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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ist.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Sie irren sich – dies ist das Ende. Und ich kann sowieso nichts tun – gar nichts.«
    Er stand auf und blickte auf sie herab. Sie sagte in einem fast ärgerlichen Ton: »Sogar die Polizei hat aufgegeben.«
    Poirot schüttelte den Kopf.
    »O nein, Madame. Sie irren sich. Die Polizei gibt nicht so schnell auf, und ich auch nicht«, fügte er hinzu. »Bitte merken Sie sich, Madame, dass Hercule Poirot niemals etwas aufgibt.«
    Diese abschließende Bemerkung war sehr typisch für Hercule Poirot.

18
     
    N achdem Poirot Nasse verlassen hatte, ging er ins Dorf und erkundigte sich nach dem Haus der Familie Tucker. Er klopfte an die Haustür, aber Mrs Tuckers schrille Stimme übertönte alle anderen Geräusche.
    »… und was stellst du dir eigentlich vor, Jim Tucker? Was fällt dir ein, mit deinen dreckigen Stiefeln über mein sauberes Linoleum zu trampeln? Hundertmal hab ich dir das schon gesagt, den ganzen Morgen hab ich geschrubbt und gebohnert, und wie sieht’s nun wieder aus?«
    Mr Tuckers Antwort auf die Vorwürfe seiner Frau klang wie ein fernes Grollen, aber mit einem versöhnlichen Unterton.
    »Du vergisst alles, weil du nur den einen Gedanken im Kopf hast, möglichst schnell das Radio anzustellen, damit du um Gottes willen nicht die Sportnachrichten versäumst. Dabei dauert es doch keine zwei Minuten, sich die Stiefel auszuziehen … Behalt deinen Bonbon gefälligst im Mund, Gary, und nimm deine klebrigen Finger von der guten silbernen Teekanne … Draußen klopft jemand … sieh mal nach, wer es ist, Marylin!«
    Die Tür wurde vorsichtig geöffnet, und ein etwa elfjähriges Mädchen mit einem Bonbon im Mund sah Poirot misstrauisch an. Es war ein ganz niedliches kleines Mädchen mit blauen Schlitzaugen, etwas zu wohlgenährt; es sah aus wie ein rosiges Marzipanschweinchen.
    »Ein Herr steht draußen, Mum!«, rief sie ins Haus.
    Mrs Tucker kam zur Tür; eine unordentliche Haarsträhne fiel ihr in das erhitzte Gesicht.
    »Was wollen Sie?« fragte sie unfreundlich. »Wir brauchen keine …« Sie unterbrach sich, sah Poirot nochmals an und schien sich plötzlich dunkel an ihn zu erinnern.
    »Warten Sie mal, waren Sie nicht damals mit der Polizei?«
    »Es tut mir sehr Leid, schmerzliche Erinnerungen aufzurühren, Madame«, sagte Poirot und betrat das Haus, ohne eine Aufforderung abzuwarten.
    Mrs Tucker warf einen schnellen, verzweifelten Blick auf seine Füße, aber Poirots spitze Lackschuhe waren nur mit der Hauptstraße in Berührung gekommen und hinterließen keine Schmutzspuren auf dem frisch gebohnerten Linoleum.
    »Bitte kommen Sie herein«, sagte sie und öffnete eine Tür zu ihrer Rechten.
    Poirot wurde in eine unheimlich ordentliche Wohnstube geführt, die nach Metall- und Möbelpolitur roch und ein Sofa, zwei Sessel, zwei Geranientöpfe, einen reich verzierten Kaminvorsatz aus Messing und viele verschiedenartige Nippsachen enthielt.
    »Bitte nehmen Sie Platz. Ich kann mich leider nicht an Ihren Namen erinnern – ich hab ihn, glaub ich, auch noch nie gehört.«
    »Mein Name ist Hercule Poirot«, erwiderte Poirot schnell. »Ich hatte hier in der Gegend zu tun, und ich bin vorbeigekommen, um Ihnen mein Beileid auszusprechen und um mich zu erkundigen, ob man den Mörder Ihrer Tochter gefunden hat.«
    »Nein, man hat nichts von ihm gesehen«, erklärte Mrs Tucker bitter, »und wenn Sie meine Meinung wissen wollen, ich halte es für eine Sünde und eine Schande! Mit unsereinem gibt sich die Polizei eben keine Mühe. Ich halte überhaupt nichts von der Polizei; wenn die alle wie Bill Hoskins sind, wird das ganze Land bald eine Verbrecherhöhle sein – der tut nichts, als in die Autos zu starren, die am Waldrand parken.«
    Jetzt erschien Mr Tucker, der seine Stiefel ausgezogen hatte, in Strümpfen an der Tür. Er war ein kräftiger Mann mit einem roten Gesicht und friedlicher Miene.
    »Schimpf nicht immer auf die Polizei, die haben’s auch nicht leicht«, sagte er. »Ist nicht so einfach, diese Verbrecher zu finden« – er wandte sich an Poirot – »sehen aus wie Sie und ich.«
    Das kleine Mädchen, das Poirot die Tür aufgemacht hatte, und ein etwa achtjähriger Junge erschienen hinter ihrem Vater und betrachteten Poirot mit großem Interesse.
    »Das hier ist Marylin, und das ist Gary«, stellte Mrs Tucker vor. »Sag schön guten Tag, Gary, und benimm dich.«
    Gary verzog sich ohne ein Wort zu sagen.
    »Ist’n bisschen scheu«, erklärte seine Mutter.
    »Sehr

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