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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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besser, als sie gehofft hatte.
    Rowena kam an der Tür zu ihrer eigenen Kammer vorbei, da erinnerte sie sich daran, welchen Anblick sie bot. Ihr zerrissenes Kleid, der zerkratzte Arm und das zerzauste Haar würden ihren Vater aufregen und hätten sicher peinliche Fragen von den Besuchern zur Folge, wer immer sie auch sein mochten. Sie würde rasch ihre Kleidung wechseln und sich das Haar aufstecken. Dann hätte niemand Grund, ihr lästige Fragen zu stellen.
    Rowena schlüpfte leise in ihre Kammer und zog die Tür hinter sich zu. Als sie zum Schrank ging, erhaschte sie einen flüchtigen Blick auf ihr Spiegelbild in der großen Spiegeltür. Fasziniert von dem, was sie da erblickte, trat sie näher heran.
    Die Frau im Spiegel sah zerzaust und unordentlich aus. Unterhalb des Kragens war ihr Mieder zerrissen und gab den Blick auf die Rundungen ihrer elfenbeinfarbenen Brüste frei. Strähnen von feuchtem Haar umrahmten ein gerötetes, sinnliches Gesicht mit leicht geschwollenen Lippen und geweiteten, stürmisch blickenden Augen.
    Sie sah wie eine Fremde aus – unanständig, lüstern, beinahe … schön.
    Sie streckte einen Finger dem Spiegel entgegen, als ob sie unsicher wäre, dass dieses Spiegelbild wirklich ihr eigenes war. Mit einer Hand fasste sie nach dem Knopf, mit dem der Kragen geschlossen war.
    “Da seid Ihr ja endlich!” Die salbungsvolle, nur zu bekannte männliche Stimme ließ Rowenas Mut sinken. “Aber was ist das denn, meine Liebe?” fuhr die Stimme fort. “Um Himmels willen, habt Ihr etwa im Moor herumgetollt? Ich muss schon sagen, Matschflecken stehen Euch gut!”
    Mit äußerster Selbstbeherrschung drehte sich Rowena langsam um und kämpfte gegen das flaue Gefühl in der Magengegend an.
Warum gerade jetzt?
hämmerte es in ihrem Kopf. Und warum ausgerechnet hier?
    Warum musste Edward Bosley, der Witwer ihrer verstorbenen Tante, gerade heute auf Thornhill Manor erscheinen?
    Als sein unverschämter Blick langsam an ihr herabglitt, verschränkte Rowena die Hände über ihrem Mieder, um den Riss in ihrem Kleid zu verdecken. “Was wollt Ihr hier?”, fragte sie kalt. “Und was fällt Euch ein, ohne anzuklopfen in meine Kammer zu spazieren?”
    “Na, na, meine Liebe”, sagte Bosley in gespielter Betroffenheit. Er war ein großer Mann, der in seiner Jugend gut ausgesehen hatte, aber ein Übermaß an Alkohol und gutem Essen hatten eine Speckschicht nach der anderen auf seinem Gesicht und Körper hinterlassen, während der Mangel an frischer Luft an seinem gelblich fahlen Teint schuld war. Seit dem Tod ihrer Tante hatte er wieder angefangen, Theater zu spielen. Erfolg hatte er jedoch nur mit der Rolle des Königs Heinrich VIII., dem er auffallend ähnlich sah.
    “Wollt Ihr Euren armen Onkel denn nicht zur Begrüßung umarmen?”, fragte er und drängte sich in den Raum. “Rowena, Liebe, wo
bleiben
Eure Manieren?”
    “Keinen Schritt näher!”, fuhr Rowena ihn an. “Tante Margret liegt im Grab, wohin Ihr sie gebracht habt, und was mich betrifft, habt Ihr nicht länger das Recht, Euch als zur Familie zugehörig zu betrachten! Was Eure Anwesenheit hier anbelangt, so ist mein Vater viel zu krank, um Besucher zu empfangen. Ihr könnt also wieder auf den elenden Karren steigen, den Ihr draußen angebunden habt, und …”
    “Besucher, habe ich recht gehört?” Bosley zog eine rotbraune Augenbraue hoch, als ob er sich über einen Witz freute, der nur für Eingeweihte verständlich war. “Aber ich bin wohl kaum ein Besucher, Rowena. Wenn Ihr meinen Wagen gesehen habt, so muss Euch auch das viele Gepäck aufgefallen sein. Ich bin
nach Hause
zurückgekehrt, meine Liebe, mit all den weltlichen Gütern, die ich besitze. Euer Vater hat eingewilligt, mich hier wohnen zu lassen, auf Thornhill Manor, bei Euch!”
    Die Wut, die in Rowena hochkochte, wurde geschürt von zwei Jahrzehnten schmerzlicher Erinnerungen. Dieser Mann hatte das Vermögen ihrer Tante in Windeseile durchgebracht und mit seiner unverhohlenen Untreue das Herz der armen Frau gebrochen. In den Jahren seit ihrem Tod hatte er Sir Christopher bei jeder Gelegenheit um Geld angebettelt. Und dann, bei seinem letzten Besuch, hatte er ihr in der Halle aufgelauert …
    “Raus mit Euch!” Rowena packte eine Haarbürste und fuchtelte damit herum wie mit einer Streitaxt. “Ihr jämmerlicher, hinterhältiger Blutsauger! Ganz gleich, welche Versprechungen Ihr meinem Vater in den Mund gelegt habt, ich werde nicht dulden, dass Ihr unter seinem

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