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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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wachte in einem Sessel sitzend über die Nachtruhe Richelieus. Er erhob sich, wartete aber das Zeichen Seiner Eminenz ab, bevor er die Tür erst einen Spalt und dann ganz öffnete.
    Es trat ein etwa fünfzigjähriger Kapuzinermönch ein. Er trug eine graue Kutte und Sandalen. Lautlos näherte er sich dem großen Baldachinbett, in dem Richelieu saß, den schmerzenden Rücken von dicken Kissen gestützt.
    »Diese Nachricht ist soeben aus Regensburg eingetroffen«, sagte er und hielt dem Kardinal einen Brief hin. »Ich bin sicher, Ihr wollt sie nicht erst morgen lesen.«
    Pater Joseph hieß eigentlich François-Joseph Leclerc du Tremblay und kam aus einer adligen Familie. Bevor er sich mit zweiundzwanzig Jahren berufen fühlte, dem Kapuzinerorden beizutreten, hatte er eine solide militärische Ausbildung genossen. Er reformierte seinen Orden, gründete das Kloster der Filles du Calvaire und machte sich am Hofe aufgrund seines Eifers und seiner Predigten einen Namen. Man nannte ihn die ›graue Eminenz‹, denn er war der engste und einflussreichste Mitarbeiter Richelieus, Mitglied des Rates
und sollte bald Minister werden. Der Kardinal überließ ihm gern die Führung bestimmter Staatsgeschäfte. Die beiden Männer verband eine aufrichtige Freundschaft, gegenseitige Wertschätzung und die Überzeugung, politisch ein Gegengewicht zu den Habsburgern in Europa bilden zu müssen.
    Richelieu schlug sein Buch zu und nahm dankend den Brief entgegen.
    »Es gibt da noch etwas«, sagte Pater Joseph.
    Richelieu verstand und schickte seine Sekretäre hinaus. Nachdem derjenige, der wach war, seine schlafenden Kollegen geweckt und in ein Nebenzimmer begleitet hatte, setzte sich der Kapuziner auf einen Stuhl neben das Bett, und der Kardinal sagte: »Ich höre.«
    »Ich wollte mit Euch über Eure … Klingen sprechen.«
    »Ich dachte, in dieser Sache wären wir uns bereits einig.«
    »Ich habe lediglich eingelenkt, jedoch ohne mich all Euren Argumenten anzuschließen.«
    »Ihr wisst doch ebenso gut wie ich, dass Frankreich bald auf Männer dieses Schlags angewiesen sein wird …«
    »Es gibt noch andere als sie.«
    Richelieu lächelte. »Vielleicht. Und wenn Ihr ›sie‹ sagt, meint Ihr eigentlich ›ihn‹, nicht wahr?«
    »Es ist wahr, dass ich Monsieur La Fargue nicht besonders gut leiden kann. Er ist eigensinnig und hat sich Euch zu oft widersetzt.«
    »Tatsächlich?«
    Der Kapuziner rekapitulierte: »Erinnert Euch an Köln, Breda und an Böhmen. Von dem Desaster in La Rochelle ganz zu schweigen …«
    »Ich glaube nicht, dass man La Fargue dafür verantwortlich machen kann, dass sich La Rochelle von Frankreich abgespalten
hat, um eine protestantische Republik zu werden … Und was die anderen Ereignisse betrifft, die Ihr uns hier in Erinnerung ruft, hat La Fargue meiner Ansicht nach die Anweisungen nur deshalb missachtet, um seine jeweilige Mission besser erfüllen zu können.«
    »Und er wird es wieder tun. Er zählt nicht zu den Menschen, die sich ändern.«
    »Das möchte ich auch hoffen.«
    Pater Joseph seufzte tief, dachte eine Weile über das Gesagte nach und versuchte es aufs Neue: »Und was passiert, wenn La Fargue die wahren Gründe für diese Mission erkennt? Er wird sich verraten fühlen und das vielleicht zum Anlass nehmen, das komplette Vorhaben zum Scheitern zu bringen! Sollte er je die wahre Identität des Grafen von Pontevedra entdecken …«
    »Dazu müsste er überhaupt erst einmal von seiner Existenz erfahren.«
    »Das wird er bestimmt irgendwann. Eure Klingen sind nicht nur Soldaten, sondern auch Spione. Es fehlt ihnen sicher nicht an List und Vorstellungskraft, und sie haben in der Vergangenheit schon ganz andere Wirrnisse durchschaut.«
    Diesmal seufzte Richelieu. »Wenn es wirklich dazu kommen sollte, werden wir schon einen Weg finden … Zur Stunde zählt einzig, dass diese Mission von kapitaler Bedeutung für die Interessen Frankreichs ist. Ihr kennt die Gründe, warum die Klingen sowohl diejenigen sind, die diese Intrige zum Erfolg führen können, als auch die, vor denen sie gleichzeitig verborgen bleiben muss …«
    »Ein merkwürdiges Paradox.«
    »Gestern noch sagte ich dem Hauptmann, dass mir nicht immer die Wahl der Waffen obliegt. Das ist wahr. In dieser
Sache sind die Klingen die Waffen, die ich zu wählen gezwungen bin. Spanien hat die Bedingungen festgelegt. Und ich mache Spanien lieber ein paar Zugeständnisse, als mit anzusehen, wie es uns ernsthaften Schaden zufügt.«
    Pater Joseph nickte

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