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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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linken Schulter quer über die Brust. Er hatte die Kugel abgefangen, die auf sein Herz abgefeuert worden war. Es war also lediglich der harte Stoß gewesen, der ihn umgehauen und betäubt hatte.
    »Gott sei Dank hat mein Mörder nicht auf den Kopf gezielt …«

    »Im Kampf zählt stets auch der Zufall, und nicht immer bringt er Unheil.«
    Der Verletzte nahm das Glas Wein entgegen, welches ihm sein Besucher reichte. Er hatte genug Kriegserfahrung, um zu wissen, dass das Überleben oft nur eine Frage des Glückes war.
    »Ich ahne es ja bereits«, sagte er und prostete seinem Gegenüber zu, »aber verratet mir doch trotzdem, warum ich Monsieur de Tréville zu danken habe.«
    Athos leerte sein Glas, bevor er ihm antwortete. »Trotz des unüberhörbaren Kampfeslärms kamen die Hanswurste, die am Stadttor zu Saint-Dénis Wachdienst hatten, erst gelaufen, als derjenige, den Ihr wiedererkennen würdet, Euch gerade niedergeschossen hatte. Dadurch wurde der Mann in die Flucht geschlagen. Wie nicht anders zu erwarten war, dachten die Wachposten erst, Ihr seid tot. Als sie dann begriffen, dass Ihr noch lebtet, rannte einer schnell zu Monsieur de Tréville, denn aufgrund des Passierscheins, den ihr am Stadttor vorgezeigt hattet, wussten sie ja um Euren Status als Musketier des Königs. Euch brachten sie zu einem Arzt. Doch Monsieur de Tréville eilte sofort herbei, entriss Euch den Klauen des Quacksalbers und übergab Euch der Obhut seines eigenen Chirurgen. Und das war’s.«
    »Das war’s?«
    »Ja, das war’s.«
    »Und wie kam es, dass Ihr nun bei mir Krankenwache haltet?«
    Athos zuckte mit den Schultern. »Ich hatte gestern Dienst«, erklärte er. Um die Sache abzubrechen, erhob er sich schnell, griff nach seinem Hut und verkündete: »Ich muss Euch nun verlassen.«

    »Kehrt Ihr in die Rue du Vieux-Colombier zurück?«
    »Ja.«
    »Mit Eurer Erlaubnis würde ich Euch gern begleiten.«
    »Seid Ihr sicher?«
    »Ich fühle mich dazu durchaus in der Lage, und außerdem wird es höchste Zeit, dass ich Monsieur de Tréville Bericht erstatte … Gebt mir nur einen Augenblick Zeit, damit ich mich ankleiden kann.«
     
    Antoine Leprat wohnte auf der Île de la Cité .
    Frisch gekleidet, aber mit einem stattlichen Dreitagebart im Gesicht, brach er bald gemeinsam mit Athos auf. Er schlug noch vor, auf einen Sprung bei einem Barbier vorbeizuschauen, und sein Begleiter willigte gern ein, denn auch er hatte eine Rasur nötig. Schließlich legte Tréville Wert darauf, dass sich seine Musketiere sehen lassen konnten. Von einem Barbier in der Rue de la Licorne ließen sie sich die Wangen glatt rasieren und hatten auch noch Gelegenheit, sich bei einem kleinen Plausch etwas zu entspannen.
    »Eine Sache würde mich schon interessieren«, sagte Athos.
    »Und die wäre?«
    »Ihr erinnert Euch doch nur an einen Reiter, der Euch niederschoss, oder? Doch die Bogenschützen von der Porte Saint-Dénis behaupten, noch einen zweiten gesehen zu haben … Ein Mann auf einem Pferd, in helles Grau oder Weiß gekleidet, der dem anderen die Stirn bot, als Ihr bereits niedergestreckt am Boden lagt. Er wirkte, wenn man den Schützen Glauben schenkt, fast wie ein Phantom …«
    »Ich habe Euch bereits alles gesagt, woran ich mich erinnere, Athos.«
    Kurze Zeit später, gegen zehn Uhr, schlugen sie den Weg
über die Petit Pont ein, von der aus man die Seine jedoch nicht sehen konnte, da diese Brücke – wie die meisten Brücken im damaligen Paris – bebaut war. Die enge Gasse, die auf beiden Seiten von Häusern gesäumt war, unterschied sich demnach kaum von einer gewöhnlichen Straße. Sie gingen weiter bis zur Porte Saint-Germain , wo ihnen ein lärmendes, ungeduldiges Gedränge das Vorwärtskommen erschwerte. Doch um Paris zu verlassen und in die Vorstädte zu gelangen, war man gezwungen, eines der Stadttore zu passieren.
    Die Hauptstadt war auf allen Seiten befestigt. Geschütztürme, Gräben und meterhohe mittelalterliche Mauern sollten die Stadt vor den Gefahren eines Bürgerkrieges oder den Attacken ausländischer Mächte schützen. Freilich dienten diese Verteidigungsanlagen eher der Abschreckung, denn Kanonen suchte man dort vergebens. In den Gräben sammelte sich Unrat, und die Befestigungsmauern verfielen mehr und mehr, trotz aller Anstrengungen der Stadtverwaltung, die Trümmer immer wieder aufzurichten. Die Pariser jedoch machten sich keine Illusionen über ihren Zustand, und man scherzte, die Mauern seien aus Ton, und es würde schon ein

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