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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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unbewusst berührte sie ihren Bauch. Was, wenn sie wirklich guter Hoffnung war? Jetzt hatten sie sich endlich ineinander verliebt und eine gemeinsame Zukunft. Es war nun einfach kein Platz für einen Krieg in ihrem Leben.
    Virginia zögerte und eilte dann an den offen stehenden Türen des Salons vorbei in die Bibliothek. Es war spät am Nachmittag, und die Vorhänge waren zur Seite gezogen, sodass helles Sonnenlicht den Raum durchflutete. Noch von der Türschwelle aus gewahrte sie die Papiere auf dem Schreibpult.
    Sie verspürte einen Stich im Herzen, und obwohl sie genau wusste, dass sie keinen Blick auf ein geheimes Dokument werfen durfte, eilte sie zu dem Pult. Die Papiere erwiesen sich als uninteressant, und daher zog sie die Schublade auf. Sofort fand sie, wonach sie gesucht hatte.
    Ihr Herz hämmerte gegen ihren Rippenbogen. Mit zittrigen Fingern holte sie das Schreiben hervor und begann zu lesen.

Lord Admiral St. John an
Sir Captain Devlin O ‘Neill
Waverly Hall
Greenwich
18. März 1813

Sir Captain O’Neill,
bitte nehmen Sie das Nachfolgende zur Kenntnis. Ihr neuer Befehl lautet, am 24. März Kurs auf die Bucht von Chesapeake zu halten, wo Sie sich bei Admiral Sir George Cockburn zu melden haben. Gemeinsam mit Admiral Cockburn werden Sie sämtliche amerikanischen Schiffe vernichten, diejenigen im Hafen inbegriffen. Sie werden alle Warendepots zerstören, die in Verdacht stehen, die amerikanischen Truppen zu versorgen. Dazu zählen auch die Warenlager an Land, insbesondere die auf Farmen oder in Manufakturen, die zur Versorgung der Armee dienen. Sie werden jede Anstrengung unternehmen, den amerikanischen Küstenhandel in seinem Nerv zu treffen. Über sämtliche Vorgehensweisen haben Sie Stillschweigen zu wahren; Sklaven zur Flucht zu verhelfen, ist ratsam, insbesondere um Kundschafter für unsere Truppenkontingente im amerikanischen Hinterland zu gewinnen. Zwar soll unter allen Umständen vermieden werden, dass die Zivilbevölkerung zu Schaden kommt, aber schon der geringste Verdacht, dass Zivilisten an Kampfhandlungen beteiligt sein könnten, ist als ernsthafte militärische Bedrohung anzusehen. Daher haben Sie entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Hochachtungsvoll
Lord Admiral St. John
Die Admiralität
Brook Street 13
West Square

    Virginia war wie gelähmt.
    „Virginia?“
    Zitternd schaute sie auf und sah, dass Devlin im Türrahmen stand. Sie zuckte zusammen, aber irgendwie gelang es ihr, den Brief zurück in die Schublade zu stecken. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    „Was machst du hier?“, fragte er streng.
    Sie hatte keine Vorstellung davon gehabt, wie weit seine Befehle gingen. Wie konnte er sich an solchen Kampfhandlungen beteiligen, wenn er doch mit ihr verheiratet war? Wie viele ihrer Landsleute würden ihr Leben lassen? Sie schluckte schwer und starrte in Richtung Tür. Die unheilvollen Zeilen hatten sie bis ins Mark getroffen. „Ich habe gehört, was du mit Tyrell besprochen hast“, antwortete sie unsicher.
    Mit strengem Blick trat er tiefer in den Raum. Seine Züge waren wieder zu jener unergründlichen Maske erstarrt, die sie gehofft hatte, nie wiederzusehen. Dann glitt sein Blick über den Schreibtisch. Er schaute auf und sagte leise: „Hast du meine Befehle gelesen?“
    „Ja“, wisperte sie und spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Sie fühlte sich schwindelig. Schwer schluckend rief sie: „Fahr nicht wieder fort! Ich brauche dich hier! Geh nicht zurück in diesen Krieg – ich könnte es nicht ertragen!“
    Er zögerte mit einer Antwort und sah sie mit großen Augen an. „Nur Feiglinge verweigern sich der Pflicht, Virginia.“
    „Alle wissen, dass du kein Feigling bist! Mein Gott, das hast du der Admiralität hundertfach bewiesen!“ Der Inhalt des Briefes hatte sie so erschüttert, dass sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte.
    „Virginia“, sagte er mit forschendem Blick, „ich bin ein Offizier der Royal Navy. Das wusstest du, als du mir das Jawort gabst. Es tut mir leid, dass England diesen Krieg gegen deine Heimat führt, aber auch dieser Krieg wird zu Ende gehen.“
    „Nach wie viel Tod und Zerstörung?“ Und die Tränen der Verzweiflung brachen sich Bahn. „Wie viele Amerikaner haben schon ihr Leben gelassen wegen dir, Devlin?“
    Er verspannte sich sichtlich. „Ich weiß es nicht.“
    „Als ob du das nicht wusstest!“ Sie wollte ihn nicht in dieser Weise angreifen, aber zu spät merkte sie, dass sie sich nicht zurückhalten konnte. Rasch

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