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Wiener Requiem

Wiener Requiem

Titel: Wiener Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Jones
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Werthen-Meisner.«
    Es war Berthes Stimme.
    »Geht es dir gut?«
    »Ja, Liebling. Ich wollte dich nicht beunruhigen«, sagte sie. »Es geht nicht um mich.«
    »Um wen dann?«
    »Mahler. Jemand hat ihn vergiftet.«

13. KAPITEL
    Er sah aus wie eine Wachsfigur.
    Vier kräftige Soldaten des Alpenkorps als Bewachung hievten Mahler auf einer Trage aus dem extra eingesetzten Expresszug aus Salzburg. Prinz Montenuovo hatte keine Kosten angesichts dieses weiteren »Mordanschlags« gescheut, wie der Prinz die Vergiftung Mahlers nannte.
    Mahlers Gesicht zeigte eine grünlich gelbe Farbe, und sein Brustkorb hob und senkte sich unter seinen angestrengten Atemzügen. Als sich die Soldaten mit der Trage im Kaiserin Elisabeth Bahnhof an Werthen vorbeidrängten, öffneten sich flatternd die Augenlider des Komponisten, und er erkannte den Advokaten.
    Als er ihn heranwinkte, näherte sich Werthen ihm und beugte sich über die Trage. Mahler flüsterte so leise, dass Werthen ihn zunächst nicht verstand. Er beugte sich herunter, bis er den Atem Mahlers an seinem Ohr spürte, und verstand jetzt die Worte: »Finden Sie ihn, Werthen, bevor es zu spät ist.«
     
    »Er hat Glück gehabt«, sagte Dr. Baumgartner, der behandelnde Arzt im Allgemeinen Krankenhaus. »Das heißt, es ist natürlich ein Unglück, dass er vergiftet wurde, aber er hatte insofern Glück, weil er nur wenig von den vergifteten Süßigkeiten gegessen hat. Er wird sich wohl vollständig erholen, ohne einen bleibenden Leberschaden davonzutragen.«
    »Sind Sie sicher, dass es das Lokum war?«, fragte Werthen.
    »Die Ergebnisse der Labortests liegen mir bereits vor, es wurde positiv auf Arsen getestet. Übrigens in einer recht großen Dosierung.«
    »Wir werden die Schachtel gerichtsmedizinisch untersuchen lassen müssen«, sagte Gross.
    »Darüber sollten Sie wohl sich mit … wie war noch der Name, Kommissar Drechsler … austauschen.«
    Gross seufzte gereizt. »Können wir jetzt bitte mit Herrn Mahler sprechen?«
    Der Arzt schüttelte kurz den Kopf. »Er braucht zunächst absolute Ruhe. Aber ich denke, dass Sie morgen Vormittag vielleicht …«
    Gross wartete das Ende des Satzes nicht ab, sondern machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Warteraum.
    Werthen errötete ob dieses unhöflichen Benehmens von Gross.
    »Ich möchte mich für das rüde Benehmen meines Kollegen entschuldigen, Dr. Baumgartner.«
    »Sie sollten wirklich dafür sorgen, dass Ihr Freund sich beruhigt. Wenn er so weitermacht, erleidet er noch einen Herzinfarkt.«
    Mit diesen Worten verschwand der Arzt ebenso abrupt wie zuvor Gross.
    Also blieb Werthen allein mit Natalie Bauer-Lechner im Warteraum zurück; Justine wachte persönlich über das Wohlergehen ihres Bruders.
    »Schlussendlich waren es doch noch gute Nachrichten«, sagte sie und sank erschöpft auf einen Stuhl.
    »Darf ich Ihnen etwas bringen? Etwas Wasser?«
    »Nein, mir geht es gut. Es war nur so ein schreckliches Erlebnis. Den ganzen Nachmittag hat er fortwährend gewürgt; er schien innerlich zu verbrennen und trank so viel Wasser, als würde er verdursten. Es war schrecklich, einfach schrecklich. Wir hatten heute ohnehin nach Wien zurückkehren wollen. Gustl muss sich doch auf den
Tannhäuser
in der nächsten Woche vorbereiten. Und nun das.«
    Normalerweise war die Hofoper für einen Teil des Monats Juni und für den gesamten Juli geschlossen, aber in diesem Jahr war eine besondere Feierlichkeit zu Ehren von Cosima Wagner geplant, der Witwe Wagners und Gründerin der Bayreuther Wagner-Festspiele. Dazu gehörte eine Aufführung der Oper
Tannhäuser
. Diese Feier wurde allerdings nicht von der gesamten Wiener Gesellschaft der Musik- und Kunstschaffenden begrüßt, wie Werthen erfahren hatte. Unter Musik-Puristen war Wagner noch immer nicht sonderlich akzeptiert.
    Er setzte sich neben Frau Bauer-Lechner und strich ihr beruhigend über den Arm. »Jetzt ist alles gut. Sie haben den Arzt gehört, es wird nichts zurückbleiben.«
    »Ja«, sagte sie, klang jedoch nicht sehr überzeugt. »Sie macht Sie dafür verantwortlich. Ich meine Justine. Weil Sie ihren Bruder im Stich gelassen haben.«
    »Man kann wohl kaum davon reden, dass ich ihn im Stich gelassen habe. Schließlich hat die Polizei seinen Schutz übernommen.«
    »Er hat Sie sehen wollen, aber Sie haben nur Ihren Assistenten geschickt.«
    Sie war zweifellos außer sich. Aber dies war nicht der richtige Moment für eine solche Diskussion. »Wenn Sie es mir nicht übelnehmen, würde

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