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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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verletzter Arm und die frische Wunde am Bein machten ihm schwer zu schaffen. Schweißtropfen brannten ihm in den Augen. Doch als die beiden Gegner keine Anstalten machten, die Initiative zu ergreifen, erkannte er, dass sie auf Verstärkung hofften. Und die ließ nicht lange auf sich warten: Drei Männer kamen die Rue Saint-Dénis hinunter auf sie zugerannt. Es mussten diejenigen sein, die vorher vom Dach aus das Feuer eröffnet hatten.
    Leprat konnte es sich nicht leisten, es erneut mit einer massiven Überzahl aufzunehmen.
    Er korrigierte seine Position, tat so, als wolle er seinen Gegner zur Rechten angreifen, nur um dann ganz plötzlich den anderen zu attackieren. Auf der Elfenbeinklinge brach sich ein Mondstrahl, bevor sie niedersauste und die Faust des Gegners abtrennte. Der Amputierte wich schreiend zurück
und umklammerte den Stumpf, aus dem stoßweise das Blut hervorspritze. Sein Kumpan starrte ihn voll Entsetzen an.
    Leprat nutzte die Gelegenheit, packte ihn am Arm, zog ihn zu sich, versetzte ihm einen harten Kopfstoß mitten ins Gesicht, rammte ihm das Knie in den Schritt und schnitt ihm die Kehle durch.
    Der leblose Körper sank auf den bereits blutgetränkten Boden. Leprat nahm ihm den Dolch ab, den er am Gürtel trug. Dann trat er den drei Nachzüglern entgegen. Er wehrte eine Klinge mit seinem weißen Rapier ab, eine weitere mit dem Dolch, und wich dann der dritten aus. Statt ihm das Auge zu durchbohren, streifte sie nur seine Wange. Dann versetzte er einem der Haudegen einen Fußtritt, und es gelang ihm, die Klingen der beiden anderen in der Luft abzufangen. Das Elfenbein knirschte zwischen den Stahlklingen, zwang sie aber letztlich doch zur Seite. Nun konnte Leprat mit dem Dolch zuschlagen: Er stieß ihn dreimal in die Seite des einen Angreifers, der ohne Deckung war. Leprat sprang auf einen Stein am Straßenrand und enthauptete den Mann, den er gerade getreten hatte und der kaum das Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Ein klebriger Schwall blutigen Regens ging auf den Chevalier d’Orgueil und seinen letzten Widersacher nieder. Mit verzerrten Gesichtern und wütenden Blicken lieferten sie sich noch einige Attacken, wobei sich jeder entlang einer imaginären Linie vor- und zurückbewegte. Doch schließlich machte Leprats Gegner einen fatalen Fehler. In dem Moment, als sein Schädel vom Kinn bis zum Hinterkopf von der Elfenbeinklinge durchbohrt wurde, hauchte er sein Leben aus.
    Trunken vor Müdigkeit und Kampfeslust und geschwächt von seinen Verwundungen, geriet Leprat ins Taumeln. Ein
ungeheurer Ekel überkam ihn. Er musste sich an einer Tür abstützen und erbrach den schwarzen Schleim der Ranz, der in langen Schlieren aus seinem Mund quoll.
    Er dachte schon, er hätte es überstanden, da hörte er das Hufgetrappel eines Pferdes nahen.
    Mit schweren Lidern stützte er sich noch immer an der Hauswand ab, an der er sich erbrochen hatte, und schielte seitlich über die Schulter zu dem Reiter, der langsam auf ihn zukam.
    Es war ein blutjunger und sehr eleganter Edelmann mit einem blonden Bärtchen auf einem prunkvoll gezäumten Pferd. »Ich gratuliere, Monsieur Leprat.«
    Obwohl all seine Gliedmaßen schmerzten wie unter Folter, versuchte sich der Chevalier aufzurichten. Doch es war unübersehbar, dass selbst ein Windhauch ihn nun hätte umwerfen können.
    »Für diejenigen, die ich nicht kenne, immer noch Chevalier d’Orgueil.«
    »Ganz wie Ihr wünscht, Chevalier. Ich bitte um Verzeihung.«
    Leprat spuckte einen Rest Galle und Blut aus. »Und Ihr, wer seid Ihr?«
    Der Reiter blickte teilnahmslos auf ihn herab und richtete eine geladene Pistole auf ihn. »Es lohnt sich wohl kaum, dass Ihr, Chevalier d’Orgueil, meinen Namen mit ins Grab nehmt.«
    Leprats Augen blitzten voll Wut. »Ein Mann von Ehre würde von seinem Ross steigen und den Degen ziehen.«
    »Ja. Ganz recht.«
    Der Marquis de Gagnière zielte und schoss Leprat eine Kugel mitten ins Herz.

2
    Arnaud Jean du Plessis de Richelieu war heute etwas früher als gewöhnlich zu Bett gegangen, und so las er gerade noch ein wenig, als er ein Kratzen an der Tür vernahm. Kerzen brannten im Schlafgemach, und in dieser kühlen Frühlingsnacht loderte im Kamin ein Feuer, das gefräßig die Holzscheite erfasste. Zwei der drei Sekretäre, die das Zimmer mit dem Kardinal teilten, immer bereit, ein Diktat aufzunehmen oder sich um seine angegriffene Gesundheit zu kümmern, schliefen in Betten, die mit Riemen an der Zimmerwand befestigt waren. Der dritte

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