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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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fortgelaufen waren und mit Dutzenden Sklaven aus den umliegenden Farmen und Plantagen ihr Heil in der Flucht suchten. Gerüchten zufolge wurden sie von den Rotröcken ermuntert, und manch ein Sklave kämpfte sogar auf britischer Seite. Mittlerweile herrschte Mangel an Grundnahrungsmitteln – in Richmond und Baltimore waren die Preise für Zucker und Mehl in die Höhe geschnellt. Überall redeten die Leute von nichts anderem als von den teuren Nahrungsmitteln, die sich kaum noch einer leisten konnte.
    Ende Mai fühlte Virginia sich unwohl. Zunächst befiel sie ein leichter Schwindel, und sie bekam schlecht Luft, sodass sie sich immer öfter setzen musste. Sie hatte Angst, ihr könnte schwarz vor Augen werden, wenn sie sich keine Ruhe gönnte. Tillie machte ihr weiterhin Vorwürfe und erlaubte ihr schließlich nicht mehr, das Haus zu verlassen. Virginia gab nach, denn sie befürchtete, den wahren Grund für ihr Unwohlsein zu kennen. Am Tag zuvor hatte sie vor dem Gottesdienst gehört, dass zwei britische Fregatten, die „Defiance“ und die „Honour“, vor der Küste Marylands lagen, bereit, es mit jedem amerikanischen Kriegsschiff aufzunehmen, das mutig genug war, die Bucht von Chesapeake zu verlassen.
    Virginia hatte sich alle Mühe gegeben, nach außen so zu tun, als habe sie Devlin und ihre gescheiterte Ehe vergessen. Seit ihrer Heimkehr hatte sie es geflissentlich vermieden, Devlins Namen auch nur zu erwähnen, selbst in Tillies Beisein. Doch die Wahrheit war, dass sie jeden Tag an ihn denken musste, und die Sorge um seine Sicherheit stritt wider den Kummer, der ihre Seele befallen hatte. Am schlimmsten war jedoch die Vorstellung, dass Devlin und sie sich in diesem Krieg auf zwei verschiedenen Seiten gegenüberstanden.
    Es war ein warmer, feuchter Tag. Virginia hatte ihren Vorarbeiter MacGregor gebeten, in ihr Arbeitszimmer zu kommen, um gemeinsam mit ihr die Rechnungsbücher der Plantage durchzugehen. Sie fächelte sich am offenen Fenster Luft zu, als sie Frank gewahrte, der in gestrecktem Galopp auf das Haus zuhielt.
    Furcht stieg in ihr hoch. Sie lief nach draußen, wo es heißer und schwüler war. Der Schweiß trat ihr auf die Stirn. „Frank?“
    Mit angespannter Miene sprang er vom Pferd und eilte die Stufen zur Veranda hinauf. „Miss Virginia!“
    „Was ist geschehen?“
    Er zögerte.
    Und da ahnte sie, um was es ging. Kalte Furcht befiel ihr Herz. „Hast du etwas von Devlin gehört?“ Es gab keine Geheimnisse in Sweet Briar.
    „Er hat die ,Honour’ weggeschickt, aber das war nur eine Falle, Miss Virginia. Die Jndependence’ verließ die Bucht, da sie glaubte, an der ,Defiance’ vorbeizukommen. Doch es misslang. Seine Fregatte eröffnete das Feuer. Unsere Leute haben die Kontrolle über die Jndependence’ verloren, und die Rotröcke haben sie geentert – und das alles in weniger als fünfzehn Minuten.“
    Virginia umklammerte Franks Arm. Devlin hatte eines der größten Schiffe der amerikanischen Kriegsmarine gekapert. „Hat er sie versenkt?“, brachte sie benommen hervor. In ihrem Kopf begann sich wieder alles zu drehen, und ihr Herz pochte so wild in ihrer Brust, dass ihr das Atmen schwerfiel.
    Frank schüttelte den Kopf. „Er bringt sie nach Norden, vielleicht nach Halifax.“
    Sie nickte und suchte weiterhin Halt bei Frank, da sie sich schwach auf den Beinen fühlte. Devlin war so nah. Und sie vermisste ihn so fürchterlich, dass sie sich Tag und Nacht schmerzhaft nach ihm sehnte, mochte er auch gegen ihre Landsleute kämpfen. Sie beschloss, mehr zu arbeiten, denn darin sah sie die einzige Möglichkeit, sich abzulenken und ihr Herz zu schützen. „Wie viele sind gefallen?“, fragte sie atemlos.
    „Womöglich die halbe Besatzung.“
    Virginia seufzte verzweifelt.
    „Madam? Es kommt noch schlimmer. Überall in der Stadt reden die Leute von einem Einmarsch der Briten.“
    Der Schreck fuhr ihr in die Glieder. „Eine Invasion? Hier?“
    „Es heißt, dass die Rotröcke schon bald Norfolk besetzen werden, und wir sind zu nah an der Stadt, wenn Sie mich fragen, Miss Virginia.“
    Virginia wandte sich dem Haus zu und spürte, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug. Unwillkürlich hielt sie sich eine Hand an die Brust. Schweiß trat ihr auf die Stirn. „Ich muss etwas trinken. Möchtest du auch etwas, Frank?“ Würden die Truppen auch hierherkommen, brennend und plündernd, so, wie sie es weiter nördlich und weiter südlich getan hatten? Würde Devlin sich gar an der Invasion beteiligen?

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