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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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Wörtern suchte. Schließlich gab er es auf, und es folgte ein leidenschaftlicher Redeschwall in seiner eigenen Sprache.
    “Nein!” Rowena funkelte ihn zornig an, das Gesicht seinem gefährlich nah. Als sie ihm das letzte Mal so nahe gewesen war, hatte das Scheusal sie geküsst. Allein die Erinnerung daran ließ sie erröten. “Wir gehen zurück! Dorthin!” Mit einer wütenden Handbewegung deutete sie auf das Haus. “Sofort!”
    Sie hätte wissen müssen, was nun kam, aber erst als er sie unsanft vom Baum losriss, wurde Rowena klar, dass er sie nun abermals wie einen Mehlsack über seine Schulter werfen wollte. Beim ersten Mal hatte sie sich mit dieser groben Behandlung abgefunden. Aber das würde sie nicht wieder zulassen, das hatte sie sich geschworen. Wutentbrannt kämpfte sie gegen ihn, sich windend und kratzend wie eine Wildkatze.
    Er packte sie bei den Handgelenken und drehte sie zu sich herum.
    “
Wendaxa!”
knurrte er und sah sie herrisch an. “Du kommen!”
    “Ich bin doch nicht dein Eigentum!” Rowena versetzte ihm einen Tritt gegen das Schienbein. “Ich bin eine Engländerin, zehn Mal mehr wert als du! Du hast kein Recht …”
    Ein schwaches Stöhnen von der Brücke her ließ sie mitten im Satz verstummen. Black Otter erstarrte neben ihr, augenblicklich wachsam.
    “Zurück!” Sie zog ihn ins Dickicht, ihr Ärger war verflogen. “Du bleibst hier, ich sehe nach, was das ist.” Sie unterstrich ihre Worte mit Gesten und war erleichtert, als er sich tiefer in den Schatten zurückzog. Zumindest besaß er Verstand genug, um einzusehen, dass es so besser war.
    Rowena hörte wieder das Stöhnen, während sie durch das Dickicht vordrang. Ihre Nerven waren aufs Äußerste angespannt, als sie sich der Brücke näherte. Die Stimme hatte menschlich geklungen, eher wie die eines Mannes als die einer Frau. War jemand verletzt und brauchte Hilfe? Sie konnte nur hoffen, dass der Wilde in seinem Versteck blieb, bis sie entschieden hatte, was zu tun war.
    Er lag knietief im Farnkraut, ausgestreckt am Abhang, deshalb sah Rowena den Mann erst, als sie unmittelbar vor ihm stand. Es war ein ungepflegter, bärtiger, massiger Kerl und, nach seiner selbst angefertigten Kleidung zu urteilen, ein Pächter. Auf dem Rücken liegend, hatte er einen Arm über die Augen gelegt, und er stank nach zu viel Bier. Anscheinend war er auf dem Nachhauseweg von der Taverne in der letzten Nacht zu betrunken gewesen, um im Dunkeln den Weg zu finden, war an der Brücke gestolpert, gestürzt und bewusstlos liegen geblieben.
    Der Mann stöhnte wieder, als sie sich über ihn beugte, und Speichel lief aus seinem Mundwinkel. Er schien sie nicht zu bemerken. Entweder war er immer noch betrunken oder er schlief seinen Rausch aus. Jedenfalls schien er sich bei dem Sturz nicht verletzt zu haben. Wie er so dalag, sah es nicht so aus, als ob er sich etwas gebrochen hätte. Unter diesen Umständen kam Rowena zu dem Schluss, es wäre am besten, den armen Tölpel liegen zu lassen und schnell wieder zurückzugehen. Wenn sie doch nur den Wilden davon überzeugen könnte, dass …
    Sie drehte sich um und schaute zu dem Dickicht hinüber, wo er im Schatten gewartet hatte. Doch jetzt war er nirgends zu sehen.
    Rowenas Bestürzung wuchs, während sie mit den Blicken die Ränder der kleinen Lichtung absuchte – jeden Busch, jeden Baum, jeden Schatten. Nein, ihr erster Eindruck hatte sie nicht getrogen. Der Wilde war tatsächlich nicht mehr da.
    Vielleicht hatte er genug von ihren endlosen Streitereien und entschieden, dass er allein besser dran wäre. Vielleicht hatte er auch befürchtet, der Fremde könnte aufwachen und ihn sehen. Was auch immer in ihm vorgegangen sein mochte, er war verschwunden. Ihr Wilder, für den sie verantwortlich war. Wo war er jetzt?
    Seufzend strich Rowena sich ihr verheddertes kastanienbraunes Haar aus dem Gesicht. Vielleicht war der unberechenbare Wilde gar nicht weggegangen. Es konnte ja sein, dass die lange Krankheit ihren Tribut gefordert hatte … vielleicht war er ohnmächtig geworden und lag besinnungslos im Dickicht. Auf jeden Fall war es am besten, so schnell wie möglich nach ihm zu suchen.
    Sie wollte einen Schritt vorwärts machen, aber mitten in der Bewegung wurde ihr rechtes Bein von einer großen behaarten Hand von hinten gepackt und am Knöchel festgehalten. Sie verlor das Gleichgewicht, drehte sich und fiel, ausgestreckt in ihrem Gewirr von Unterröcken, über den Körper des Mannes.
    Der war nun hellwach,

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