Wild wie das Meer (German Edition)
„Ich hoffe es.“ Unwillkürlich legte sie die Hand auf ihren Bauch. Allmählich glaubte sie, guter Hoffnung zu sein. Seit Devlins Abreise hatte sie keine Monatsblutung mehr gehabt, und bei der Aussieht, Devlins Kind unter dem Herzen zu tragen, frohlockte sie, aber sie verspürte auch Angst. Sie wünschte sich wahrlich ein Kind von Devlin, aber wäre Devlin ebenso erfreut? Jeder Mann wünschte sich einen Sohn, aber ihre Beziehung war noch so neu und anfällig, und Virginia fürchtete, dass eine frühe Schwangerschaft die Ehe auf die Probe stellen würde. Womöglich war Devlin noch nicht bereit für ein Kind.
Trotz des böigen Windes, der um das Haus pfiff, war plötzlich Hufschlag zu vernehmen. „Vielleicht ist es der Postreiter“, rief Virginia voller Hoffnung und eilte zum Fenster im Foyer. Doch als sie in den Hof schaute, schien ihr Herz auszusetzen.
Der Reiter, der von dem Pferd sprang, trug einen marineblauen Umhang über einem blauen Gehrock und den schwarzen Filzhut der Offiziere auf dem Kopf. Im selben Moment, als sie ihn gewahrte, wusste sie, wer dort gekommen war. Sie stieß einen Freudenschrei aus.
„Was ist?“, rief Mary erschrocken.
Virginia konnte vor Freude nicht antworten und starrte weiter wie gebannt aus dem Fenster.
Mit wehendem Umhang, weißen Breeches und den vom Ritt verschmutzten Schaftstiefeln schritt Devlin nun auf das Haus zu. Virginia klammerte sich an das Fensterbrett, atemlos und schwach. Er war nach Hause gekommen.
Die Tür flog weit auf. Devlin trat über die Schwelle und erstarrte, als er Virginia erblickte.
Sie konnte nicht einmal lächeln. Ihre Blicke trafen sich, und sie vergaß das Atmen.
Die Liebe zu diesem Mann ging so tief, dass es sie schmerzte.
Seine grauen Augen leuchteten. „Virginia.“ Galant nahm er den Zweispitz vom Kopf und verneigte sich.
Sie sank in einen Knicks. „Wir ... haben dich nicht so ... bald erwartet.“
Er lächelte ein wenig. „Ich hatte beschlossen, ein amerikanisches Handelsschiff über den Atlantik zu jagen.“
Ihre Augen weiteten sich. „Wie ... wie günstig.“
„Das dachte ich auch“, erwiderte er mit einem hintersinnigen Lächeln.
Wollte er damit andeuten, dass er das Schiff über eine so weite Strecke verfolgt hatte, um bei ihr sein zu können? Noch während sie über diese Möglichkeit nachsann, kam er auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie schloss die Augen, ihre Wangen glühten, denn sie spürte, wie sehr sie sich nach Devlin verzehrte. Er wandte sich halb ab und begrüßte seine Mutter.
„Wie schön, dass du wieder da bist“, sagte Mary und umarmte ihn. Schließlich fügte sie mit einem Lächeln hinzu: „Ich werde trotz des Wetters noch einen Besuch machen. Edward ist nicht zu Hause“, schloss sie bedeutungsvoll und verließ das Foyer.
Virginia nagte am Winkel der Unterlippe, und ihre Finger bohrten sich in ihre Handflächen. Devlin reichte einem Diener Hut und Umhang. „Ich habe deinen Brief erhalten“, sagte er, und sein Blick glitt forschend über ihr Gesicht.
„Ich hoffe, meine Zeilen haben dir in einer kalten Nacht auf dem Atlantik ein wenig Wärme gespendet.“
„Ja, in der Tat.“ Er lächelte.
Tränen befeuchteten Virginias Wimpern. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist.“
Er zögerte, als wolle er etwas sagen.
Sie blieb ganz still stehen.
Dann verzog er den Mund, trat auf sie zu und umschloss ihre Arme. „Auch ich freue mich, wieder zu Hause zu sein“, sagte er, doch der raue Unterton war nicht aus seiner Stimme gewichen.
Sie schluckte und bekannte mutig: „Ich habe dich vermisst, Devlin.“
Seine Züge verhärteten sich. Dann zog er sie an sich und verschloss ihren Mund mit einem Kuss.
Sie stieß einen wohligen Seufzer aus, schmiegte sich an ihn und fühlte sich in seiner Umarmung warm und geborgen. Stürmisch eroberte er ihre Lippen, und Virginia erwiderte den Kuss ebenso leidenschaftlich. Ein Prickeln lief durch ihren Leib, als sie seine Erregung an ihrer Hüfte spürte.
Plötzlich hob er sie auf die Arme. „Welches Zimmer hat man dir gegeben?“
Sie klammerte sich an ihn. „Devlin, wir sind im Haus deiner Eltern!“
„Das kümmert mich nicht. Ich kann nicht länger warten, bei dir zu sein.“ Er eilte mit ihr die Stufen hinauf. Seine Augen flammten vor Verlangen auf, als er sagte: „Ich dachte, ich wäre frei, als ich die offene See erreichte. Aber ich habe mich geirrt. Ich musste immerzu an dich denken, Virginia.“ Er wirkte grimmig. „Du hast jeden
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