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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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hasserfülltes Leben zumuten. Ich kann unser Kind unmöglich dieser Gefahr aussetzen. Entscheide dich, Devlin. Entscheide dich für uns – für das Kind und mich!“
    Nein, sie konnte ihn nicht vor die Wahl stellen. Er spürte, wie sein Herz sich verhärtete und jegliche Gefühle sich in nichts auflösten. Zurück blieb nur die eisige Kälte, die sein früheres Leben bestimmt hatte.
    „Wende dich jetzt nicht von mir ab!“, flehte sie ihn an. „Nicht nach allem, was uns geschenkt war, nicht wenn ich dein Kind unter meinem Herzen trage!“ Sie umklammerte seine Hände und legte sie auf ihren Bauch.
    Blicklos starrte er auf ihren noch flachen Bauch, doch in seiner Brust verspürte er eine große Leere. Darin war kein Platz mehr für Freude oder Liebe – geblieben war einzig und allein die Gefühlskälte, die sein Feind vor fünfzehn Jahren in ihm hervorgerufen hatte.
    „Du kannst dich für uns entscheiden oder für den Weg der Rache. Aber du kannst nicht beides haben!“
    Er ließ die Hände sinken und wandte sich ab. „Es tut mir leid“, sagte er, „aber du kanntest mein Wesen, als du mir das Jawort gabst.“
    Virginia schrie vor Schmerz auf.

27. KAPITEL
    D ie Dämmerung brach an, düster und grimmig.
    Devlin war seit vier Tagen nicht nach Harmon House gekommen. Er schlief nicht einmal in seinem Bett, und Virginia erfuhr von einem Diener, dass Devlin in seiner Kajüte nächtigte. Zumindest hat er sich nicht in die Arme einer anderen Frau geflüchtet, dachte sie.
    Ihre Niedergeschlagenheit kannte keine Grenzen. Die Welt, die sie kannte, hatte sich verfinstert. Des Nachts fand sie keinen Schlaf mehr, und am Morgen kam sie vor Müdigkeit nicht aus dem Bett. Sie verspürte keinen Appetit, obwohl sie an das Kind hätte denken müssen, das in ihrem Leib wuchs. Oft weinte sie bitterlich, und auch Marys liebevolle Worte konnten sie nicht trösten.
    Wenn sie ihn doch bloß nicht noch immer lieben würde ...
    Was sollte sie tun? Er blieb ihr Ehemann, und das Kind unter ihrem Herzen würde immer seins sein. Aber sie wollte nun nicht länger zurückstecken, nur um die Ehe zu retten und um bei ihm sein zu können. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Ehe vor ihren Augen zu Asche verglühte.
    Jetzt stand sie in einem lavendelfarbenen Morgenmantel vor dem Spiegel und starrte betrübt auf ihr blasses und ausdrucksloses Gesicht. In der letzten Nacht hatte sie wie üblich kaum ein Auge zugetan, doch sie war aufgestanden, da sie wusste, dass Devlin bald in See stechen würde. Aber Devlin hatte erneut auf der „Defiance“ geschlafen. Daher nahm sie an, dass er in den Krieg segeln würde, ohne ihr Lebewohl zu sagen. Er hatte ihr Herz zuvor gebrochen, aber niemals in dieser Weise.
    Ich kann so nicht weiterleben, dachte sie, als sie ihr furchtbar blasses Spiegelbild sah.
    Da klopfte es an die Tür, und im nächsten Moment betrat Devlin den Raum. Er trug seine Offiziersuniform, hatte den schwarzen Filzhut unter dem linken Arm und blieb an der Schwelle zu ihrem Schlafgemach stehen. Ihre Augen weiteten sich, und sie bebte vor Erstaunen.
    Seine Züge wirkten verhärtet, aber seine Nasenflügel zuckten und waren rot von der Kälte. „Wie ich sehe, habe ich dich nicht geweckt.“ Rasch glitt sein Blick über ihre Morgengarderobe. „Wir legen in der nächsten Stunde ab, und ich bin gekommen, dir Lebewohl zu sagen.“
    Sie wollte ihn bitten, sie erneut zu lieben, so, wie er es zuvor getan hatte. Sie wollte ihm sagen, dass sie mit seinem Wunsch nach Vergeltung leben könnte, wenn ihm dies so viel bedeutete. Aber sie sagte nichts, da es ihr in ihrer Aufregung die Sprache verschlagen hatte. Daher blieb sie ganz still stehen und atmete nicht einmal.
    Sein Blick verdüsterte sich. „Wie geht es dir?“
    Sie wollte ihm sagen, dass sie vor Kummer verging, aber sie starrte ihn einfach nur stumm an. Schließlich brachte sie hervor: „Den Umständen entsprechend.“
    Er nickte, und es dauerte lange, ehe er wieder etwas sagte, als habe er etwas auf dem Herzen, das ihm nicht so leicht über die Lippen kam.
    Sie betete.
    Doch sie hatte sich wohl geirrt, denn er sagte nur: „Ich werde voraussichtlich in sechs Monaten zurück sein. Gott schütze dich, Virginia.“ Dann verbeugte er sich, wandte sich zur Tür und ging.
    Sie wollte ihm nachlaufen und ihm sagen, er solle auf sich achtgeben. Aber ihr Körper weigerte sich, ihr zu gehorchen.
    Oh Gott. Er würde einfach so fortgehen? Und was wäre, wenn sie ihn nie wiedersähe? Was, wenn dies der Krieg war,

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