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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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noch auf das wenige Geld, das vorhanden ist, und am allerwenigsten auf mich!”
    Bosley atmete tief ein und plusterte sich auf wie eine dicke Kröte. “Das kann sich sehr bald ändern”, fuhr er sie an, “vielleicht schneller, als Ihr denkt. Nun, Rowena, kommt Ihr jetzt freiwillig ins Haus zurück, oder muss ich Euch dorthin schleifen?”
    Rowena stand schweigend da, als der Donner des abziehenden Gewitters über das Moor hallte. Ihr blieb keine andere Wahl, als ihm zu gehorchen, wie sie sich mit traurigem Herzen eingestehen musste. Wenn sie Bosley zwang, Hand an sie zu legen, würde ihm der Wilde an die Kehle springen.
    Sie vermied es, in die funkelnden schwarzen Augen des Wilden zu sehen, ging rasch an ihm vorbei durch die Stalltür nach draußen in den Hof, der übersät mit Pfützen war. Ihr Hals schmerzte. In ihren Augen brannten die ungeweinten Tränen, und sie wusste, dass ihre Sorge nicht verschwinden würde. Der Wilde – ihr Wilder – war in größerer Gefahr, als er sich in seiner grenzenlosen Unschuld vorstellen konnte. Vielleicht war es an der Zeit, ihn fortzuschicken. Der Schmuck, den ihre Mutter ihr als Mitgift hinterlassen hatte, würde sicher ausreichen, um die Überfahrt auf einem Schiff in die Neue Welt zu bezahlen.
    Aber nein, John Savage war noch nicht bereit für eine solche Reise. Die Gefahr, von einem gewissenlosen Kapitän ermordet zu werden oder als Sklave auf den Westindischen Inseln zu landen, wenn nicht gar sein Leben lang in Knechtschaft auf dem Schiff verbringen zu müssen, war zu groß. Den Wilden jetzt schon freizulassen wäre sein Untergang.
    “Wartet, Rowena!” Sibyl holte sie auf halbem Weg im Hof ein. Sie hatte ihre spitzenbesetzten Unterröcke hochgerafft, um sie nicht zu beschmutzen, und ihr Atem ging zwar schnell, aber auch das mit damenhafter Anmut. “Meine Liebe, Ihr müsst mir mehr von diesem prächtigen Kerl erzählen! Wo, um alles in der Welt, habt Ihr ihn nur her? Wer hätte gedacht, dass Ihr, so unscheinbar und schüchtern …” Sie hielt inne und trat näher an Rowena heran, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. “Ich weiß, Euch blieb vorhin keine andere Wahl, als Edward gegenüber so zu antworten, aber mir könnt Ihr doch die Wahrheit anvertrauen. Wie ist dieser herrliche Mann denn als Liebhaber, nun?”
    Rowena hatte sich bemüht, nicht auf Sibyls lüsternes Geschwätz zu hören, aber bei der letzten Frage konnte sie ihren Ärger nicht mehr verbergen, und es platzte aus ihr heraus. “Lasst mich in Frieden, Sibyl”, sagte sie und sah starr geradeaus. “Der Mann ist nicht, wofür Ihr ihn haltet, und ich bin es auch nicht.”
    “Oh, oh!” säuselte Sibyl. “Ich glaube, das hört sich nach Eifersucht an. Habt Ihr Angst, dass ich ihn Euch wegnehmen will? Ihr wisst, das könnte ich sehr leicht.”
    Rowena eilte mit großen Schritten weiter und ließ die lästige Frau einfach stehen. Sollte sie doch auf Bosley warten. Sibyl war ihren Ärger nicht wert. Dies Weib war nichts weiter als eine boshafte Schlampe, die ihre Freude daran hatte, Unruhe zu stiften.
    Aber warum verletzten sie dann ihre Sticheleien so sehr? War es, weil sie gerade genug Wahrheit enthielten, um sie an ihrem wunden Punkt zu treffen?
    Es ist nicht von Bedeutung, beruhigte sie sich und ging schneller. Falls John Savage dumm genug wäre, um auf eine Frau wie Sibyl hereinzufallen, dann konnte sie froh sein, ihn loszuwerden. Und was sie selbst anbelangte, sie hatte Besseres zu tun, als sich in Sehnsucht wegen einer hoffnungslosen Liebe zu verzehren, aus der nie etwas werden konnte.
    Rowena hob stolz ihr Haupt und hoffte zumindest auf einen würdevollen Abgang. Leider blieb ihr auch der verwehrt. Mit dem Zeh stieß sie mit solcher Wucht gegen einen Stein, dass ein heftiger Schmerz ihr ganzes Bein durchzuckte. Sie stolperte und schaffte es gerade noch, nicht hinzufallen.
    Hinter ihr schallte Sibyls Hohngelächter über den Hof. Halb blind vor Schmerz und Tränen, ballte Rowena die Hände zu Fäusten und marschierte zum Haus, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    Black Otter beobachtete, wie die drei fortgingen. Der dicke
Chingwe
schlurfte durch den Dreck, den Kopf gesenkt, sodass sein faltiges Kinn auf seiner schmuddelig weißen Halskrause hing. Ein gefährlicher Mann – besonders wegen seiner Dummheit. Er wollte das Haus und das dazugehörige Land. Er strebte nach der Macht, die eine Heirat mit Rowena ihm geben würde. Und es war offensichtlich, dass er vorhatte, jeden zu vernichten, der sich ihm

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