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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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geflochtenen Halteseile durch die Schlitze zogen. Dann, mit den Vögeln, die ihre Kappen trugen, auf den Handschuhen, trieben sie ihre Pferde an und ritten im leichten Galopp ins offene Moor.
    Das erste Stück des Weges legten sie schweigend zurück, den Blick auf das silbrige Morgenrot am Himmel gerichtet. Dann sah Rowena zur Seite und betrachtete das scharf geschnittene Profil des Wilden. Er hatte sich im Sattel vorgebeugt, und der Wind wehte Strähnen seines pechschwarzen Haares aus seinem Gesicht. In Augenblicken wie diesen sah er ganz und gar wie der Krieger aus, der er war, so ungestüm und stolz wie der Gierfalke, der auf seiner behandschuhten Hand saß. Aber genau wie der große Vogel, das wusste sie, lebte auch er in Gefangenschaft und mit verbundenen Augen, ein ruheloser Gefangener mit einer Sehnsucht, die sie nicht stillen konnte.
    Er sprach nie über ihre leidenschaftliche Begegnung im Tal. Auch hatte er sie seit jener wilden, stürmischen Nacht im Moor nicht mehr berührt, sie nicht einmal voller Verlangen angesehen. Zwischen ihnen hatte sich eine herzliche, gelassene Freundschaft entwickelt. Und das ist auch gut so, dachte Rowena. Der Himmel wusste, wie dringend sie einen Freund brauchte. Dennoch gab es Augenblicke, wenn sie ihn ansah und sich nach dem sehnte, was hätte sein können – manchmal musste sie sogar all ihre Selbstbeherrschung aufwenden, um nicht die Hand nach ihm auszustrecken und über seine Schultern zu streichen oder mit der Fingerspitze seine kupferfarbene Wange zu berühren.
    “Dein Gesicht sieht aus wie eine Sturmwolke, Rowena.” Selbst in einer fremden Sprache schien es John Savage selbstverständlich, sich bildhaft auszudrücken. “Es geht also schlecht im großen Haus?”
    “Ja.” Rowena ritt an einem dichten Gebüsch entlang. “Schlecht, und es wird noch schlechter.”
    “Was macht der fette
Chingwe
denn jetzt?” Es hatte Rowena belustigt, dass der Wilde einmal geglaubt hatte, ihr Vater sei der Häuptling aller weißen Menschen und Bosley sein Nachfolger. Jetzt wusste er es besser, und Bosley war vom neuen Häuptling zum fetten Rotluchs herabgestuft worden.
    “Er tut gar nichts. Am allerwenigsten nützliche Arbeit.” Rowena verstummte und überdachte ihre Antwort. Ja, das war am beunruhigendsten – dass Bosley nichts tat. In letzter Zeit schien er auf irgendetwas zu warten, während er sie mit seinen Schlitzaugen belauerte wie eine Hyäne, die darauf wartet, dass die Beute schwächer wird und strauchelt. Was plante er im Geheimen? Sicherlich nicht ihren Tod – es war allgemein bekannt, dass Thornhill Manor mit dem dazugehörigen Land wieder an die Krone fallen würde, falls sie ohne rechtmäßige Nachkommen sterben sollte. Nein, Bosley konnte nur etwas gewinnen, wenn er sie am Leben ließ und sie mit ihm zusammenarbeitete. Alles, was er brauchte, war ein Mittel, sie unter seine Kontrolle zu bringen.
    “Wird
Chingwe
dich zu seiner Frau machen?” nahm John Savage ihren Gedanken auf, seine Worte mehr eine Feststellung als eine Frage.
    “Ich befürchte, er wird es versuchen.”
    “Und kann er so etwas tun? Dich zwingen?”
    Rowena schüttelte heftig den Kopf. “Das Recht ist auf meiner Seite. Er war mit der Schwester meiner Mutter verheiratet. Obwohl wir nicht blutsverwandt sind, gelten wir als Verwandte. Eine Heirat zwischen uns würde als Inzest verurteilt werden.” Das stimmte. Heinrich VIII. hatte das Gesetz selbst geschaffen, damit er sich von Katharina von Aragon, der Witwe seines Bruders, scheiden lassen konnte. Aber es gab immer Möglichkeiten, das Recht zu verdrehen, vielleicht mithilfe von ein paar Pfund, die in die Taschen des örtlichen Friedensrichters wanderten. Alles war möglich, wenn man die richtigen Verbindungen hatte. Bosley würde das wissen.
    “Mein Volk hat auch solche Gesetze.” John Savage kniff die Augen zusammen, als er den Himmel beobachtete. “Manche Leute brechen sie. Dann geschehen böse Dinge.
Chingwe
könnte das Gesetz brechen, Rowena.”
    “Ich weiß. Aber es gibt nichts, womit er mich zwingen könnte, ihn zu heiraten. Lieber würde ich sterben!”
    “Ich könnte mit ihm kämpfen und ihn töten.” Er sagte dies so gleichgültig, als ob er anböte, die Pferde zu satteln. “
Chingwe
ist nicht von meinem Blut. Er bedeutet mir nichts.”
    “Nein!” Rowena zuckte so heftig zusammen, dass der Turmfalke auf ihrer behandschuhten Hand mit den Flügeln schlug und sich in die Luft schwang, bis er durch die Fessel wieder kopfüber

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