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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Portier telefonierte, nach zwei Minuten erschien Alexander Sowitsch. Spazier hatte ihn überprüft. Neununddreißig Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, wohnte in Wien. Sachbearbeiter Export bei Wesla.
    »Grüß Gott«, sagte Spazier und zog Sowitsch dezent zur Seite, damit der Portier sie nicht hören konnte. »Ich bin Lukas Spazier von der Wiener Kriminalpolizei. Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen, wollte Sie aber nicht in Verlegenheit bringen. Können wir uns kurz irgendwo unterhalten?«
    »K…«, setzte Sowitsch erschrocken an, besann sich und bat Spazier, ihm zu folgen.
    Das Gebäude war innen so grau wie außen, abgesehen von der blauen Auslegeware. Sowitsch führte ihn in ein winziges Büro mit einem Schreibtisch.
    »Ist was passiert?«, fragte er besorgt, nachdem er die Tür geschlossen hatte. Spazier begriff, dass Sowitsch Angst vor einer schlechten Nachricht hatte, die seine Familie betraf.
    »Keine Angst«, beruhigte ihn Spazier. »Ich komme nicht, um schlechte Neuigkeiten zu überbringen.«
    Sie setzten sich.
    »Zumindest nicht, was Sie vielleicht vermuten.«
    »Worum geht es denn dann?«
    »Sie waren vor ein paar Wochen im Büro von Florian Dorin, haben wir gehört, und haben ihm gedroht.«
    Sowitsch ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen und schnaubte.
    »Daher also weht der Wind! Hetzt mir der Arsch jetzt auch noch die Polizei auf den Hals? Dabei gehört der Kerl selbst hinter Gitter!«
    »Wir sind nicht hier, weil Herr Dorin Schritte gegen Sie unternommen hat. Aber vielleicht erzählen Sie mir, warum Sie so aufgebracht sind.«
    Spazier hatte zwar ein paar Artikel zum Thema gelesen, wollte aber Sowitschs Sichtweise hören.
    »Das ist leicht erklärt. Und wieder nicht. Denn wäre es das, müsste ich nicht seit Jahren vor Gericht mit dem Kerl streiten. Zu Hause könnte ich Ihnen jetzt einen Stapel von Ordnern zur Sache zeigen. Dorin hat vor acht Jahren eine Landbeteiligungsgesellschaft MyEstate gegründet. Diese Gesellschaft sollte Land kaufen und gewinnbringend nutzen, vorzugsweise durch Landwirtschaft. Das Unternehmen brachte er vor sechs Jahren an die Börse. Verkauft wurde das Ganze als sichere Anlage. Sie wissen schon, nach dem Motto ›Sie können sich zwar keine Ländereien kaufen, aber einen Teil besitzen‹. Da denkt man, das ist eine solide Angelegenheit, nicht so ein Roulettespiel wie sonst an den Börsen. So ähnlich wie diese Immobiliengesellschaften, die mit derselben Masche geworben haben.«
    Spazier erinnerte sich. In den vergangenen Jahren waren zwei große österreichische Immobilien-Aktiengesellschaften fast kollabiert und hatten Zehntausende Geschädigte zurückgelassen. Quälend langsam arbeiteten sich die Gerichte durch die Materie. Immerhin waren inzwischen erste Urteile zugunsten der Aktionäre gesprochen worden. Die Verantwortlichen saßen aber weiterhin unbehelligt in ihren Villen.
    »Man glaubt, man erwirbt einen Anteil an einer Immobilie oder an einem Stück Land, an etwas Handfestem, etwas Wertbeständigem. Ich habe auch gar keine hohe Rendite erwartet, aber doch einen Vermögenserhalt, also erwarb ich Aktien im Wert von dreißigtausend Euro. Für mich ist das sehr viel Geld. Ein paar Jahre lang ging das gut, besser, als ich erwartet hatte. Die Ländereien wurden immer mehr wert und damit meine Aktien. Angeblich. Und dann ging alles den Bach hinunter.«
    Spazier sah die Bitterkeit in Sowitschs Gesicht. Sein Vermögen war zu gering, um sich über Geldanlagen Gedanken zu machen. So viel aber hatte er mitbekommen, dass Aktien nie eine risikolose Angelegenheit waren. Egal ob es dabei um Anteile an einem Internet-Start-up ging oder an Land, Immobilien oder Goldminen.
    »Wegen der falschen Versprechungen dieser Herren. Wegen ihrer krummen Touren. Das Land war nämlich gar nicht im Wert gestiegen. Die Sache lief so: Jährlich wurde es von angeblich unabhängigen Gutachtern geschätzt. Und weil die Zeiten gut waren, haben die Gutachter einfach den Wert nach oben gesetzt. In einer Spanne von–bis. Dorin und seine Leute haben natürlich immer den höchsten Wert in die Bücher genommen. Tja, nur leider«, er schnippte mit den Fingern, »auf einmal, schwuppdiwups, kam die Wirtschaftskrise, und das Land war angeblich kaum mehr etwas wert. Das muss man sich vorstellen! In Zeiten, wo doch angeblich alle in sichere Werte wie Immobilien und Land flüchten und deren Preise steigen müssten, stürzen meine Landaktien ins Bodenlose. Weil irgendwelche verantwortungslosen Halunken das so

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