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Wiener Schweigen

Wiener Schweigen

Titel: Wiener Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Strohschein
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pflichtete ihm Schurrauer leise bei.
    Liebharts Ungeduld schien greifbar. »Haben Sie irgendetwas gefunden, das uns weiterhelfen könnte?«
    »Es waren nur noch Überreste vom zehnten Thorakalwirbel aufwärts vorhanden. Alles andere ist wahrscheinlich bis zur Unkenntlichkeit kalziniert. Das bedeutet, dass ein Gegenstand auf die Leiche gefallen ist, der verhindert hat, dass sie vollständig verbrannte.« Dr. Ahran nahm einen Schnellhefter zur Hand und begann darin zu blättern. »Eigenartigerweise ist im Bericht der Feuerwehr nichts dergleichen erwähnt. Ich kann deswegen nicht sagen, was den Oberkörper des Opfers vor den Flammen geschützt hat.«
    »Wieso sind denn die Armknochen so angewinkelt?«
    »Der menschliche Körper durchläuft, wenn er verbrennt, eine interessante Veränderung«, erklärte Dr. Ahran und nahm seine Brille ab. »Arme und Beine sind in Relation zum restlichen Körper relativ dünn, das heißt, sie brennen wie Zunder. Schon bei Temperaturen von wenigen hundert Grad wird die Haut schwarz, das darunterliegende Fett verschmort, nach wenigen Minuten platzt die Haut, und das Fleisch beginnt zu brennen.«
    Obwohl Rosa einiges gewohnt war, wünschte sie doch, dass Dr. Ahran nicht so ins Detail ginge.
    »Dann beginnt das Besondere bei Verbrennungsopfern: Durch die Biomechanik und die Muskelkraft winkeln sich die Arme in Richtung Schulter an, die Beine spreizen sich leicht, wobei die Knie gebeugt sind. Der Grund dafür ist, dass die Beugemuskeln der Arme und Beine stärker sind als die Streckmuskeln. Wenn das Feuer die Muskeln und Sehnen verbrennt und austrocknet, ziehen sie sich zusammen. Ein Brandopfer sieht daher aus wie ein Boxer im Ring. Ausgenommen die Hände und Füße waren gefesselt, oder das Opfer hatte zu wenig Platz, um sich zusammenzuziehen.« Dr. Ahran vergewisserte sich mit einem Blick über den Brillenrand, dass ihm alle folgen konnten. »Da irgendetwas auf dem Oberkörper verhindert hat, dass die Knochen vollends verbrannt sind, ist sie mit Sicherheit auf der Seite gelegen, sonst hätten sich die Arme nicht   so   anwinkeln können. Bemerkenswert finde ich, dass der Schädel noch weitgehend unversehrt ist.«
    »Wieso? Es ist doch, wie Sie bereits gesagt haben, etwas auf dem Oberkörper gelegen?« Liebhart wippte nervös auf und ab. Rosa wünschte, er hätte die Frage nicht gestellt.
    Dr. Ahran nickte und setzte die Brille wieder auf. »Durch die hohen Temperaturen dehnt sich das Gewebe im Schädel aus, irgendwann hat es keinen Platz mehr«, Rosa schloss kurz die Augen, »und dann explodiert der Kopf. Außer es gibt eine Stelle im Schädel, aus der der Druck entweichen kann.«
    »Wie ein Loch, das durch ein Projektil oder durch einen harten Gegenstand verursacht worden ist«, murmelte Rosa.
    »Korrekt«, stimmte Dr. Ahran ihr zu. »Trotz alledem verursacht das Feuer Bruchlinien. Im Falle dieser Toten hat der Gegenstand, der auf sie gefallen ist, jedoch auch auf dem Schädel starke Schäden hinterlassen. Es war sehr schwierig, herauszufinden, ob das Opfer durch den Schlag eines stumpfen oder scharfen Gegenstandes gestorben ist.«
    »Also wieder nichts.« Liebhart versenkte seine Hände in den Hosentaschen.
    »Moment«, zischte Dr. Ahran und sah ihn vorwurfsvoll an. »Nehmen Sie sich bitte die Zeit, in Ruhe hinzusehen, denn dann können Sie erkennen, dass nichts Organisches mehr übrig geblieben ist. Die Rückseite des Schädels war versengt, allerdings nicht besonders stark. Auf halber Höhe, ein wenig rechts von der Mitte, befindet sich ein Loch. Und hier habe ich auch eine interessante Substanz gefunden, nämlich Gold.«
    »Sie haben Gold im Loch des Schädels gefunden?«, fragte Rosa ungläubig.
    »Ja, Gold. Winzig kleine Partikel, mit dem Auge nicht sichtbar und natürlich geschmolzen.« Dr. Ahran sah Rosa streng über seinen Brillenrand an. Die Zwischenbemerkungen schienen ihm auf die Nerven zu gehen. »Man kann daraus schließen, dass das Opfer mit etwas erschlagen wurde, das mit Gold überzogen war. Dieser Gegenstand hat nicht nur ein breites eckiges Stück Knochen herausgebrochen, sondern auch dazu geführt, dass ein eindeutiges Muster zurückgeblieben ist.« Er nahm den Schädel vorsichtig in die Hand und drehte ihn so, dass das Loch für alle sichtbar war. »Vom Loch verlaufen in alle Richtungen zickzackförmige Bruchlinien, und auf der Innenseite des Schädels war der Knochen rund um das Loch herum unregelmäßig verfärbt.«
    »Was heißt das?«, stieß Liebhart

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