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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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wir nicht entdeckt. Schade um die Pferde, die im Wald für uns bereitstehen.«
    »Aber ich kann doch nicht schwimmen!«
    »Dann lernt Ihr es jetzt.«

5
    An diesem Morgen lag die Vicomtesse de Malicorne matt auf einem niedrigen, länglichen Sessel und genoss die friedliche Stille ihres blühenden Gartens, als ihr die Ankunft des Marquis de Gagnière gemeldet wurde. Neben ihr stand auf einem kostbaren kleinen Sockel der seltsame Globus, in dem flüssige Finsternis waberte. Zärtlich strich sie immer wieder über die glänzende Oberfläche, als streichele sie eine schlafende Katze. Das Innenleben der Seelenkugel reagierte auf jede Berührung. Als Gagnière schließlich die Terrasse betrat, bemühte er sich, nicht hinzusehen. Er wusste um die Gefahr, die von dem Globus ausging, und um den Zweck, dem er
bald dienen würde. Er wunderte sich, wie ungeniert und furchtlos die junge Frau mit dieser Reliquie umging, die ihr von der Schwarzen Kralle anvertraut worden war.
    »Seid gegrüßt, Marquis. Was habt Ihr mir zu berichten?«
    »Leprat ist tot.«
    »Leprat?«
    »Der Bote, den Malefiz und seine Männer zwischen Brüssel und Paris vergeblich aufzuhalten versucht haben. Doch dank Eurer Auskünfte konnte ich ihm heute Nacht in der Nähe des Stadttors von Saint-Dénis auflauern.«
    »Leprat …«, murmelte die junge Frau gedankenverloren. »Sieh einer an …«
    »Ein königlicher Musketier«, fühlte sich Gagnière beflei ßigt zu erklären.
    »Und ein ehemaliges Mitglied der Klingen des Kardinals. Hatte ich Euch nicht gesagt, wir würden bald wieder von ihnen hören?«
    »Doch, gewiss, jedoch …«
    »Habt Ihr ihn getötet?«
    »Ja. Meine Kugel traf ihn mitten ins Herz.«
    »Meinen Glückwunsch. Und der Brief?«
    Der elegante Marquis atmete tief durch. »Er hatte ihn nicht bei sich.«
    Da hob die Vicomtesse das erste Mal den Kopf und sah ihren Besucher direkt an. Ihr engelsgleiches Gesicht zeigte keine Regung, doch in ihren Augen blitzte Wut. »Wie bitte?«
    »Er hatte ihn nicht. Ich glaube fast, er hatte ihn überhaupt nie bei sich.«
    »Ihr meint also, man hätte uns die ganze Zeit zum Narren gehalten, während der wahre Bote heimlich und völlig unbehelligt auf einer ganz anderen Route gereist ist?«

    »Ich glaube ja.«
    »Ja«, sagte die Vicomtesse de Malicorne, die nun wieder ihren Garten betrachtete. »Das ist im Grunde genommen schon möglich …«
    Sie verstummte, und Gagnière wusste nicht, was er tun sollte. Seine ausgezeichneten Manieren verboten es ihm, sich ohne Aufforderung zu setzen. Also blieb er nervös stehen und knetete die beigen Handschuhe, die er in den Händen hielt.
    »Falls der Brief im Louvre angekommen ist …«, unterbrach er das unbehagliche Schweigen.
    »Das würde bedeuten, dass der König und Richelieu nun wüssten, dass wir eine Bedrohung für Frankreich darstellen«, führte die hübsche junge Frau seinen Satz zu Ende. »Wetten, dass ihnen die Aussicht, hier im Königreich bald mit der Schwarzen Kralle zu tun zu haben, nicht gefallen wird.«
    Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen und verriet, dass ihr diese Vorstellung eigentlich recht gut gefiel.
    »Aber es ist ja müßig, über vergossene Milch zu jammern«, winkte sie ab. »Wir haben jetzt Wichtigeres zu tun …«
    Sie erhob sich und hakte sich beim Marquis unter. Gemeinsam flanierten sie durch den Garten.
    Zuerst war Gagnière ein wenig verwundert darüber, aber dann verstand er, dass die Vicomtesse vermeiden wollte, bei der folgenden Unterhaltung belauscht zu werden. Das war überall zu befürchten, sogar hier, sogar in ihrem Hause.
    »Ihr erinnert Euch«, begann sie schließlich, »dass unsere spanischen Brüder und Schwestern uns einen Mann ihres Vertrauens schicken wollten. Nun ist es so weit: Savelda ist in Paris.«

    »Ihr kennt meine Haltung dazu. Ich bin weiterhin der Ansicht, dass wir ihn aus unseren Angelegenheiten heraushalten sollten.«
    »Unmöglich«, winkte die Vicomtesse ab. »Ganz im Gegenteil: Bereitet ihm einen freundlichen Empfang. Enthaltet ihm nichts vor und bedient Euch seiner, so gut das möglich ist. Auch wenn wir beide uns darüber im Klaren sind, dass Savelda uns überwachen soll, so dürfen wir uns doch nichts anmerken lassen. Wir sollten uns geehrt zeigen, dass uns die Große Loge Spaniens einen Mann seines Kalibers zur Verfügung stellt …«
    »Also gut.«
    Nachdem man sich in dieser Sache einig geworden war, wechselte die Vicomtesse das Thema: »Wann gedenkt Ihr Castilla zu fassen?«
    »Sehr bald.

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