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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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»Sie lässt sich weder einschüchtern noch überreden, noch kann man ihr etwas vormachen.«
    Allerdings würde es niemandem gelingen, Mrs Folliat einzuschüchtern oder ihr etwas vorzumachen, dachte Poirot.
    Der Kommissar hatte seinen Tee ausgetrunken und sich seufzend verabschiedet; Poirot hatte sich wieder mit seinem Puzzlespiel beschäftigt, um sich von seiner wachsenden Erbitterung abzulenken. Er war nicht nur erbittert, sondern fühlte sich auch gedemütigt. Mrs Oliver hatte ihn, Hercule Poirot, kommen lassen, um ihr bei der Aufklärung unheimlicher Vorgänge zu helfen; sie hatte geahnt, dass etwas nicht geheuer war, und sie hatte sich nicht getäuscht. Sie hatte volles Vertrauen zu Poirot und hoffte, dass er ein eventuelles Verbrechen verhindern könnte – aber es war ihm nicht gelungen. Dann glaubte sie, dass er den Mörder entdecken würde – und auch das war ihm nicht geglückt. Er tappte im Dunkeln, in einem dichten Nebel, der nur manchmal von einem Lichtstrahl erhellt wurde. Aber trotz dieser Lichtblicke war er nicht weitergekommen, weil er ihre Bedeutung nicht richtig erfasst hatte.
    Poirot stand auf, ging auf die andere Seite des Kamins, rückte den zweiten quadratischen Sessel in einen bestimmten Winkel zur Wand und nahm darauf Platz. Er war von dem aus bemaltem Holz bestehenden Puzzlespiel zu dem Puzzlespiel eines Mordproblems übergegangen. Er nahm sein Notizbuch aus der Tasche und schrieb mit kleinen sauberen Buchstaben:
     
    »Etienne de Sousa, Amanda Brewis, Alec Legge, Sally Legge, Michael Weyman.«
     
    Für Sir George und für Jim Warburton wäre es technisch unmöglich gewesen, Marlene Tucker zu ermorden; da das aber für Mrs Oliver nicht zutraf, setzte er auch ihren Namen nach kurzem Zögern mit auf die Liste. Schließlich fügte er noch Mrs Masterton hinzu, weil er persönlich sich nicht daran erinnern konnte, sie zwischen vier Uhr fünfzehn und fünf Uhr dauernd auf der Wiese gesehen zu haben. Henden, den Namen des Butlers, setzte er hauptsächlich deshalb auf die Liste, weil ein unheimlicher Butler eine Rolle in Mrs Olivers Mörderjagd spielte, jedoch hegte er gegen den schwarzhaarigen Künstler mit dem Gongschlegel eigentlich keinen Verdacht. Dann schrieb er noch: »Junger Mann mit dem Schildkrötenhemd?« mit einem großen Fragezeichen. Er schüttelte den Kopf, lächelte, nahm eine Stecknadel, schloss die Augen und stach blind in seine Liste hinein. Nicht besser und nicht schlechter als andere Methoden, dachte er.
    Er war mit Recht verärgert, als er feststellte, dass die Nadelspitze den letzten Namen durchbohrt hatte.
    »Ich muss von Sinnen sein«, sagte Hercule Poirot. »Was hat der junge Mann im Schildkrötenhemd mit dem Mord zu tun?«
    Aber dann realisierte er, dass er einen bestimmten Grund gehabt haben musste, diesen rätselhaften Burschen mit auf die Liste zu setzen. Er erinnerte sich nochmals an den Tag, an dem er im Folly gesessen hatte, und an das erstaunte Gesicht des Jungen, als er ihn dort sitzen sah. Kein sehr sympathisches Gesicht, obwohl es jung und hübsch war – es hatte einen arroganten, rücksichtslosen Ausdruck. Der junge Mann war zu einem bestimmten Zweck ins Folly gekommen. Er hatte sich mit jemandem verabredet, den er öffentlich nicht treffen konnte oder treffen wollte. Es war eine Verabredung, die nicht auffallen sollte – eine geheimnisvolle Zusammenkunft, die vielleicht etwas mit dem Mord zu tun haben konnte …
    Poirot dachte weiter darüber nach. Ein junger Bursche, der in der Jugendherberge abgestiegen war, der sich also höchstens für zwei Nächte in der Nachbarschaft aufhielt … War er zufällig dorthin gekommen? War er einer von den vielen jungen Studenten, die England bereisten? Oder war er aus einem bestimmten Grund gekommen, um sich mit einer bestimmten Person zu treffen? Er hätte auf dem Gartenfest eine zufällige Bekanntschaft gemacht haben können – wahrscheinlich war das der Fall.
    Ich weiß eine ganze Menge, sagte sich Hercule Poirot; ich habe viele, viele Teile des Puzzlespiels in Händen, ich habe eine Idee über die Art des Verbrechens, aber scheinbar sehe ich es noch nicht im richtigen Licht.
    Er wandte ein Blatt in seinem Notizbuch um und schrieb:
     
    Hat Lady Stubbs Miss Brewis gebeten, Marlene Kuchen und Limonade zu bringen? Wenn nicht, aus welchem Grund behau p tet Miss Brewis, dass sie es getan habe?
     
    Er dachte über diesen Punkt nach. Miss Brewis hätte leicht selbst daran denken können, dem Mädchen Erfrischungen zu

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