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Wigges Tauschrausch

Wigges Tauschrausch

Titel: Wigges Tauschrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wigge
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Käfer von 1966 noch 4000 Real, also 2000 Euro, wert sei. Deshalb biete ich ihm einen Deal an: Christian und ich bestreiten ein Rennen. Er über hundert Meter in seinem alten VW Käfer und ich mit ungefähr dreißig Meter Vorsprung auf einem alten Fahrrad. Sollte er gewinnen,wird nicht getauscht, sollte ich gewinnen, ist der Tausch Vogel gegen Käfer perfekt. Christian scheint Sinn für Humor zu haben und willigt ein.
    So stehen wir auf einer Schotterpiste außerhalb von Pomerode, es ist schwül-warm, und jede Bewegung führt sofort zu Schweißausbrüchen, nicht gerade die beste Voraussetzung, um auf einem alten Rad ohne Gangschaltung ein Rennen gegen ein Auto zu gewinnen. Christian drückt dreißig Meter hinter mir kräftig auf das Standgas, hält dabei die Handbremse fest, lässt sie los und zieht sie wieder an. Der Käfer hüpft unter großem Geheul hinter mir her.
    Aber dann gibt Ivone aus dem Touristenbüro das Startzeichen. AUF DIE PLÄTZE – FERTIG – LOS !
    Ich trete in die Pedale und komme wegen fehlender Gangschaltung zunächst kaum voran. Glücklicherweise hat Christians alter Käfer eine ziemlich schlechte Beschleunigung, so dass er nach fünfzig Metern immer noch hinter mir liegt. Aber dann wird es eng, Christian fährt dicht an mich heran und will links überholen. Aber das Rad schwankt, dadurch dass ich im Stehen in die Pedale trete, dermaßen von links nach rechts, dass Christian unmöglich überholen kann. Es war keine Absicht, vielleicht sollte man es unter »Glück« verbuchen. Christian bleibt an der Ziellinie knapp hinter mir, ein Überholmanöver ist gescheitert. Der Tausch ist perfekt. Christian gibt sich geschlagen und überreicht mir den Käfer. Den Papagei wird er sich später aus dem Zoo abholen.
    Nachdem ich bereits einen fahrbaren Rasentraktor und ein kaputtes Tuk Tuk ertauscht habe, bin ich nun endlich stolzer Besitzer eines Autos. Ich hatte mich im Tauschrausch schon so lange nach einem Auto gesehnt, und endlich istes da, zwar alt, aber heil und fahrbar. Und so knattere ich stolz mit dem weißen Käfer durch Pomerode, vorbei an Fachwerkhäusern und historischen Kirchen, die genauso gut in der Provinz in Deutschland stehen könnten.
    Der Zwischenstand kann sich sehen lassen: VW Käfer, historische Uhr von 1750 und ein Reisegutschein. Zusammen ist all das über 16000 Dollar wert, zwar noch weit von einem Haus entfernt, aber eine über 16000-fache Steigerung gegenüber dem Apfel.
    Doch als Nächstes möchte ich nach New York, und dort mit dem Käfer hinzufahren ist wohl mehr als utopisch. Deshalb ist klar, so schön der Wagen auch ist, er muss schnell weitergetauscht werden. Aber ich habe ja noch einen Joker in der Tasche: Die Vize-Bürgermeisterin hatte doch von diesem Tausch mit der gesamten Gemeinde gesprochen.
    Ich treffe sie und erkläre ihr, dass ich ganz schrecklich stolz auf den Käfer sei, er aber leider in Pomerode bleiben müsse. Die Vize-Bürgermeisterin hat Verständnis für meine Situation und erzählt mir, dass sie einen Tausch in der örtlichen Porzellan-Manufaktur Schmidt vermitteln könne, wenn ich ihr den Käfer dafür überreiche. Ich bin erst mal vorsichtig, da ich mich auf keinen Fall runtertauschen möchte, und erkläre ihr, dass der Käfer einen Wert von mindestens 4000 Real habe. Sie nickt und sagt, ein 12-teiliges Geschirrservice der Manufaktur könne bis zu 8000 Real kosten.
    Am nächsten Tag stehe ich mit Ivone vom Touristenbüro in der Geschirrproduktion. Sie soll für die Vize-Bürgermeisterin den Tausch einfädeln. Wir stehen im Showroom der Fabrik, in dem Porzellan-Sets in den Regalen präsentiert werden. Ich sehe teure, billige, schöne, kitschige Sets, alles, was das Porzellan-Herz begehrt. Wir sprechen mit dem Firmenchef, welches ich nun haben kann. Nach einer kurzen Diskussion mit dem Besitzer macht Ivone einen Vorschlag. Sie schlägt mir ein Spiel vor. Ich bekomme genau dreißig Sekunden Zeit, mir aus den Regalen im Showroom ein Geschirr-Set auszuwählen. Da alle Sets ohne Preisschilder präsentiert werden, wird das Ganze zu einem Glücksspiel. Nehme ich ein billiges Set, habe ich mich drastisch runtergetauscht, nehme ich ein teures, könnte es DER Tausch der ganzen Reise werden. Ich überlege, ob ich mich drauf einlassen soll, aber welche Alternativen habe ich schon? Schließlich muss ich bald zum Tauschrausch-Finale in die USA reisen, mir rennt einfach die Zeit davon. Ich stimme also zu.
    Wieder steht Ivone an der Startklappe: AUF DIE PLÄTZE –

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