollen.
»Wenn das bloß so einfach wäre«, faucht Cas. Sie füllt meine Tasse mit Tee und knallt ihn mit solcher Wucht neben mein Frühstück, dass die braune Flüssigkeit auf den Tisch schwappt.
Dann lehnt sie sich mit verschränkten Armen an die Spüle und beobachtet, wie ich mit der Gabel skeptisch ein Würstchen anpiekse. Mir ist so schlecht, dass ich nicht entscheiden kann, ob es besser ist, etwas zu essen, oder ob ich lieber nüchtern bleiben sollte.
Erst einmal umfasse ich wieder mit zitternden Händen meine Teetasse.
Cas beobachtet mich immer noch.
»Was ist denn?«, fahre ich sie an.
»Du trinkst zu viel«, gibt sie ruhig zur Antwort.
»Na und?«
»Das ist nicht gut für dich.«
»Na und?«
»Dann sauf dich doch zu Tode – ist mir doch egal.« Sie wirft den Topfhandschuh auf den Herd und stapft aus der Küche und die Treppe hinauf. Ich höre den Riegel klappern, als sie versucht, die Stiegentür zuzuknallen, die für derartige Aktionen aber zu leicht ist.
Eine halbe Stunde später ist Cas immer noch nicht wieder aus ihrem Zimmer aufgetaucht, und Laura schnarcht offenbar weiter unter ihrer Decke. Mir ist, als würde ich krank, aber ich weiß genau, dass ich bloß einen Kater habe, und da alle anderen anscheinend den Tag in ihren Zimmern verbringen, beschließe ich, es genauso zu machen.
Eigentlich wollte ich heute wieder losziehen und Cassie noch etwas zum Geburtstag besorgen, aber allein die Vorstellung, es mit den plündernden Horden von Weihnachtseinkäufern aufnehmen zu müssen, macht mich völlig fertig.
Nein, ich weiß nicht, ob meine Beine mich heute durch Truro tragen würden. Ich brauche einen Einkaufsservice, der die Geschenke für mich besorgt. Also krame ich in meiner Handtasche nach meinem Handy und drücke mich so dicht an die Fensterscheibe, wie ich kann, um Empfang zu haben.
»Hallo, Petra.«
»Nat! Wie geht’s dir?«
»Gut, und dir?«
»Ach, frag lieber nicht«, jammert sie.
»Warum, was ist denn los?«, erkundige ich mich besorgt.
»Weihnachten steht vor der Tür«, erklärt sie schroff.
»Jetzt sag bloß nicht, Peter hat dir abgesagt.«
»Nee, nee, überhaupt nicht, obwohl ich mir das inzwischen fast wünschen würde – ach, nein, das meine ich natürlich nicht ernst.«
»Aber wo liegt dann das Problem?«
»Ich mache das Weihnachtsessen.«
»Oh je.« Petra kann nicht mal Eier kochen.
»Ich brauche Rat, Nat. Ich erzähle dir jetzt mal, was ich bisher gemacht habe, und dann sagst du mir, ob das richtig war.«
»Ich will’s versuchen.«
»Ich wusste nicht, wie groß der Truthahn sein muss, also habe ich einen mit zehn Kilo bestellt. Glaubst du, der reicht?«
»Für zwei
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