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Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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langweilig vor. Spröde. Uninspiriert. Ihr eigener Schrank war von Dutzenden von Händen geplündert worden. Es machte ihr nichts aus, zu teilen, solange sie genauso gute Sachen bekam, wie sie auslieh.
    Brett kam ins Zimmer gestürmt. Über dem Arm trug sie ein smaragdgrünes Chiffonkleid. Sie würdigte Tinsley keines Blickes und warf das Kleid auf ihr Bett. Dann schaltete sie ihre Harmon-Kardon-Anlage ein und flutete den Raum mit Fleetwood Mac. War Brett nicht öde? Wer außer den Altsiebzigern begeisterte sich bitteschön noch für diese lahme Musik?
    Mit einem vernichtenden Blick auf Brett stakste Tinsley aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    Sie seufzte. Halb sechs. Die Jungen, falls sie einen Weg ins Haus fanden, würden in zwei Stunden eintreffen. Da wollte sie mal lieber kontrollieren, ob die Party-Fässchen noch gut gekühlt waren. Nie zuvor war die Eismaschine im Untergeschoss von Dumbarton so unverzichtbar gewesen.
    Karas Tür war die einzige auf dem ganzen Stockwerk, die geschlossen war. Tinsley klopfte kurz an, dann drehte sie am Türknopf. Kara saß vor aufgeschlagenen Büchern am Schreibtisch. »Hallo?«, rief Tinsley.
    Kara fuhr herum. »Ach... hey.« Sie wirkte nicht besonders erfreut über Tinsleys Auftauchen. Also wirklich. Tinsley tat dieser Psycho-Tante doch einen Riesengefallen, indem sie ihr erlaubte, über die Drinks für die Party zu wachen. Vor diesem Tag hatte keine Seele gewusst, wer sie überhaupt war, und jetzt war sie bekannt wie ein bunter Hund. Da durfte man doch wenigstens etwas Dankbarkeit erwarten.
    »Ich wollte fix nach den Fässern sehen – du hast doch nichts dagegen, wenn wir sie hierlassen, oder?« Tinsley sah sich in dem ordentlich aufgeräumten Zimmer um. »Es ist so wahnsinnig sauber hier. Und dir würde es niemand zutrauen, Bierfässchen zu verstecken.«
    Kara ließ den Arm über die Rückenlehne ihres Stuhles baumeln, und Tinsley stellte fest, dass sie noch das Bob-Dylan-T-Shirt von heute Morgen trug. In der Tat, dieses Psycho-Mädchen war ein hoffnungsloser Fall.
    Kara sah Tinsley mit ihren grünlich-braunen Augen an. »Schon gut, lass die Fässchen hier.«
    Tinsley kauerte sich neben das Bett und hob die Tagesdecke an. Sie befühlte die Metallhülle eines der Fässer – noch kühl genug – und erhob sich wieder. Okay, vielleicht war es nicht verkehrt, ein bisschen freundlicher zu diesem Mädchen zu sein – schließlich hatte sie nicht um Erlaubnis gefragt, als sie die Fässer hier verstaut hatte. »Wie kommt’s, dass du nicht angezogen bist?«, fragte sie. »Du kommst doch zu der Party, oder?«
    »Ähm …«
    »Jetzt aber husch!« Tinsley richtete sich auf und sah in Karas geöffneten Schrank. Mit dem Blick einer geübten Shopperin erfasste sie die bunten Farben und teuren Stoffe. Moment mal, wem gehörten diese Exklusiv-Fummel? Dieses immer in Schwarz gekleidete Psycho-Mädchen besaß einen Schrank voll solcher Nobelsachen? Mit zwei raschen Schritten stand Tinsley vor dem Schrank und zog an einem wunderschönen pastellrosa Kleid mit plissierter Taille und weit fallendem Rock. Es sah aus wie aus den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts. Sie hielt es sich vor den Körper. »Wo hast du das her?«, flüsterte sie atemlos und griff bereits begierig nach dem nächsten Kleid.
    Karas Stuhl quietschte, als sie ihn über den Parkettboden zurückschob. Schüchtern trat sie zu Tinsley. Tinsley, die sich für eine Expertin in Bezug auf Körpersprache hielt, merkte genau, dass Kara ihr nicht traute. Sie musterte Kara. Sie gehörte eindeutig zu der Sorte Mädchen, bei der man erst feststellt, wie hübsch sie sind, wenn man sie eine Weile angesehen hat. Ihr schulterlanges Haar war kerzengerade und sanft honigbraun, und sie war zierlich, aber mit Rundungen. Zwar saß noch etwas Babyspeck auf ihren Wangen, aber geschicktes Schminken würde daraus einen Vorzug zaubern. Und sie hatte wunderschöne, weit auseinanderstehende grünbraune Augen – die jedoch glatte Verschwendung waren, solange sie nicht mit Eyeliner betont wurden.
    »Die Sachen sind von meiner Mutter.« Unter Karas Blicken zog Tinsley eine weiße Matrosenhose heraus und spähte auf das Etikett. Frannie Oz. »Sie ist... äh... Designerin.«
    Tinsley fiel die Kinnlade herunter. »Machst du Witze? Sie hat all das designt? Großer Gott, hat dich das Schicksal begünstigt!«
    Kara zuckte die Schultern. Es war ihr anscheinend schnurz, welche Kostbarkeiten da im Schrank vor sich hin funkelten. »Sie hat’s dies

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