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Wiedersehen in Virgin River

Wiedersehen in Virgin River

Titel: Wiedersehen in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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den Kopf. „So klein, wie du bist, hättest du dabei natürlich Schwierigkeiten. Denk aber trotzdem mal über die Theorie nach. Wenn du handelst, als würdest du dich nicht vor ihm fürchten, und dabei Hilfe hast – gute, starke und clevere Hilfe –, dann könntest du das überstehen. Wir werden dir helfen. Der Richter, Mel, Jack, Brie, Mike.“
    „Mike?“
    „Mein Freund, der Cop. Mike.“ Er schluckte. „Er sagt, was du jetzt wirklich tun musst, ist, dich zu stellen. Vielleicht nicht gerade bei der Polizei, aber bei irgendjemand, der mit dem Gesetz zu tun hat. Jemand, der deine Geschichte anhören wird. Ich denke da an einen Anwalt oder an den Richter.“
    „Okay“, sagte sie.
    „Okay?“, wiederholte er überrascht.
    „Okay. Ich habe schreckliche Angst, aber okay.“ Sie schauderte. „Entweder dein Weg oder weglaufen und mich verstecken. In beiden Fällen ist die Gefahr ungefähr dieselbe, nämlich er.“ Und ruhig fuhr sie fort: „Danke. Dafür, dass du mir deine Hilfe anbietest.“
    „Es ist schön, helfen zu können“, meinte er. „Tu’s einfach für Chris. Lass uns ihn aus diesem Mist herausziehen.“
    „Ja, das will ich versuchen“, sagte sie, wenn auch mit zitternder Stimme.
    Preacher sah eigentlich nicht aus wie ein Kerl, der es nötig hätte, dass man auf ihn aufpasste, aber es war genau das, was Jack tat. Zum Teil schon aus Gewohnheit. Seit der Zeit, als sie zusammen bei den Marines waren, hatte er dem großen Mann den Rücken gedeckt. Zweimal hatte Preacher unter ihm gedient, während des ersten und zweiten Irakkriegs.
    Momentan gab es aber noch einen anderen Grund, weshalb Jack ihn sehr genau beobachtete. Preacher veränderte sich. Jack hatte es sofort bemerkt, denn es war noch gar nicht so lange her, dass er selbst eine ähnliche Verwandlung durchlaufen hatte. Allerdings hatte Jack genau gewusst, was ihm da geschah, und bei Preacher war er sich nicht so sicher.
    Während der zwanzig Jahre beim Marinecorps und den drei Jahren in Virgin River hatte Jack sich nie auf eine enge Beziehung zu einer Frau eingelassen. Es war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, solide zu werden und sich an eine Frau zu binden. Mehr, als dass er immer nur eine Frau auf einmal hatte, war nicht drin. Und dann war Mel ins Dorf gekommen, um dem alten Doc Mullins bei der Arbeit zu helfen. Es hatte keine Woche gedauert, und Jack war weichgekocht. Der richtige Zeitpunkt, die richtige Frau, die richtigen Umstände. Aber auch wenn es ihn erschüttert hatte und er über seine eigenen Gefühle erschrocken war, es hatte ihn nie verwirrt. Es war eindeutig. Er hatte sich mit einem solch fürchterlichen Knall verliebt, dass er beinahe überrascht war, dass die Redwoods nicht zitterten, als würde ein Erdbeben sie schütteln.
    Mit Preacher war es fast genauso schnell passiert. Paige war in dieser regnerischen Nacht vor gerade mal drei Wochen aufgetaucht, mit ihrem Kind und ihren Verletzungen, und vom ersten Moment an konnte Jack Preacher anmerken, wie er entflammte. Anfangs zeigte es sich in dem starken Bedürfnis, Unrecht wiedergutzumachen und Schutz zu gewähren, was typisch für Preacher war. Er gehörte zu dieser Kategorie von Mann. Nach außen hin hart und innen weich wie Butter. Gerechtigkeit und Loyalität, diese Werte bedeuteten ihm alles. Aber in den darauffolgenden Tagen hatte sich das, was Jack beobachtete, weiterentwickelt. Preacher behütete Paige in einem Ausmaß, das von mehr sprach als nur von seinem guten Herzen. Wenn er sie ansah, wurden seine Augen ganz dunkel. Sie glühten. Dann schüttelte er sich, sah schnell weg und runzelte die Stirn, als wollte er Gefühle begreifen, die er vorher nie gekannt hatte.
    Was das andere Geschlecht betraf, da hatten Jack und Preacher einen völlig unterschiedlichen Hintergrund. Durch Abstinenz hatte Jack sich noch nie ausgezeichnet. Für ihn gab es immer irgendwo eine Frau, immer war er von diesen Bedürfnissen getrieben. Preacher dagegen war ein Einzelgänger. Aber auch wenn er eine sehr zurückhaltende Persönlichkeit war, er war nicht verschlossen. Tatsächlich war er sehr offenherzig. Transparent. Jack war überzeugt, dass er davon wüsste, wenn Preacher mit Frauen zu tun gehabt hätte. Nein, da war er sich ziemlich sicher. Das hier war für Preacher eine erste Erfahrung. Er wurde mächtig von einer Frau angezogen und hatte nicht die geringste Idee, wie er damit umgehen sollte.
    Und weil ihm sein Freund so sehr am Herzen lag, hielt Jack auch ein Auge auf Paige. Sie war

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