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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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ohne offiziellen Befehl zu ihm gelangen.«
    »Ich bin als Musketier nur beurlaubt. Das heißt aber nicht, dass ich nicht mehr berechtigt wäre, den Mantel zu tragen, und Monsieur de Tréville wird mir seine Hilfe nicht verwehren.«
    Schweigend dachten seine Gefährten eine Weile über diese Idee nach.
    »Also gut«, sagte La Fargue schließlich. »Nehmen wir an, du schaffst es, zu Malefiz zu gelangen. Was dann? Du hast ihm im Austausch für seine Auskünfte nichts anzubieten.«
    »Ich hätte da schon zwei Argumente für ihn«, platzte Ballardieu heraus und ballte die Fäuste.
    »Nein«, warf Leprat beschwichtigend ein. »Malefiz und ich sind schon fast so etwas wie alte Bekannte. Lasst es uns lieber auf meine Weise versuchen …«
     
    Später, als sich die Klingen bereit machten, nahm La Fargue Marciac zur Seite. »Hast du Cécile gefunden?«
    »Ja, im Saint-Louis- Krankenhaus, bei dem Mann, den sie liebt, wie ich es vermutet hatte. Sie hat an der Tür gelauscht, als wir darüber gesprochen haben, dass er dort im Sterben liegt. Sie ist uns aus dem Palais entwischt, um ihn noch einmal wiederzusehen.«
    »Ist sie jetzt in Sicherheit?«
    »Sie befindet sich in der Rue de la Grenouillère . Niemand wird sie in einem Bordell suchen, und Gabrielle und ihre Mädchen kümmern sich um sie.«
    »Ich dachte, du und Gabrielle, ihr hättet …«
    »Streit?«, unterbrach ihn Marciac mit breitem Lächeln. »Ja, irgendwie schon … Sagen wir, sie war nicht gerade begeistert darüber, dass ich den Dienst unter Eurem Befehl wieder angetreten
habe. Sie erinnert sich nämlich nur allzu gut daran, wie es beim letzten Mal ausgegangen ist.« Dann verstummte er, dachte kurz nach und fuhr schließlich schulterzuckend fort: »Pah! Soll sie doch einen Kurzwarenhändler heiraten!« Damit wendete er sich gutgelaunt zum Gehen.
    Doch sein Hauptmann rief ihn noch einmal zurück: »Marciac!«
    »Ja?«
    »Danke.«
    Überrascht zog Marciac die Augenbrauen hoch, aber er sagte nichts.

18
    Die Wachablösung im Châtelet fand um fünf Uhr am Nachmittag statt. In seinen blauen Mantel mit den silbernen Kreuzen gehüllt, erschien Leprat dort etwa zwanzig Minuten vorher und reichte seinen Erlaubnisschein, unterzeichnet von Monsieur de Tréville, Hauptmann der königlichen Musketiere, persönlich durch die kleine Klappe am Eingang. Daraufhin führte man ihn sogleich zu der Zelle von Malefiz. Er wurde im Schacht festgehalten, einem der schrecklichsten Verliese in den Untiefen von Châtelet . Dort herrschte eine feuchte, stinkende Finsternis, die schon den Mut und die Gesundheit der Härtesten gebrochen hatte.
    Der Kerkermeister überließ Leprat die Laterne, versicherte ihm, dass er am Ende des Gangs in Rufweite bliebe, und zog die Tür hinter sich zu. Das Licht war schwach und erhellte das elende Loch kaum, dennoch blendete es den Gefangenen. Schmutzig, erschöpft und nach Urin stinkend, saß er
mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf einem schimmeligen Strohteppich. Man hatte ihm die Handgelenke über dem Kopf festgebunden. Das lange blonde Haar hing ihm strähnig ins Gesicht.
    »Leprat?«, fragte er erstaunt und kniff angestrengt die Augen zusammen. »Bist du es?«
    »Ich bin es.«
    »Das ist aber freundlich von dir, mich hier zu besuchen. Darf ich dir etwas fauliges Wasser anbieten? Ich glaube, ich hätte auch noch eine steinharte Brotkante, die die Ratten noch nicht erwischt haben …«
    »Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen.«
    Der Musketier schob sein elfenbeinernes Schwert nach hinten, kniete sich vor Malefiz hin und stellte die Laterne zwischen sich und ihn. »Weißt du, was dich erwartet?«
    »Ich denke, man wird mir bald eine Menge Fragen stellen?«
    »Wirst du sie beantworten?«
    »Wenn es mir das Leben rettet.«
    »Dann sprich mit mir. Wenn du jetzt redest, werde ich dir helfen.«
    Malefiz gab ein ersticktes Lachen von sich, verzog das Gesicht zu einem Grinsen, das die Narbe an seinem Mundwinkel noch deutlicher hervortreten ließ. »Ich bezweifle, dass du mir etwas anzubieten hast, Chevalier.«
    »Da täuschst du dich. Diejenigen, die nach mir kommen werden, stellen dir die gleichen Fragen, aber auf eine viel unangenehmere Weise. Im Châtelet mangelt es, wie du weißt, an vielem, aber nicht an Folterknechten …«
    »Der Kardinal schickt bestimmt nicht gleich den Folterknecht. Erst wird er wissen wollen, ob ich nicht auch so gewillt
bin zu sagen, was ich weiß, und in diesem Fall wird man mich auch gut behandeln. Ich bin kein Held, Leprat.

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