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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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kommen würde. In ihrer Not hatte sie sich nicht mehr anders zu helfen gewusst und Tyrell aufgesucht. Halb durchfroren und von einsetzendem Regen durchnässt, hatte sie den schweren Messingtürklopfer betätigt. Als sie Tyrell schließlich unter Tränen gestanden hatte, von Waverly Hall fortgelaufen zu sein, hatte Devlins Stiefbruder sie zunächst nur fassungslos angesehen, dann jedoch hilfsbereit aufgenommen. Wie sich herausstellte, waren der Earl und die Countess zu einer Dinnerparty eingeladen. Tyrell hatte sich als wahrer Gentleman erwiesen und sich rührend um sie gekümmert. Sie wusste, dass er ihr helfen würde. Vielleicht würde sie schon morgen auf einem Schiff in Richtung Heimat fahren.
    Devlins graue Augen tauchten vor ihr auf, nicht kalt und distanziert, sondern zornig aufblitzend. Sie hatte keine Zweifel, dass er wütend auf sie war.
    Der Kummer schnürte ihr die Kehle zu. Aber so hatte sie es doch gewollt: Sie war vor ihm geflohen, um ihn nie wiederzusehen – vielleicht könnte sie ihm in einigen Jahren wieder gegenübertreten, wenn sie längst glücklich mit einem edlen, heldenhaften Mann verheiratet wäre, und dann würde sie gewiss so viel Schönheit und Lebensfreude ausstrahlen, dass Devlin endlich erkennen würde, was er an ihr verloren hatte.
    Der Schmerz machte es ihr unmöglich, weiter von dem heißen Tee zu trinken, und so stellte sie die Tasse ab.
    Sie schloss die Augen. Sie würde nicht zurück nach Waverly Hall gehen; sie könnte ihn nie hassen, aber sie liebte ihn auch nicht, nicht mehr. Ich gehe nach Hause, dachte sie.
    Ihre stillen Worte klangen furchtbar hohl.
    Tyrell ging schon seit einigen Minuten rastlos im Zimmer auf und ab. Er wirkte verstimmt. Doch sie war so müde, dass sie sich schon gar nicht mehr erinnern konnte, was sie ihm alles erzählt hatte, als er sie ins Haus gebeten hatte.
    Schließlich blieb er vor ihr stehen. „Virginia?“
    Sie umklammerte die Stuhllehnen und brachte nicht einmal ein Lächeln zustande. „Danke, dass Sie mich so freundlich aufgenommen haben.“
    Auch er lächelte nicht, und sein Ton blieb fest und dringlich. „Sie müssen Devlin benachrichtigen. Wenn Sie fortgelaufen sind, wird er Sie verzweifelt suchen.“
    „Nein!“ Mit einem Mal war sie wieder hellwach und sah Tyrell mit schreckgeweiteten Augen an. „Glauben Sie mir, es kümmert ihn nicht. Ich fürchte sogar, dass er erleichtert ist, mich los zu sein!“
    „Sie sind verbittert“, merkte er an und musterte sie scharf.
    „Ich bin nicht verbittert.“ Doch das hörte sich verdächtig nach einer Lüge an.
    „Mir ist das unbegreiflich. Unser Vater hat mir heute Morgen von der Heirat erzählt.“
    „Ich werde ihn nicht heiraten“, stieß sie grimmig hervor. Doch da stellten sich wieder die herrlichen Bilder in ihrer Vorstellung ein: Devlin und sie standen vor dem Altar in der alten Kirche, sie in ihrem atemberaubend schönen Hochzeitskleid, er in seiner Paradeuniform ... Niemals, redete sie sich beharrlich ein.
    „Warum nicht?“, fragte Tyrell.
    „Das fragen Sie noch?“, rief sie. „Der Mann hat mich entführt, mich gefangen gehalten, von mir verlangt, offen mit ihm zusammenzuleben, und alles nur, um seine Rache ausführen zu können. Und vor zwei Tagen hätte er beinahe meinen Cousin getötet. Und Sie fragen noch nach dem Warum?“
    „Ich bleibe dabei, Sie sind verbittert und erzürnt, und das kann ich Ihnen nicht verdenken. Er hat Sie wahrlich schrecklich behandelt, aber nun hat er eingewilligt, Sie zu ehelichen, und das ist, denke ich, ein gerechtes Ende.“
    „Fragt sich nur, für wen!“, rief sie. „Etwa für ihn? Ich glaube nicht, denn er verspürt nicht den Wunsch, in einer Ehe an mich gebunden zu sein. Für mich etwa? Er liebt mich nicht! Überhaupt kein bisschen!“ Dann fügte sie mit bebenden Lippen hinzu: „Ich möchte jetzt einfach nur nach Hause.“
    Tyrell sah verzweifelt aus. „Aber die Ehe ist die einzige Möglichkeit, Ihren Ruf zu retten, Virginia.“
    „Ich schere mich nicht um meinen Ruf.“
    Seine Lippen bildeten einen dünnen Strich. „Dann ist es ja gut, dass wenigstens ich mir Gedanken mache, ebenso mein Vater und meine Stiefmutter.“ Dann wurde sein Tonfall nachsichtiger. „Wir alle haben Sie ins Herz geschlossen, Virginia. Und Devlin ist ein ausgesprochen begehrter Junggeselle. Er muss heiraten, warum dann nicht Sie?“ Sein Lächeln ließ seine Züge weicher erscheinen. „Ich glaube, es wäre eine gute Verbindung.“
    Sie sprang auf. „Wäre es

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