Wild und gefaehrlich
Wirklichkeit nichts gewesen. Und auch mit keinem anderen.«
»Du meinst...«
»Na ja, als du erzählt hast, dass du noch Jungfrau bist, da hätte ich dir die Wahrheit sagen sollen. Eben, dass ich auch noch eine bin.« Sie zog die Nase kraus. »Es tut mir leid, nicht ehrlich gewesen zu sein.«
Jeremiah schwieg ein paar Sekunden, und zuerst dachte Brett, er sei vielleicht sauer. Doch dann berührte er sie am Kinn und lächelte, und seine unteren Zähne, die etwas schief standen, sahen besonders niedlich aus. »Es ist mir egal. Es geht doch nur um dich und mich, okay?«
»Ja!« Brett atmete erleichtert auf. Sie war verwundert, wie aufgeregt sie gewesen war. Natürlich verstand Jeremiah sie. Er verstand sie immer. Tiefe Zuneigung durchströmte sie, und sie blinzelte die Tränen weg, die ihr in die Augen schossen. Sie liebte ihn aus ganzem Herzen, oder? Alles schien so stimmig, so perfekt.
»Du bist wunderschön, weißt du das?«, flüsterte er und streichelte ihren Arm. Sie spürte ein Kribbeln bis in die Zehenspitzen. Es war dieses irre Gefühl wie beim Hockey, Sekunden, ehe sie schoss – wenn eine Welle von Adrenalin durch den Körper rollte, alle Sinne sich anspannten und sie praktisch spürte, wie sich der Rasen unter ihren Spikes anfühlte, wie blau der Himmel war, wie sie angefeuert wurde.
Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihr Herz. Sie wollte, dass er spürte, wie sehr es schlug. »Ich glaube, ich bin jetzt bereit. Wirklich bereit«, wisperte sie.
In diesem Augenblick ertönte lautes, energisches Klopfen von der Tür. »Aufmachen!«, verlangte eine Frauenstimme. Brett sprang das Herz fast aus der Brust. Sie und Jeremiah fuhren auseinander. »Unter das Bett!«, zischte sie. »Oder nein – in den Schrank!«
Jeremiah stürzte auf den Wandschrank zu, verfing sich mit dem Zeh in Bretts Bettüberwurf und krachte geräuschvoll in Tinsleys Schreibtischstuhl, der über den Holzboden schlitterte. »Scheiße!«, schallte sein Boston-Akzent durch den Raum und wahrscheinlich bis hinaus auf den Gang.
Die Tür flog auf und Brett wäre am liebsten gestorben. Das war dann wohl das Ende, was? Sie würde von der Schule fliegen. Aber dann sagte jemand: »Jeremiah?« Ein Mädchen, das Brett noch nie zuvor gesehen hatte, stand mit erschrockenem Gesicht unter der Tür.
Wie bitte? Die zog ein erstauntes Gesicht? Was sollte Brett da erst tun? Sie lag halb nackt unter der Decke, gerade noch in Erwartung des bedeutendsten Moments ihres Lebens – und da fuhr ihr dieses blonde Gift mit der ultratrendy Brille dazwischen, die ihren Freund auch noch zu kennen schien? Was ging hier eigentlich vor?
»Elizabeth! Äh... was machst du denn hier?« Jeremiah richtete den Stuhl wieder auf und rieb sich das linke Knie.
Elizabeth?
Das Mädchen warf Brett einen kurzen Blick zu und schien sie zu taxieren. Brett, die Decke bis zum Hals hochgezogen, starrte herausfordernd zurück. Das hier war ihr Zimmer, verdammt, und sie verbat es sich, dass irgendein St.-Lucius-Groupie Jeremiah hinterherrannte und sie auch noch begutachtete, als sei sie ein Versuchsobjekt in einer Petrischale. Das Mädchen wandte sich wieder Jeremiah zu, eindeutig nervös – oder gar aufgebracht? -, weil er halb nackt war. »Brandon und ich wollten nur... äh... die Party wieder in Schwung bringen.«
Jetzt erst bemerkte Brett, dass Brandon Buchanan hinter dem Mädchen stand. Er war dunkelrot angelaufen. Immerhin hatte er so viel Anstand, sich dafür zu schämen, einfach so bei Leuten reingeplatzt zu sein, die ganz eindeutig ihr Alleinsein genießen wollten.
»Hey, Brett.« Brandon zupfte den Kragen seines Poloshirts zurecht. Brett starrte ihn wütend an.
»Ja, ähm... Brett und ich waren gerade auf dem Weg zu der Party«, murmelte Jeremiah. Gerade auf dem Weg zu der Party? Ohne Kleider? Er warf Brett einen Blick zu und zuckte bedauernd die Schultern. Es war zum Haareausreißen! »Das ist...« (Wehe, du hast jetzt auch noch meinen Namen vergessen , fluchte Brett) »Brett. Brett... das ist... Elizabeth, eine Freundin.«
Die Mädchen beäugten sich unbehaglich. Vor allem weil Jeremiah so merkwürdig nervös war, kam Brett die ganze Situation höchst verdächtig vor. Dabei war sie im Grunde nicht notorisch eifersüchtig, wie Callie zum Beispiel. Brett lächelte dem Mädchen schwach zu und es lächelte genauso verhalten zurück. Was suchte sie überhaupt hier in Dumbarton, wenn sie Schülerin von St. Lucius war? Warum war sie nicht auf einer der Partys dort? Und was zum
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