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Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Jahr ein bisschen zu gut gemeint und mir alle Modelle aus der Frühjahrskollektion geschickt.«
    Tinsley drehte sich abrupt nach ihr um und rieb sich ungläubig die Stirn. »Warum um alles in der Welt trägst du sie nicht?« Sie hütete sich, das Bob-Dylan-T-Shirt und die schwarze Jeans zu kritisieren – manche Mädchen waren ja so empfindlich.
    »Ich weiß nicht.« Kara seufzte und fuhr sich mit der Hand durch das unordentlich gestufte honigbraune Haar. Einen neuen Haarschnitt brauchte sie definitiv auch, entschied Tinsley. Kurz und flippig, damit ihr Gesicht nicht so rund aussah. »Ich meine, ich weiß nicht mal, ob sie mir überhaupt passen.«
    Tinsley traf fast der Schlag. Es konnte nicht anders sein: Diese Tante war eindeutig verrückt. »Schätzchen, genau aus diesem Grund probiert man Kleider an.« Tinsley zog an einem Wickelkleid mit Spaghettiträgern und zipfeligem Saum, das aus dunkeloranger Schalseide gefertigt und mit einem zarten Paisley-Muster versehen war (es war sogar ein bisschen Schwarz darin, um die offenkundige Grufti-Obsession dieser Kara zu befriedigen). Sie drückte es ihr in die Hand. »Hier.«
    »Das ist eigentlich nicht so mein Stil... Es steht mir bestimmt nicht.«
    »Tu mir den Gefallen und zieh es an.« Tinsley drehte sich demonstrativ um und fuhr fort, den Schrank zu durchforsten. Ein paar unglaubliche Sachen hingen dort. Obwohl Tinsley noch nie von dem Label gehört hatte, ab jetzt würde sie danach Ausschau halten. Alle Schnitte hatten einen nostalgischen Touch, und die ausgefallen bedruckten Stoffe gaben Tinsley das Gefühl, über etwas Außerordentliches gestolpert zu sein, über eine perfekte kleine und bislang unentdeckte Boutique. In Karas Kleiderschrank. Wie schade, dass es nicht Karas Mutter war, die hier in diesem Zimmer wohnte. Tinsley hätte sie sofort beauftragt, ihr ein paar Kleider nach Maß zu schneidern! »Kara, wenn du das Kleid noch nie getragen hast, dann gilt das als ausgeborgt.«
    Ein paar Momente unbehaglicher Stille folgten, während Tinsley hörte, wie Kara beim Umziehen raschelte. »Fertig?«, fragte sie, nachdem genügend Zeit vergangen war. Sie drehte sich rasch um.
    Kara stand mitten im Zimmer und zupfte an verschiedenen Stellen des Kleides, das ihr wie angegossen passte. Der Rock wippte am Saum etwas nach außen, wenige Zentimeter über dem Knie, und der tiefe V-Ausschnitt machte ein bezauberndes Dekolleté. »Es ist zu eng. Ich komm mir wie eine Nutte vor.«
    Tinsley kicherte. »Jetzt weiß ich sicher, dass du verrückt bist.« Sie trat vor und steckte das Etikett nach innen. »Du siehst göttlich aus. Untersteh dich, es wieder auszuziehen! Das trägst du heute Abend.«
    Kara seufzte erneut. »Also, äh, danke.« Sie wirkte etwas überrascht, als sie sich im Spiegel an der Innenseite der Schranktür betrachtete. »Ich muss jetzt wohl auch ein bisschen Make-up auflegen, was?«
    »Wo du nun schon dabei bist, solltest du es gleich richtig machen.«
    »Dachte ich es mir doch.«
    »Warum kommst du fürs Make-up nicht mit zu mir rüber?«, bot Tinsley ihr großzügig an. Sie hielt immer noch das roséfarbene Chiffonkleid in der Hand, das fast wie ein Frisierumhang aussah, wie ihn Maggie in Die Katze auf dem heißen Blechdach hätte tragen können. »Kennst du nicht Brett? Also, du bist doch neu hier, oder?«
    »Eigentlich nicht...« Karas Wangen röteten sich. »Ich meine, ich kenne Brett eigentlich noch nicht.« Sie räusperte sich und fummelte am Ausschnitt ihres Kleides herum. »Vielleicht komme ich nachher rüber. Ich muss mir noch überlegen, welche Schuhe ich anziehe.«
    Tinsley hob das Kleid hoch, das sie in der Hand hielt. »Hast du was dagegen, wenn ich das anprobiere?« Kara hatte etwas mehr Rundungen als sie, aber das Kleid wurde in der Taille auf dem Rücken gebunden.
    Kara machte eine zustimmende Handbewegung. »Greif zu.«
    Tinsley lächelte. Wenn sie in etwas Expertin war, dann im Zugreifen.
    Sie trat auf den Gang und sah Callie, die gerade die zierliche Faust hob, um an ihre und Bretts Tür zu poltern. Ihr Haar war feucht vom Duschen und sie trug ein dickes weißes Frotteebadetuch um den Körper gewickelt. »Ist die Pizza schon da?«, wollte sie wissen. Ihre Augen blitzten. Callie musste wirklich Appetit haben, wenn sie sich nach dem Essen erkundigte. Normalerweise tat sie so, als müsste sie nichts essen. Aber heute. lag ein übermütiger Ausdruck auf ihrem Gesicht.
    Tinsley grinste ihre alte Freundin an. »Es riecht so. Lass uns ein paar

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