Wigges Tauschrausch
Schönheitsoperationen und ein bisschen geschicktes Make-up ihr Geschlecht getauscht haben. Der Tausch des eigenen Geschlechts ist vielleicht das faszinierendste Tauschthema seit Beginn meiner Reise, vor allem, weil dieser Tausch so endgültig erscheint. Deshalb unterhalte ich mich mit den Massage-»Girls« Linda und Amy. Sie sind beide Mitte zwanzig und sehen verblüffend weiblich aus, wie hübsche, junge Frauen. Sie erzählen mir, dass es viele Gründe gibt, warum man sich dazu entscheidet, sein Geschlecht zu tauschen, und dass das im Moment in Thailand sehr viele junge Männer tun.
Linda erzählt mir, dass weibliche Hormone in Thailand sehr leicht und günstig in der Apotheke zu kaufen sind, etwas, das in vielen anderen Ländern undenkbar ist. Amy fügt hinzu, dass man als schwuler Junge in Thailand kaum akzeptiert wird. Beim Thema Schwulsein lächelt im Land des Lächelns also kaum jemand. Als Ladyboy wird man dagegen erstaunlicherweise sehr wohl akzeptiert. Die thailändische Gesellschaft behandelt, nach ihren Aussagen, Ladyboys praktisch wie normale Frauen, auch wenn Ladyboys einige offizielle Jobs wegen ihrer Geschlechtermischung nicht annehmen dürfen. Im Happy-Massage-Business mit den Touristen allerdings können sie viel mehr Geld verdienen, als sie es jemals als Junge schaffen könnten. Linda erzählt, dass sie am Tag locker 2000 bis 3000 Baht verdienen kann, was siebzig Euro entspricht. Das ist mehr als viele Thailänder in einem ganzen Monat verdienen. Deshalb gibt es neben dem persönlichen Wunsch, weiblich sein zu wollen, auch einen wirtschaftlichen Aspekt, warum eine Menge Jungen in Thailand ihr Geschlecht tauschen. Das alles wird zusätzlich erleichtert durch die gute gesellschaftliche Akzeptanz der Ladyboys und die leichte Verfügbarkeit von Hormonen.
Da ich jedoch nicht beabsichtige, mein Geschlecht zu tauschen, muss ich weiter versuchen, mein Gold an den Mann zu bringen. Offensichtlich erwischt mich hier in Thailand das große Tausch-Aus. Es geht einfach nichts mehr. Niemand scheint an Gold und Silber interessiert zu sein. Ein Europäer, der auf offener Straße Gold tauschen will, ist wohl für die höflichen Thailänder zu viel. Es scheint an der Zeit, weiterzuziehen.
T ansania
A frika steht noch aus und ist nicht weit entfernt. Aber in Afrika gibt es so viele Länder, dass ich erst einmal überlegen muss, welche überhaupt für einen Tauschrausch in Frage kommen. Noch so einen Fauxpas wie in Thailand möchte ich mir nicht leisten.
Ich sitze vor der Karte Afrikas und fahre mit dem Finger durch die einzelnen Länder.
Libyen, die Elfenbeinküste und der Sudan kommen für mich aufgrund der politischen Lage erst einmal nicht in Frage. Dann sind da Südafrika und Tunesien, die ich früher schon besucht habe, und ich würde gerne neue Länder kennenlernen. In Mosambik und Angola wird Portugiesisch gesprochen, das ich nicht beherrsche, genauso wenig wie Französisch, weshalb auch etliche westafrikanische Staaten nicht in Frage kommen. Dann sind da die Länder der westlichen Sahara, durch die jahrzehntelang die Rally Paris-Dakar geführt hat, die später aber aus Angst vor islamistischen Extremisten auf unbestimmte Zeit nach Südamerika verlegt wurde. Also bleibe ich da auch lieber weg.
Einige Länder Afrikas, die zu den ärmsten der Welt gehören, wie das schöne Malawi oder Äthiopien, das mir aus den 80er und 90er Jahren mit traurigen Bildern von unterernährten Kindern auf Spendenaufrufen noch gut in Erinnerung geblieben ist. Tauschaktionen mit Gold und Silber wären hier wohl mehr als zynisch. Somalia macht eher wegen eines zerrütteten Staates und wegen der Piraten auf sich aufmerksam, die Frachtschiffe entführen und sicher nicht auf Tauschaktionen stehen. Und dann ist da noch Simbabwe, dessen Präsident Mugabe eine Abneigung gegen weiße Besucher ausgelöst hat. Ach, lieber auch nicht …
Ich bin verzweifelt. Ich blicke auf die Karte eines riesigen Kontinents, vielleicht ist es der schönste überhaupt, mit fantastischen Naturparks, Flüssen, Bergen, Tieren und bestimmt unendlich vielen freundlichen Menschen. Und ich weiß nicht, wo ich mich hinwenden soll, wenn ich nichts falsch machen möchte. Also bitte ich mal wieder um Hilfe im Tauschrausch-Blog:
MANN, WO SOLL ICH NUR HIN IN AFRIKA? BITTE HELFT!
Die Entscheidung fällt zwei Tage später: Ostafrika! Die Länder Tansania und Kenia sind beide touristisch gut erschlossen, es gibt dort aktuell keinerlei politische Unruhen, und – ich
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