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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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von Blackamoor oder dem Wilden.
    Jetzt konnte sie das Tosen der Brandung hören und immer wieder und immer noch das Rauschen des Regens. Vielleicht ist es an der Zeit, zurückzukehren, meldete sich die Stimme der Vernunft. Ihr war so kalt, dass ihr die Zähne klapperten, und vielleicht war der Wilde gar nicht hier entlanggekommen – oder Blackamoor war ganz ohne ihn aus dem Stall geflohen. Vielleicht wartete gerade in diesem Augenblick John Savage im Stall auf sie und wunderte sich, warum Mayfair nicht da war?
    Sie hielt am Rand der Klippe, während der Wind ihr langes, nasses Haar hin und her peitschte. Was, wenn ihre Vermutung falsch war? Wenn Ross und Reiter über den Steilhang gestürzt waren und sterbend da unten auf den scharfkantigen Felsen lagen? Wie konnte sie sich da abwenden und zurückreiten?
    Mayfair schnaubte und verdrehte die Augen, als ob sie die Gefahr witterte. Mit einem furchtsamen Wiehern wich sie vom Rand der Klippe zurück, tänzelte zur Seite und drohte durchzugehen.
    Rowena spürte eine seltsame Unruhe. Dann hörte sie den Angstschrei der Stute, unmittelbar bevor ein mächtiger Blitzschlag gerade einen Steinwurf vor ihnen in den Boden krachte. Der Blitz zerriss den Himmel, blendete ihre Augen und betäubte ihre Ohren. Irgendwo in der plötzlichen Schwärze fühlte sie, wie sie aus dem Sattel ins dunkle Nichts geschleudert wurde. Einen Augenblick lang hing sie frei schwebend in der Luft. Dann fiel sie wie ein abgestürzter Vogel auf den regendurchtränkten Boden, zitterte kurz und blieb reglos liegen.
    Black Otter beugte sich vor über die flatternde Mähne, die Augen halb geschlossen wegen des Wolkenbruchs. Die Geschwindigkeit des Pferdes war berauschend und aufregend.
    Er hatte dem Hengst freien Lauf gelassen und nicht einmal versucht, sein wildes Dahinrasen zu lenken. Zuerst hatte er all seine Kraft gebraucht, um zu verhindern, dass er in der Dunkelheit abgeworfen wurde. Aber allmählich, während die schwarzen Hufe über den regennassen Boden donnerten, hatte er sichereren Halt gefunden und konnte sich auch besser im Gleichgewicht halten. Er hatte angefangen, sich in das Wesen und die Stimmung des Hengstes, auf dem er ritt, einzufühlen und beruhigend in seiner Sprache auf ihn einzureden. Jetzt preschten sie als eine Einheit über das offene Moor, Ross und Reiter, frei wie der Wind.
    Die Blitze zuckten und krachten über den violetten Nachthimmel. Der Donner rollte wie der Klang der großen Medizintrommel, und der Regen stürzte in heftigen silbrigen Strömen um sie herum zu Boden. Umfangen von der Magie der Flucht, war sich Black Otter des Gewitters kaum bewusst. All seine Sinne waren ergriffen von der Bewegung und gerichtet auf dieses wunderbare Tier, das die Schnelligkeit des Hirsches mit der Stärke des Bären und der Ausdauer des Wolfes vereinte. Was würde er dafür geben, ein solches Geschöpf zu besitzen – am besten mit einer Gefährtin, um es mit zurück zu seinem Volk zu nehmen?
    Der ungeheuerliche Blitzschlag kam ohne Vorwarnung und zerteilte den Himmel wie der Schlag einer Axt. Er schlug unmittelbar jenseits der nächsten Anhöhe ein, so nah, dass der Donnerschlag das ganze Weltall zu erfüllen schien. Das Pferd wieherte und bäumte sich auf seinen Hinterbeinen auf. Black Otter umklammerte den mächtigen Hals und streichelte das Tier, um es zu beruhigen, während es sich, rasend vor Angst, hierhin und dorthin drehte.
    Black Otter kämpfte darum, den riesigen Kopf in Richtung Stall zu wenden, als plötzlich eine große, bleiche Gestalt wie ein Geist aus der regennassen Dunkelheit auftauchte. Erst als es an ihm vorbeirannte, erkannte er das graue Pferd aus dem Stall. Es kam genau aus der Richtung, wo der Blitz eingeschlagen hatte.
    Mit einem lauten Wiehern wandte sich der schwarze Wallach um und wollte seinem Stallgenossen folgen. Aber wie kam das graue Pferd hierher? Black Otter war die Kehle wie zugeschnürt, als ihm klar wurde, dass es dafür nur eine Erklärung geben konnte: Rowena war während seiner Abwesenheit in den Stall gegangen. Als sie entdeckte, dass sowohl er als auch der Hengst verschwunden waren, hatte sie das andere Pferd genommen und sich auf die Suche nach ihnen gemacht. Jetzt schwebte sie in Gefahr, wenn ihr nicht bereits Schlimmeres widerfahren war.
    Nur darauf aus, sich in Sicherheit zu bringen, schnaubte der schwarze Hengst und fiel in einen leichten Galopp. Da er keine Möglichkeit hatte, das Tier zu wenden oder zum Stehen zu bringen, tat Black Otter das

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