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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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lange, denkt Ihr, sind sie nun schon da drinnen?«
    Marciac wies auf die Tür, hinter der La Fargue und Rochefort vor geraumer Zeit verschwunden waren. Der Fechtmeister sah ihn finster an und erwiderte: »Keine Ahnung.«
    »Eine Stunde? Zwei?«
    »Möglich.«
    »Ich frage mich, was sie so lange zu bereden haben. Habt Ihr eine Idee?«
    »Nein.«
    »Und es interessiert Euch kein bisschen?«
    »Der Hauptmann wird uns schon rechtzeitig sagen, was wir wissen müssen.«
    Nachdenklich kratzte sich Marciac den Bart. »Ich könnte an der Tür lauschen.«
    »Nein, dass könnt Ihr nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich es Euch sage und Euch daran hindern werde.«
    »Ja, selbstverständlich. Das ist natürlich ein hervorragender Grund.« Der Gascogner ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen wie ein gerüffelter Schüler. Er leerte sein Glas in einem Zuge, füllte es erneut, und um irgendetwas zu sagen, fragte er: »Was habt Ihr denn die letzten fünf Jahre so getrieben?«

    Vielleicht, um Marciac von der Tür abzulenken, ließ sich Almadès zu einer Antwort herab. »Ich habe meinen Beruf ausgeübt. Zuerst in Madrid und dann hier in Paris.«
    »Ah.«
    »Und Ihr?«
    »Idem.«
    »Seit wann habt Ihr denn einen Beruf?«
    »Äh … Nun ja, eigentlich nicht«, räumte der Gascogner ein, fügte dann aber schnell hinzu: »Was aber nicht heißen muss, dass ich nicht sehr beschäftigt war!«
    »Zweifellos.«
    »Ich habe eine Geliebte. Und so eine Geliebte beschäftigt einen ganz ungemein. Ihr Name ist Gabrielle. Sobald sie mich nicht mehr hasst, werde ich sie Euch vorstellen. Sie ist eine echte Schönheit.«
    »Schöner als die kleine Naïs?«, zog ihn Almadès auf.
    Marciac war als Schürzenjäger bekannt.
    Er bemerkte den Seitenhieb und zuckte beleidigt mit den Schultern. »Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.«
    Schweigen machte sich breit, gegen das nur das Knistern des Feuers in diesem finsteren Saal anzukämpfen versuchte.
    »Die beiden können sich nicht besonders ausstehen«, brach der Gascogner schließlich das Schweigen.
    »Wer?«
    »La Fargue und Rochefort.«
    »Niemand kann Rochefort ausstehen. Er ist Richelieus dunkler Schatten. Ein Spitzel, und sicher auch ein Mörder.«
    »Und wir, was sind wir?«
    »Soldaten. Wir führen einen heimlichen Krieg. Das ist nun wirklich nicht das Gleiche.«

    »Egal, zwischen den beiden besteht ein besonderer Zwist.«
    »Glaubt Ihr?«
    »Nein, ich weiß es. Habt Ihr die Narbe bemerkt, die Rochefort an der Schläfe hat?«
    Almadès nickte.
    »Nun, erwähnt sie niemals in seiner Gegenwart. Rochefort könnte es für eine spöttische Andeutung halten. Er könnte glauben, Ihr wüsstet Bescheid.«
    »Und Ihr wisst natürlich Bescheid …«
    »Nein, aber ich tue so, als ob. Das kann nie schaden.«
    Der Spanier reagierte gereizt: »Ich würde es begrüßen, wenn Ihr jetzt einfach den Mund hieltet, Marciac.«
    Da öffnete sich die Tür, und Rochefort durchquerte den Saal, ohne nach rechts oder links zu blicken. Dann erschien auch La Fargue. Er ging zum Tisch, setzte sich rittlings auf einen Stuhl und begann mit sorgenvoller Miene in den Essensresten herumzustochern.
    »Und?«, erkundigte sich Marciac so nebensächlich wie möglich.
    »Nun, wir haben eine Mission«, erwiderte der alte Kriegsveteran.
    »Und worin besteht sie?«
    »Unterm Strich besteht sie darin, Spanien zu dienen.«
    Spanien.
    Spanien und seinem Drachenhof, Frankreichs Erzfeind.
    Diese Nachricht schlug ein wie das Beil des Henkers auf dem Schafott. Und selbst der beherrschte Almadès hob erstaunt die Augenbrauen.

4
    Saint-Lucq, der vom Großen Coësre erfahren hatte, was er wissen wollte, wartete ungeduldig auf den Tagesanbruch. Er wollte endliche zur Tat schreiten.
    Das Versteck eignete sich hervorragend für die Zwecke der Rabenbande: Es war unauffällig, einsam gelegen und von der Straße durch ein kleines Wäldchen getrennt. Trotzdem lag es nicht einmal eine Stunde von Paris entfernt, an der Grenze des Faubourg Saint-Jaques in der Nähe eines kleinen Weilers, dessen Kirchturm schon von weitem zu sehen war. Dort, am Ufer eines Flüsschens, stand eine stillgelegte Mühle, deren Rad sich schon lange nicht mehr drehte. Das Mauerwerk trotzte dem Verfall noch, aber das Dach hatte bereits ziemlich unter der unbarmherzigen Witterung vieler Jahre gelitten. Der verlassene Besitz war von einer noch immer recht soliden Mauer umgeben. Ihr Portal führte zu einem Weg, der aussah, als sei er seit der Stilllegung der Mühle nicht mehr

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