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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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wie ein Hirsch, mit großen, klug blickenden Augen, das sich unruhig in der Dunkelheit bewegte. Dahinter, in der letzten Nische, war das feurige pechschwarze Pferd, das Rowena ihm zuerst gezeigt hatte – ein herrliches Geschöpf, würdig, den mächtigsten aller Häuptlinge zu tragen.
    Black Otter schlich von einer Nische zur nächsten. Er streichelte die Pferde und flüsterte ihnen leise Liebkosungen in seiner Sprache zu. Welche Möglichkeiten hätte sein Volk mit solchen Tieren? Grenzenlos könnten sie das Land erkunden, Wild jagen, die marodierenden Feinde bezwingen.
    Schließlich blieb er vor dem Stall des feurigen Schwarzen stehen. Das Pferd wieherte und stieß mit samtigen Nüstern gegen seine Handfläche. Er streichelte den wunderschönen, sich nach unten verjüngenden Kopf und stellte sich vor, wie es wohl sein mochte, auf dem breiten Rücken zu sitzen und unter sich das Aufstampfen dieser kräftigen Beine zu fühlen, wenn sie Zeit und Entfernung dahinschwinden ließen und den Wind überholten.
    Es müsste sein wie fliegen …
    Was jetzt geschah, hatte Black Otter nicht vorgehabt, aber die Versuchung war zu stark, um ihr zu widerstehen. Dem Gedanken folgte unaufhaltsam die Tat.
    Die Stalltür war von innen verriegelt. Er schob den Riegel zurück und öffnete schwungvoll die Tür. Die hereinströmende Luft roch nach Regen. Er wartete einen Augenblick und atmete tief durch. Dann wandte er sich um, ging vorsichtig zur Nische des schwarzen Pferdes und entriegelte das Gatter. Das Pferd schnaubte argwöhnisch und spitzte die Ohren.
    “
Kulamalsi”
, flüsterte Black Otter in seiner Sprache und fuhr mit der Hand den Pferdehals entlang, bis er das lange, wirre Haar der Mähne zu fassen bekam. “
Kulamalsi
, du mein Schneller, ich tue dir nichts.”
    Vom Klang der Stimme beruhigt, wieherte das Pferd leise und drückte seine Schnauze sanft gegen Black Otters Arm. Der hielt den Atem an, stieß sich von der Stallwand ab und warf sich auf den breiten bloßen Rücken des Pferdes.
    Einen Augenblick lang erstarrte das Pferd vor Schock. Doch dann hatte Black Otter gerade noch Zeit, sein linkes Bein über den Rumpf zu schwingen, bevor das erschrockene Tier ausschlagend und bockend aus der Nische raste. Black Otter klammerte sich mit beiden Händen an die Mähne und versuchte, mit den Knien Halt an den glatten schwarzen Flanken des Pferdes zu finden, als es herumfuhr, sich aufbäumte und dann wie ein Pfeil durch die offene Tür aus dem Stall schoss.
    Black Otter sah einen Blitz in Richtung der Klippen zucken. Dann hatte er keine Zeit mehr, irgendetwas zu sehen oder zu denken. Das Pferd preschte mit ihm über den Hof, an der umzäunten Weide vorbei, hinaus in die wilde, dunkle Nacht.
    Rowena schlich auf Zehenspitzen den langen Flur entlang, an den verschlossenen Kammern vorbei, in denen sich Bosley und Sibyl schließlich zur Ruhe begeben hatten. Wie betäubt vor Müdigkeit und Kummer fühlte sie sich, als sie endlich mit dem Doktor, dem Pfarrer, den Dienern und den beiden ungebetenen Gästen fertig war. Erst gegen Ende dieses albtraumhaften Tages hatte sie sich wieder an den Wilden erinnert. Stunden waren vergangen, seit sie ihn im Stall mit dem Versprechen zurückgelassen hatte, wiederzukommen, sobald sie nach ihrem Vater gesehen habe. Inzwischen war ihre Welt eingestürzt. Dennoch trug sie immer noch die Verantwortung für John Savage, jetzt mehr denn je.
    Am Ende des dunklen Flurs angekommen, ging sie treppabwärts. Es war düster, aber sie hatte nicht auf sich aufmerksam machen wollen, indem sie eine Kerze anzündete. Unter den Arm geklemmt trug sie gebrauchte, aber frisch gewaschene Kleidung, die sie von Thomas geliehen hatte. Je mehr John Savage den Hausdienern ähnelte, desto geringer war die Gefahr, dass er auffiel.
    Wie die anderen Diener glaubte auch der große Cornishman immer noch, dass der Wilde nichts weiter sei als ein verrückter Zigeuner, den der Master mitgebracht hatte, aber selbst dieses Wissen war gefährlich, insbesondere jetzt, da Sir Christopher nicht mehr lebte.
    Sie durchquerte die Große Halle, wo Sir Christophers schlichter Hartholzsarg aufgebockt stand. Der Deckel war geöffnet, und man konnte den Körper ihres Vaters in seiner schwarzen Gelehrtenrobe darin aufgebahrt sehen, fertig vorbereitet für die Beerdigung des folgenden Tages auf dem kleinen Gemeindefriedhof. Rowena wandte beim Vorübergehen den Blick ab, denn sie wusste, ein weiterer Blick auf diese wachsartigen Gesichtszüge und den

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