Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
freundlich von Ihnen, nach Marlene zu fragen«, meinte Mr Tucker. »Das war ein furchtbarer Schlag für uns – ganz furchtbar.«
    »Ich komme gerade von Mrs Folliat; auch sie scheint noch immer darunter zu leiden«, sagte Poirot.
    »Sie kann sich gar nicht erholen«, stimmte Mrs Tucker zu. »Ist eben eine alte Dame, und es war ja auch ein großer Schock, überhaupt wo’s auf ihrem eigenen Gut passiert ist.«
    Poirot stellte wieder einmal fest, dass Mrs Folliat nach wie vor unbewusst von allen als die Besitzerin von Nasse House angesehen wurde.
    »Fühlt sich wohl mitverantwortlich«, fuhr Mrs Tucker fort, »wo sie in Wirklichkeit doch gar nichts damit zu tun hat.«
    »Wer hat eigentlich vorgeschlagen, dass Marlene das Opfer spielen sollte?«, fragte Poirot.
    »Die Dame aus London, wo Bücher schreibt«, erwiderte Mrs Tucker prompt.
    Poirot lächelte schwach.
    »Aber sie war doch ganz kurz hier; sie kannte Marlene nicht einmal.«
    »Eigentlich hat Mrs Masterton die Mädchen zusammengetrommelt, und die wird wohl auch gesagt haben, dass unsere Marlene es tun sollte«, erklärte Mrs Tucker. »Und unsere Marlene hat sich darüber gefreut.«
    Wieder hatte Poirot das Gefühl, gegen eine Mauer anzurennen; aber er wusste jetzt, was Mrs Oliver empfunden hatte, als sie ihn um seine Hilfe bat. Irgendjemand, der sich selbst im Hintergrund hielt, hatte andere für sich arbeiten lassen, hatte Mrs Oliver und Mrs Masterton vorgeschoben. Er sagte:
    »Ich habe mir wiederholt die Frage vorgelegt, ob Marlene diesen – diesen irrsinnigen Verbrecher gekannt haben könnte.«
    »So einen hat sie bestimmt niemals nicht gekannt«, stellte Mrs Tucker entrüstet fest.
    »Ja, aber wie Ihr Mann eben so richtig bemerkte, ist es nicht leicht, diese Verbrecher als solche zu erkennen. Sie sehen oft ganz unverdächtig aus. Jemand könnte beim Gartenfest, oder schon vorher, mit Marlene gesprochen haben, ganz harmlos und freundschaftlich, er mag ihr sogar Geschenke gemacht haben.«
    »Ausgeschlossen, unsere Marlene hat von keinem Fremden Geschenke angenommen, die wusste, was sich schickt.«
    »Aber vielleicht hatte sie das Gefühl, es handele sich ja um eine nette Dame«, meinte Poirot.
    »Jemand wie die junge Mrs Legge vielleicht?«
    »Ja, jemand wie Mrs Legge«, bestätigte Poirot.
    »Die hat unserer Marlene mal einen Lippenstift gegeben«, erzählte Mrs Tucker. »Ich war wütend! ›Ich verbiete dir, das Ding zu benutzen‹, hab ich zu Marlene gesagt, ›dein Vater würde sowas nie dulden!‹ – ›Aber die Dame meinte, ich würde sehr gut aussehen, wenn ich mir die Lippen ein bisschen anmale‹, gab Marlene ganz frech zurück. ›Kümmere du dich gefälligst nicht darum, was die Damen aus London meinen‹, sagte ich zu Marlene. ›Die können sich meinethalben die Gesichter anmalen und die Wimpern schwarz färben und alles, aber du bist ein anständiges Mädchen‹, sagte ich, ›und du wirst dir dein Gesicht mit Wasser und Seife waschen, auf jeden Fall bis du viel älter bist‹.«
    »Aber wahrscheinlich war sie nicht Ihrer Ansicht«, meinte Poirot lächelnd.
    »Wenn ich was sage, meine ich es auch«, erwiderte Mrs Tucker. Die dicke Marylin lachte plötzlich laut los. Poirot sah sie scharf an.
    »Hat Mrs Legge Marlene sonst noch etwas geschenkt?«, fragte er.
    »Ich glaube einen Schal, den sie nicht mehr haben wollte, ziemlich auffallend, aber schlechte Qualität, ich weiß nämlich, was gut ist, ich hab als junges Mädchen in einem feinen Haus gearbeitet. Damals haben die Damen noch gute Sachen getragen – keine grellen Farben, keine Kunstseide oder dieses Nylonzeug, nichts als reine Seide. Die Taftkleider hätten Sie sehen sollen, schwere, steife Seide war das!«
    »Junge Mädchen putzen sich gern«, stellte Mr Tucker wohlwollend fest. »Dagegen hab ich auch gar nichts oder gegen bunte Farben, aber Lippenstift gibt’s bei mir nicht.«
    »Vielleicht war ich ein bisschen zu streng mit ihr«, sagte Mrs Tucker plötzlich mit feuchten Augen. »Und dann ist das furchtbare Unglück geschehen. Hinterher hat’s mir leid getan, dass ich sie so oft angeschrien habe. Nichts wie Unglück, ein Begräbnis nach dem anderen! Ein Unglück kommt selten allein, heißt es, und das stimmt.«
    »Haben Sie noch andere Verluste zu beklagen?«, erkundigte sich Poirot höflich.
    »Meiner Frau ihr Vater«, erklärte Mr Tucker. »Kommt nachts aus dem Wirtshaus zurück, muss gestolpert sein und den Anlegesteg verfehlt haben, fällt ins Wasser und ertrinkt. Hätte in

Weitere Kostenlose Bücher