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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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zusammen, als er das Blut sah.
    “Nehmt Eure sogenannte Schwester, und hinaus mit Euch!”, befahl Rowena. “Ich war bereit, Euch ein Zimmer für die Nacht anzubieten, aber Ihr seid zu weit gegangen, Edward Bosley! Ich werde sofort mit meinem Vater sprechen. Wenn ich wieder aus seinem Zimmer komme, erwarte ich, dass ihr beide verschwunden seid!”
    “Aber teuerste Rowena, Euer Vater gab sein Wort …”
    “Mein Vater ist nicht in der Verfassung, sein Wort geben zu können! Wenn ihr sogleich aufbrecht, könnt ihr Falmouth noch vor Einbruch der Nacht erreichen. Dort gibt es im Hafenviertel genügend Wirtshäuser. Und jetzt geht mir aus dem Weg!”
    Ohne Bosley oder Sibyl Gelegenheit zu einer Erwiderung zu geben, drängte sich Rowena an ihnen vorbei und eilte, den Tränen nahe, hinaus in die Halle. Wie hatte sie es nur zulassen können, dass diese grässlichen Leute ihren Vater manipulierten? Wäre sie nur gleich in seine Kammer gegangen, anstatt sich erst zurechtzumachen, dann hätte sie rechtzeitig eingreifen können. Wenn sich herausstellte, dass die beiden Sir Christopher bedroht oder beunruhigt hatten, würde sie sich das nie verzeihen!
    Als sie den Flur entlanglief, angetrieben von einer Angst, der sie nicht einmal einen Namen zu geben wagte, sah sie, dass die Tür zur Kammer ihres Vaters, die angelehnt gewesen war, als sie vorhin nach oben kam, jetzt geschlossen war. Der Anblick dieser geschlossenen Tür beunruhigte sie, aber sie machte sich schnell klar, dass dies nicht unbedingt ein Grund zur Besorgnis sein müsste. Vielleicht wollte Sir Christopher ruhen. Vielleicht hatte er Thomas oder Dickon gebeten, die Tür zu schließen, um den Krach ihres Streites mit Bosley und Sibyl nicht hören zu müssen.
    Bei der Tür angekommen, riss Rowena sie auf. Warme, abgestandene Luft, nach Schweiß und Ammoniak riechend, schlug ihr entgegen und umfing sie wie ein Pesthauch. Rowena trat ins Zimmer und erwartete, die Dienstboten vorzufinden. Sowohl Thomas als auch Dickon waren bei ihrem Vater gewesen, als sie den Raum vorhin verlassen hatte. Keiner von beiden war hier. Sir Christopher lag allein da, schwach und bleich in dem großen Bett. Ohne seine Brille sah er wie ein Fremder aus.
    Er hatte die Augen geschlossen, seine Hände lagen gefaltet auf der Brust, als hätte jemand das so arrangiert. Rowena beugte sich über ihn.
    “Vater?”, sagte sie sanft, um ihn nicht zu wecken, falls er wirklich eingeschlafen war. “Ich bin hier, Vater. Mit Eurem Wilden ist alles in Ordnung – er ist im Stall bei dem jungen Will in Sicherheit.”
    Sir Christopher gab keine Antwort.
    Rowena beugte sich tiefer herab, ihr Herz voller Zärtlichkeit. “Schlaft ruhig”, flüsterte sie. “Wir können über alles reden, wenn Ihr aufwacht. Ich habe Euch so viel zu erzählen.”
    Sie hauchte einen Kuss auf seine faltige Stirn. Die Haut war so kalt wie Alabaster. Erst da erkannte sie, dass er nicht atmete.
    “Vater!” Sie packte seine Hände, schüttelte sie, rieb sie, wehrte sich gegen die schreckliche Gewissheit, vor der es kein Entrinnen gab.
    Nein! Herr im Himmel, nein …
Sie drückte seine leblosen Hände an ihr Gesicht, bedeckte sie mit wilden Küssen und schluchzte, hilflos vor Kummer.

9. KAPITEL
    Black Otter wusste wenig von den Gepflogenheiten der Weißen, aber als Rowena nicht zu ihm ins Pferdehaus zurückkam, war ihm klar, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste. Sein Verstand sagte ihm, dass es nichts Geringeres als der Tod des alten Häuptlings sein konnte.
    Er selbst hatte gesehen, wie der alte Mann gestürzt war, und nun schien es in dem großen Haus drunter und drüber zu gehen. Menschen waren hin und her gelaufen wie Ameisen, deren Nest man zerstört hatte. Er hatte sie den ganzen Abend vom Dachboden aus beobachtet, von wo er durch eine Spalte in der Wand auf den Hof sehen konnte. Jedes Mal wenn sich die Tür öffnete, hatte er versucht, Rowena zu erspähen, aber sie war nicht herausgekommen.
    Gegen Mittag sah er, wie der Fahrer mit dem leeren Pferdewagen davonfuhr. Wenig später war ein großer, massiger Fremder, reich gekleidet in den Farben welkenden Laubs, nach draußen gekommen und hatte mit Besitzermiene die Gebäude, den Hof und das umliegende Land begutachtet. War das der neue Häuptling der Weißen? Würde er nun den großen Wigwam übernehmen, und Rowena, die Tochter des alten Häuptlings, zu seiner Frau machen?
    Das schien ein grausamer Brauch zu sein, aber wer konnte schon die Wege der Weißen

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