Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
sich empört zur Wehr. „Sie ist unsere Cousine und wirklich ein bezauberndes kleines Ding. Ich denke, ich hatte das Recht, von ihren Reizen zu kosten, aber da fiel dieser Wilde über mich her!“
    „Durch dein Benehmen hast du die Gerüchte nur noch angeheizt.“ Äußerlich wirkte Eastleigh gefasst, aber im Innern kochte er vor Wut. Er war mit seinen Söhnen einer Meinung: O’Neill musste Einhalt geboten werden. Die Frage war nur, wie man das bewerkstelligen sollte. Er war sich sicher, dass nur der Tod dieses Mannes den Rachefeldzug beenden würde.
    „Jetzt spricht sicherlich ganz London über den Vorfall letzten Abend. Kannst du dir vorstellen, dass ich die Dinnerparty fürchte, zu der wir morgen geladen sind?“ William setzte sich schließlich hin. „Zumindest haben wir endlich ein Angebot für Sweet Briar. Allerdings möchte der Käufer anonym bleiben, und wir müssen die Plantage unter Marktwert verkaufen.“
    „Davon wusste ich gar nichts!“ Tom lächelte zufrieden. „Das müsste unsere leeren Kassen für eine Weile füllen. Vater, das muss dich doch freuen!“
    Aber Eastleigh war mit seinen Gedanken längst woanders. Er hielt seine Söhne für Schwächlinge und Narren. Er selbst jedoch war nicht schwach, mochte er auch älter, verarmt und beleibt sein. Schon einmal hatte er getötet. Die Iren waren zum großen Teil Wilde. Das wusste er aus erster Hand, da er als junger Offizier auf irischem Boden gedient hatte. Nie war er dafür gewesen, den Katholiken Rechte zuzubilligen, und er verachtete die Narren, die dies taten. Kein Katholik sollte wählen dürfen oder Land besitzen – und kein Katholik sollte so reich und mächtig sein wie dieser Wilde mit Namen O’Neill. Was wäre schon dabei, wenn er noch einmal tötete?
    Er hatte ohnehin nichts mehr zu verlieren.
    In seinem Kopf reifte ein Plan.
    Virginia stand am Fenster und blickte auf die im Dämmerlicht liegende Themse. Es war Zeit für das Abendessen, aber sie hatte nicht die Absicht, nach unten zu gehen. Sie verspürte keinen Zorn mehr – sie könnte Devlin O’Neill niemals hassen –, doch ihr Herz war gebrochen. Mit einem bitteren Lächeln dachte sie an das Gespräch zurück, das sie und Devlin gegen Mittag geführt hatten – und an jeden Augenblick, den sie in der Nacht zuvor in seinen Armen verbracht hatte. Aber nun hatte sie endgültig genug. Es war vorbei, und sie kehrte nach Hause zurück.
    Ihr großer Kummer drohte sie zu erdrücken. Da vernahm sie Stimmen auf der Terrasse unter ihrem Fenster und erschrak, denn sie hatte nicht mit Besuch gerechnet. Sie hörte die Stimmen eines Mannes und einer Frau, die ihr bekannt vorkamen.
    Hitze stieg ihr in die Wangen. Sie erkannte die Frau sofort: Es war niemand anders als Mary de Warenne, und bei dem Mann konnte es sich nur um den Earl of Adare handeln.
    Es klopfte an die Tür. Virginia war kaum überrascht und drehte sich zögerlich um. „Herein.“
    Hannah trat mit einem Lächeln auf den Lippen ein. „Der Captain lässt fragen, ob Sie zum Abendessen herunterkommen, Miss Hughes. Ihre Ladyschaft und Seine Lordschaft sind auch hier.“
    Virginia lächelte gezwungen. „Ich habe Kopfschmerzen“, sprach sie. „Bitte entschuldige mich bei den Herrschaften. Ich werde heute Abend nicht zum Dinner kommen.“
    „Soll ich Ihnen das Essen aufs Zimmer bringen?“, fragte Hannah besorgt.
    „Ich habe keinen Appetit.“
    Als das Dienstmädchen fort war, nahm Virginia auf dem Sofa Platz und blickte starr auf die Flammen im Kamin. Tränen brannten ihr in den Augen, doch sie weinte nicht. Es tat so weh. Diesmal war der Kummer schlimmer als je zuvor, denn sie hatte ernsthaft gehofft, Devlins Liebe zu erlangen. Wie konnte sie nur so töricht und naiv sein? Devlin besaß kein Herz. Er war nicht fähig, jemanden zu lieben. Das hatte er ein für alle Mal bewiesen. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass die Erinnerung an ihn eines Tages verblassen würde.
    Und dieser Tag würde kommen, redete sie sich beharrlich ein. Auch wenn es lange dauern mochte. Gewiss hätte sie in ein oder zwei Jahren vergessen, wie Devlin aussah.
    Doch obwohl sie sich selbst Mut zu machen hoffte, befiel sie eine noch größere Traurigkeit.
    „Virginia?“
    Sie erschrak und drehte sich um.
    In der Tür stand Mary de Warenne, angetan mit einem rötlich-braunen Abendkleid mit bronzefarbener Spitzenborte. Sie lächelte. „Ich habe mehrmals geklopft. Es tut mir leid, aber als ich keine Antwort erhielt, habe ich mir Sorgen um dein Wohlergehen

Weitere Kostenlose Bücher