Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
Daniela und er fast eine Stunde lang über ihre Bemerkung gestritten. Schließlich hatte Kyle versucht, es wiedergutzumachen. Sie war schließlich extra nach Chicago geflogen, um ihn zu überraschen. Er wollte nicht den ganzen Abend mit Streitereien verschwenden, besonders da sie sich danach ein paar Wochen lang nicht mehr sehen würden.
»Ich sage dir was«, hatte er eingelenkt, während er seine Arme um sie gelegt und sie an sich gezogen hatte. »Ich besorge uns nach dem Essen eine Flasche Champagner. Dann können wir beide feiern, wenn ich wieder zurück bin.«
»Ach Baby, das klingt wirklich verführerisch«, hatte sie erwidert und ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange gegeben. »Aber ich fühle mich heute eher danach … wie sagt man noch … einen draufzumachen. Ich glaube, ich rufe mal Janelle an. Sie ist diese Woche für ein Shooting in Chicago. Du erinnerst dich doch noch an Janelle, oder? Du hast sie mal in New York kennengelernt, als wir im Boom Boom Boom waren …« Ihre Stimme verlor sich, während sie mit ihrem riesigen Schminkkoffer in seinem Badezimmer verschwand.
In dieser Nacht kehrte Daniela erst um fünf Uhr morgens in Kyles Wohnung zurück, nur eine halbe Stunde, bevor er normalerweise aufstand, um seinen Morgenlauf zu absolvieren. Sie kam mit dem Schlüssel herein, den er ihr gegeben hatte, ließ sich auf sein Bett fallen und begann zu schnarchen. Ohne ihre Christian Louboutins auszuziehen. Kyle machte sich nicht die Mühe, sie zu wecken, und als er von der Arbeit nach Hause kam, war sie bereits nach L.A. weitergeflogen.
Das war wahrscheinlich das zweite Anzeichen für Probleme gewesen.
Die nächsten vier Tage hörte er nichts von Daniela. Zuerst nahm er an, dass sie mit dem Dreh für das Musikvideo beschäftigt war, aber als sie weder auf seine Anrufe noch auf seine SMS reagierte, fing er an, sich Sorgen zu machen. Er wusste, dass sie es beim Feiern mit ihren Freunden manchmal übertrieb, und er begann zu befürchten, dass sie zu einer dieser tragischen Geschichten der Boulevardpresse geworden war: Das Supermodel, das zu viel trank und starb, weil es in einem Hotelbadezimmer ausgerutscht und ihm sein fünf Tonnen schwerer Schminkkoffer auf den Kopf gefallen war.
Am vierten Abend ihrer Reise bekam er schließlich eine Antwort.
@KYLERHODES SRY, DAS WIRD NICH TS MIT UNS. BIN IN L.A. MIT JEMANDE M, DEN ICH KENNENGELERNT HABE. DU B IST SÜSS, ABER REDEST ZU VIEL Ü. CO MPUTER.
Das musste Kyle ihr lassen: Man benötigte Können – sowie ein eiskaltes Herz und fragwürdige Rechtschreibung –, um mit jemandem in hundertvierzig Zeichen Schluss zu machen. Sie hatte nicht mal den Anstand besessen, ihm eine private Nachricht zu schicken. Nein, sie hatte es einfach getwittert, sodass es jeder sehen konnte. Aber das war noch nicht einmal das Schlimmste. Zwanzig Minuten später postete sie einen neuen Tweet, diesmal mit dem Link zu einem Video, in dem sie mit dem Filmstar Scott Casey in einem Whirlpool rummachte.
Das war echt scheiße.
Als Kyle das Video sah, fühlte es sich an, als ob ihm jemand in den Magen geboxt hätte. Er wusste, dass sie Probleme hatten, aber was Daniela ihm da gerade antat, war so … herzlos. Besonders da sie ihn dabei wie einen vollkommenen Idioten aussehen ließ. Er konnte die Überschriften schon sehen:
SEXY SAUNASKANDAL!!!
Supermodel betrügt Milliardärserben
Er arbeitete in der Computerbranche, er wusste, was passieren würde. Das Video würde sich innerhalb weniger Minuten wie ein Lauffeuer im Internet verbreiten. Ein nasses Supermodel im knappen Bikini, ein Filmstar und die Tatsache, dass das Ganze mit den malerischen Hollywood Hills im Hintergrund auch noch recht ansprechend aussah – jeder würde es zu sehen bekommen.
Aber nicht, solange er da noch ein Wörtchen mitzureden hatte.
Kyle schnappte sich eine Flasche mit Scotch aus der Hausbar in seinem Arbeitszimmer und nahm einen guten Schluck. Und dann noch mal vier Schlucke. Und nur ein einziger Gedanke schoss ihm immer wieder durch den Kopf.
Zum Teufel mit Daniela!
Er war vielleicht kein Filmstar, der Boss eines milliardenschweren Unternehmens oder auf den Titelseiten des Time Magazines und der Newsweek , aber er war auch kein Niemand. Er war Kyle Rhodes, und er war ein Technikgott. Seine Spezialität war Netzwerksicherheit, verdammt noch mal – er konnte sich einfach in Twitter hacken, Danielas Tweets und das Video von der Seite löschen, und niemand würde je etwas davon erfahren.
Und er wäre mit
Weitere Kostenlose Bücher