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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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noch einmal mein tiefstes Bedauern über Ihren Verlust ausdrücken«, erklärte Leopold Dorin und trat auf die Komeskas zu. »Und ich möchte Sie um Entschuldigung bitten für das Leid, das mein Bruder Ihnen zugefügt hat.«
    Rudolf Komeska nickte kaum merkbar, stützte seine Frau am Ellenbogen und folgte dem Wagen, den die zwei Friedhofsangestellten langsam durch den Nebel davonzogen.

Auf die weiße Wolkendecke
    Fünf Tage später standen Chefinspektor Laurenz Freund und Lukas Spazier am Flughafen in Barcelona, bei sich trugen sie nur eine Aktentasche mit den notwendigen Papieren.
    »Muss komisch sein, wenn man sich tötet und danach weiterlebt. Als jemand anderes«, bemerkte Spazier.
    »Was glaubst du, wie viele Menschen sich das wünschen.«
    »Aber man bleibt doch man selber. Bringt also nicht wirklich was.«
    »Glaubst du, dass man derselbe Mensch ist, nachdem man jemanden ermordet hat?«
    Am Ausgang der Gangway wartete ein Mann mit Schnurrbart und einem Schild, auf dem sie ihre Namen lasen. Er begrüßte sie mit spanisch gefärbtem Englisch.
    Der Spanier führte sie zu einem Extraraum im Transferbereich.
    Florian Dorin saß auf einer Bank, Beamte links und rechts. Er trug Handschellen, sah müde aus.
    Der Mann mit dem Schnurrbart reichte Freund einen Pass.
    Emil Komeskas.
    »Das sind Sie nicht«, sagte Freund zu dem Gefangenen. »Herr Florian Dorin, wir bringen Sie zurück nach Wien.«
    Im Nebenzimmer erledigten sie den Papierkram und tranken einen Kaffee mit den Spaniern. Bei Dorin waren drei Koffer gefunden worden. Zwei enthielten Kleidung. Im dritten entdeckte Freund Dutzende, vielleicht Hunderte Notizbücher. Dorin beschrieb darin Gespräche und Treffen, nannte Namen und Projekte. Es waren die Tagebücher, die seine Ex-Frau und -Freundinnen erwähnt hatten. Freund war gespannt, was eine genauere Lektüre zutage bringen würde.
    Am Mittag führte Schnurrbart sie zu ihrer Maschine, einem gewöhnlichen Linienflug. In der Businessclass waren die letzten zwei Reihen einer Seite für sie reserviert. Dorin setzten sie auf den Fensterplatz, Freund nahm den daneben. Spazier ließ sich hinter ihnen nieder.
    »Werden Sie uns etwas erzählen?«, fragte Freund.
    »Habe ich nicht das Recht auf einen Anwalt?«, fragte Dorin.
    »Natürlich.«
    Das Flugzeug rollte an den Start. Die Stewardessen trugen die Maßnahmen für den Notfall vor.
    »Wie sind Sie dahintergekommen?«, fragte Dorin.
    »Genanalysen«, erklärte Freund.
    »Ich dachte, ich hatte alles arrangiert«, sagte Dorin.
    »Wie hat alles angefangen?«
    Dorin lächelte bitter. Er schwieg. Ein paar Sekunden. Dann sagte er:
    »Ich lernte Emil Komeska auf einer Abendveranstaltung kennen. Reiner Zufall. Wir kamen ins Gespräch, scherzten darüber, dass eine Ähnlichkeit zwischen uns bestand. Das brachte mich auf eine Idee.«
    »Sie müssen mir das ohne Anwalt nicht erzählen.«
    Die Düsen wurden so laut, dass Freund kaum mehr etwas hörte.
    »Ich weiß«, rief Dorin. »Aber was soll’s jetzt noch?«
    Die Maschine hob ab. Und Dorin erzählte.
    »Ich hatte mich in den vergangenen Jahren an der Börse verspekuliert. Auch der Aufschwung konnte das nicht wettmachen. Ich begann, mir Geld von meinen Partnern zu leihen. Ohne dass sie etwas davon mitbekamen. Ich konnte immer wieder neues auftreiben, um alte Löcher zu stopfen. Irgendwann gelang mir das nicht mehr. Es war nur mehr eine Frage der Zeit, bis es meine aktuellen Partner entdecken würden. Das sind keine angenehmen Leute, wenn sie Geld verlieren.«
    »Was Marie Liebar schmerzhaft erfahren musste. Und Ihre eigene Tochter Marlies in höchste Gefahr brachte.«
    Erschrocken fragte Dorin: »Warum? Was ist geschehen?«
    Freund erzählte, von Liebar, von Marlies’ versuchter Entführung.
    Dorin ließ den Kopf sinken.
    »Oh Gott«, flüsterte er. »Das wollte ich nicht.«
    »Was wollten Sie denn?«
    Dorin sah ihn mit traurigen Augen an.
    »Ich dachte, ich könnte Komeska zu einer Art Doppelgänger aufbauen. Wofür genau, wusste ich damals auch noch nicht. Ich freundete mich mit ihm an. Allerdings hielt ich die Bekanntschaft vor allen anderen geheim. Ich forderte ihn auf, es auch zu tun. Ich erfand eine Geschichte von einem Streich, den wir den Leuten spielen konnten. Unseren Vätern zum Beispiel. Natürlich hatten wir bald herausgefunden, dass die beiden sich vor Jahrzehnten in der Politik getroffen hatten. Oder ein Verwechslungsspiel mit meinen Freundinnen«, fuhr Dorin fort. »Ich glaube, das reizte ihn. Manche dieser

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