Wild und frei
Willenskraft reichte nicht aus, ihn zu beruhigen. Sie besiegte ihre Furcht und suchte einmal mehr Zuflucht im Reden.
“Ich habe keine Angst vor dir”, erklärte sie und hielt seinem durchdringenden Blick stand. “Du hast mich nicht verletzt, als du Gelegenheit dazu hattest. Warum solltest du mir jetzt wehtun? Du brauchst mich viel zu sehr.”
Tapfer gesprochen, aber ihr klopfendes Herz strafte ihren zur Schau getragenen Mut Lügen. Sie konnte fühlen, wie sich seine Brust hob und senkte. Seinen gleichmäßigen Atem spürte sie, während ihr eigener Atem ein flaches Keuchen war, als ob sie bergauf liefe. Jeder Nerv ihres Körpers war angespannt, aber die Angst war einer seltsamen Faszination gewichen. Er war so groß und wild und so … schön.
“Wir sollten jetzt am besten zum Haus zurückgehen”, protestierte sie mit bebender Stimme. “Man wird nach uns suchen. Und mein Vater, er braucht mich …”
Das Messer fiel geräuschlos auf das Moos, als Black Otter mit der freien Hand nach ihrem Hinterkopf griff. Seine Finger verfingen sich in ihrem windzerzausten Haar und drehten ihr Gesicht so, dass nur noch eine Handbreit seine Augen von ihren trennte. Was Rowena in sich spürte, war berauschend. Körperliche Nähe zu einem Mann, den sie hätte lieben können, hatte sie noch nie erlebt. Da ihre Jugend dahin war und sie keine von den Reizen besaß, die Männer bei Frauen anzogen, würde sie vielleicht nie wieder eine solche Nähe spüren. Wäre dies das einzige Mal, ihre einzige Chance in einem Leben voller Einsamkeit?
Mit wild klopfendem Herzen streckte Rowena die Hand nach ihm aus, legte die Arme um seinen Nacken und zog seinen Kopf zu sich herab.
Für einen Augenblick erstarrte er. Doch schon im nächsten Moment spürte sie seine festen Lippen auf ihren und das erregende Spiel seiner Zunge, als er das Innere ihres Mundes zu erforschen begann.
Ihr Verlangen wurde übermächtig, und sie schmiegte sich eng an ihn. Muskulöse Arme, plötzlich drängend, hielten sie fest umfangen. Eine suchende Hand glitt über die sanfte Rundung ihrer Hüfte und zog sie an sich, so dicht, dass sie selbst durch den schweren Stoff ihrer Röcke seine heftige Erregung spüren konnte. Gütiger Himmel, die Macht dieses schmerzenden, brennenden, unwiderstehlichen Begehrens! Schwindlig vor Begierde, drängte sie sich an ihn. Dieser süße Wahnsinn – ja, jetzt konnte sie verstehen, welche Gewalt er über das Fleisch und den Geist hatte, bis nichts anderes mehr zählte. Ja, selbst wenn sie dafür in der Hölle brennen würde, sie wollte alles, hier und jetzt, auch wenn es ihr Untergang wäre. Zum Teufel mit ihrer trübseligen Zukunft!
Black Otter hatte vermutet, dass Rowena unschuldig sei. Jetzt hätte er sein Leben darauf verwettet. Sie war so begierig, so rührend unbeholfen, als er sie auf das Bett aus Farnkraut legte. Er zweifelte jedoch nicht daran, dass sie ihn begehrte. Sie umklammerte seine Schultern, zuerst zögernd, dann wild und verlangend, während sie ihn zu sich herunterzog. Ihre Augen waren fest geschlossen, beinahe als ob sie Angst vor dem hätte, was nun kommen musste.
Die steifen Stoffschichten ihrer Kleidung störten ihn. Wäre sie mit einem Hirschledergewand bekleidet wie die Lenape-Frauen, hätte er es jetzt einfach nach oben geschoben, aber Rowena schien in ihr maßgeschneidertes Kleid eingenäht zu sein. Ihre zusammengeschnürte Taille fühlte sich hart und starr an, ganz anders als seine Finger sie in jener Nacht, da er den Schlüssel gesucht, ertastet hatte. Warum steckten die Weißen ihre Frauen in solche einengende Kleidung? Da war es kein Wunder, dass sie so wenig von der Liebe verstanden.
Zumindest ihr riesiger Rock behinderte seine suchende Hand nicht – aber welch ein Durcheinander von Stoff!
Sie stöhnte ungeduldig, während er sich durch Berge von Stoff wühlte, bis er schließlich die langen, schlanken Beine fand, die darunter verborgen waren. Selbst sie waren mit einem Gewebe bedeckt – ohne Zweifel weich und zart, aber nicht das, was er suchte. Mit seiner Ungeduld wuchs sein Verlangen. Er konnte es kaum erwarten, von ihr umfangen zu werden. Wie ein loderndes Feuer brannte die Begierde in seinem Innern. Sie zu besitzen – ihre festen Brüste zu fühlen und lustvoll von ihren Beinen umklammert zu werden, ihr Stöhnen zu hören, wenn sie den Höhepunkt der Verzückung erreichte …
Black Otter hörte auf zu denken, da er endlich die köstliche Zartheit ihrer nackten Hüften fand. Er hielt inne
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