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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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Herz schwer, als sie das habgierige Glitzern in den Augen einiger Männer sah. So viel Land, und niemand, der Besitzansprüche darauf geltend machte!
    “Wäre Euer Volk gewillt, sich am Handel zu beteiligen?” wollte ein Kaufmann wissen.
    “Welche Art von Handel?” Der Wilde zog eine pechschwarze Augenbraue hoch.
    “Nun, zum Beispiel mit Pelzen. Eure Leute fangen Biber und Nerze. Sie geben uns die Pelze, und wir geben ihnen dafür Dinge, die sie brauchen – Decken, Geschirr, Stoffballen.”
    “Ich weiß schon, was Handel ist. Aber mein Volk hat alles, was es braucht”, antwortete der Wilde. “Was sollen sie mit Stoffen und Geschirr?”
    “Glaubt Euer Volk an Gott?” fiel der Ortspfarrer dem Kaufmann ins Wort, ehe dieser antworten konnte. “Wären Eure Leute gewillt, sich taufen zu lassen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes?”
    Der Wilde runzelte die Stirn. “Wir glauben an einen großen Geist und auch noch an andere Geister. Könnte es sein, das Eure Götter die gleichen sind, aber andere Namen tragen? Was Eure Taufe anbelangt, warum sollten wir so etwas brauchen, wo wir doch gut ohne damit auskommen?”
    “Hm!” Das rötliche Gesicht des Pfarrers wurde einen Ton dunkler. “Wie haltet Ihr es mit der Doktrin von der Erbsünde?”
    Der Wilde sah verwirrt aus, und der Pfarrer beeilte sich, andere Worte zu wählen. “Was wird von Eurem Volk als Todsünde angesehen?” wiederholte er seine Frage und sprach diesmal jedes Wort langsam und deutlich aus.
    “Sünde?” Das Sonnenlicht glitzerte auf dem langen schwarzen Haar des Wilden, als er den Kopf schüttelte. “Es tut mir leid, aber dieses Wort kenne ich nicht. Wenn Ihr es mir bitte erklären würdet …”
    “Hört mir alle gut zu!” Sibyl hatte sich von ihren schlaksigen Verehrern losgerissen, um sich wieder ihren Pflichten als Gastgeberin zu widmen. “Es wird Zeit für den Wettbewerb im Bogenschießen! Das Ziel ist im Moor aufgebaut, und es sind reichlich Bogen da für jene Herren, die ihre eigenen nicht mitgebracht haben. Der Sieger erhält einen Kuss von der Dame seiner Wahl!”
    Rowena atmete erleichtert auf. Es wäre undenkbar gewesen, den Pfarrer nicht zu diesem Fest einzuladen, aber er war ein Fanatiker, jemand, der die Tatsache, dass John Savage ein Heide war, nicht hinnehmen konnte. Vielleicht hielt er es sogar für seine Pflicht, ihn auf der Stelle zu bekehren und zu taufen, ein überstürzter Kreuzzug, bei dem er angesichts der hartnäckigen Verachtung des Wilden für die Religion der Weißen auf Granit gebissen hätte.
    “Schießt Ihr auch?” Der Baron ging jetzt neben dem Wilden einher. “Ich habe gehört, dass Euer Volk bemerkenswerte Geschicklichkeit im Schießen mit dem Langbogen besitzt.”
    “Ja. Ich kann schießen.”
    “Dann solltet Ihr unbedingt teilnehmen”, sagte der Baron. “Dort auf dem Ständer liegen noch Bogen und Pfeile. Trefft Eure Wahl.”
    Rowena fiel auf, wie der Wilde plötzlich viel lebhafter wirkte, als er auf den Holzständer zuging, einen Langbogen auswählte und ihn mit geübter Hand spannte. Während er seine Stärke überprüfte, kamen Rowena seine Worte wieder in den Sinn, und ihr war, als ob eine gepanzerte Faust ihr einen Schlag versetzte.
    … eine Waffe? Selbst wenn es nur ein Messer ist! Kannst du mir nicht etwas besorgen, Rowena?
    Sie zwang sich, nicht aufzuschreien, als er vier Pfeile auswählte, bei jedem genau nachsah, ob der Schaft gerade war, und mit den Fingern an den Widerhaken der messerscharfen Stahlspitzen entlangfuhr. Gütiger Himmel, sie hatte geglaubt, diesen Mann zu kennen. Aber die Zeit im Kerker hatte ihn verändert. Was würde er tun, wenn er eine tödliche Waffe in der Hand hielt? Rowena kannte die Antwort auf diese Frage bereits. Und sie wusste auch, dass er am Galgen enden würde, wenn ihm gelang, was er vorhatte.
    Irgendwie musste sie ihn aufhalten.
    Ein Warnruf wäre verfrüht, sogar gefährlich. Ihr blieb nichts übrig, als mit pochendem Herzen zuzusehen, wie der Wilde endlich seine Pfeile auswählte und dann, die Waffe in der Hand balancierend, mit der Geschmeidigkeit eines Raubtieres zielstrebig auf die Gruppe seiner Wettkampfgegner zuschritt.
    Black Otter hielt sich im Hintergrund und sah zu, wie der erste Mann an die Linie herantrat, seinen Bogen spannte und mit seinem Pfeil auf den markierten Kreis zielte. Solche Wettbewerbe waren nichts Neues für ihn. Die Lenape-Krieger liebten es, ihr Können auf fast die gleiche Weise unter Beweis zu

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