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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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Ihr ihm nun wieder zu Dank verpflichtet … Bedauerlich, denn es ist ganz zwecklos. Trotzdem danke ich Euch … Und nun geht, Brussand. Geht, bevor Ihr Euch noch völlig kompromittiert.«
    »Eure Tage sind gezählt, so viel ist sicher. Aber ich will, dass Ihr mir eines sagt.«
    Auf dem unrasierten und abgespannten Gesicht Laincourts zeichnete sich ein schwaches Lächeln ab. »Das bin ich Euch wohl schuldig, mein Freund.«
    »Sagt mir nur, dass all dies nicht wahr ist«, ereiferte sich der alte Gardist. »Sagt mir, dass man Euch zu Unrecht beschuldigt. Sagt mir, dass Ihr kein Spion seid. Sagt es mir, und im
Namen der Freundschaft werde ich Euch glauben und mich für Euch einsetzen!«
    Der Gefangene blickte seinen ehemaligen Kameraden lange an. »Ich möchte Euch nicht anlügen, Brussand.«
    »Dann ist es also wahr?«
    Schweigen.
    »Teufel!«, rief Brussand aus. »Ihr? Ein Verräter?«
    Niedergeschlagen, enttäuscht, betrogen und immer noch ungläubig wich er einen Schritt zurück. Dann atmete er tief durch, wie ein Mann, der es müde war, dem Unvermeidlichen die Stirn zu bieten, und sagte: »Dann redet es Euch von der Seele. Erklärt Euch, Laincourt. Was es auch sein mag, Ihr werdet dafür bestraft werden. Aber erspart Euch wenigstens die Folter.«
    Laincourt suchte nach Worten. Dann sagte er: »Ein Verräter verrät seine Herren, Brussand.«
    »Ja und?«
    »Ich kann Euch nur versichern, dass ich die meinen nicht verriet.«

7
    Er erwachte sauber und mit versorgten Wunden in dem Zimmer, das er in der Rue Cocatrix gemietet hatte. Er erkannte es an dem vertrauten Dekor, sobald er die Augen aufschlug.
    »Ihr seid also endlich wieder zu Euch gekommen«, hörte er die Stimme eines Mannes sagen.
    Obwohl er recht einfach gekleidet war, strahlte der Edelmann, der an seinem Bett saß, eine natürliche Eleganz aus,
die seinen Adel schon von weitem verriet. Er trug einen Degen, hatte seinen Filzhut abgenommen und schlug das Buch zu, das er in der Hand hielt. Er war an die vierzig Jahre alt und diente in den Reihen der Musketiere des Königs.
    »Seid gegrüßt, Athos«, sagte Leprat.
    »Wie fühlt Ihr Euch?«
    Der Chevalier d’Orgueil richtete sich vorsichtig im Bett auf, um eine Bestandsaufnahme seiner Verletzungen zu machen. Sein Arm war sorgfältig verbunden, ebenso wie sein Bein unter der Decke, die seinen halb nackten Körper wärmte. Er hatte kaum Schmerzen, war ausgeruht und bei klarem Verstand.
    »Erstaunlicherweise gut«, sagte er. »Wo ist der Brief?«
    »Seid unbesorgt, er hat seinen Bestimmungsort erreicht. Der Gardeoffizier am Stadttor von Saint-Denis, dem Ihr den Brief umsichtig, wie Ihr seid, anvertrautet, hat ihn unverzüglich bei Monsieur de Tréville abgeliefert … Habt Ihr Hunger?«
    »Ja.«
    »Das ist ein gutes Zeichen.«
    Athos griff zu einem Korb und stellte ihn zwischen sich und Leprat auf das Bett. Unter dem rot-weiß karierten Tuch befanden sich Wurst, Käse, eine Pastete, ein halber Laib Brot, ein Messer, zwei Gläser und drei Flaschen Wein.
    »Dann«, sagte Leprat, während Athos ihm eine Stulle bereitete, »bin ich also am Leben.«
    »Aber ja doch. Da, nehmt. Ihr müsst Euch stärken.«
    Der Verletzte biss in eine dick mit Pastete bestrichene Scheibe Brot. »Wem habe ich es denn zu verdanken, dass ich noch lebe?«
    »Zunächst einmal dem Himmel, und dann Monsieur de
Tréville … Aber nun erzählt mir erst einmal, was Ihr selbst noch wisst?«
    Leprat kramte in seiner Erinnerung. »Gestern Nacht … es war doch gestern, oder?«
    »Ja.«
    »Gestern Nacht bin ich an der Kreuzung der Rue Saint-Dénis mit der Rue aux Ours in einen Hinterhalt geraten. Fast alle Angreifer konnte ich zurückschlagen, doch dem letzten, einem herausgeputzten Edelmann, konnte ich nicht beikommen. Ich erinnere mich noch, dass er mir eine Kugel ins Herz gejagt hat, aber dann weiß ich nichts mehr.«
    »Wisst Ihr, wer der Attentäter war?«
    »Nein. Aber ich würde ihn unter Tausenden wiedererkennen.«
    Athos nickte. Er kannte weder die Hintergründe noch den Zweck von Leprats Mission, und diskret, wie er war, stellte er keine weiteren Fragen. Allerdings bezweifelte er, dass der Chevalier selbst viel mehr über seinen Auftrag wusste. Athos drehte sich um, nahm Leprats Wehrgehänge von der Stuhllehne und sagte:
    »Dankt dem Himmel, dass er Euch zum Linkshänder gemacht hat.«
    Leprat lächelte.
    Da er Linkshänder war, trug er den Degen an der rechten Seite. Der Riemen des Waffengurts aus dickem Leder hing ihm demnach von der

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