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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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dass das nicht Ihre Art ist! Aber andererseits ergibt diese ganze Geschichte keinen Sinn. Sie haben noch nie Lösegeld für eine Frau verlangt. Bitte, vergeben Sie mir. Sie war so überzeugend! Sie weinte, um Himmels willen“, rief Mr. Harvey, und seine Augen weiteten sich vor Furcht.
    Devlin übte mit niemandem Nachsicht. Nach einer Pause sprach er: „Wenn wir Limerick erreichen, müssen Sie sich ein anderes Schiff suchen. Von diesem Augenblick an entbinde ich Sie von Ihren Pflichten.“
    Der Arzt öffnete den Mund, als wolle er protestieren.
    Doch Devlin warnte ihn mit einem unversöhnlichen Blick, auch nur einen Laut hervorzubringen.
    Eingeschüchtert behielt Mr. Harvey seine Worte für sich und brachte schließlich bloß ein geflüstertes „Es tut mir leid“ hervor.
    Devlin ließ den Arzt stehen und verließ das Deck. Es kümmerte ihn nicht, was Jack Harvey dachte oder sagte, denn diese Bekanntschaft war zu Ende.
    Virginia ging mit einem Lächeln auf den Lippen an Deck spazieren. Das Schiff kreuzte gemächlich vor dem Wind, das Meer war berechenbar, und die Brise war frisch und rein. Mit einem zufriedenen Lächeln trat sie an die Reling. Spät am kommenden Morgen würden sie in Limerick einlaufen, und dann würde Jack Harvey ihr zur Flucht verhelfen.
    Sie lachte laut auf, warf den Kopf in den Nacken und wünschte, sie könne den Ausdruck auf Devlin O’Neills Gesicht sehen, wenn er merkte, dass sie fort war.
    Dann wurde sie jedoch nachdenklich. Wie war es eigentlich dazu gekommen, dass sie ihn austricksen wollte? Und wieso versetzte diese Vorstellung sie in eine derart bebende Vorfreude? Mochte es daran liegen, dass sie sich immer noch an jenen sehnsüchtigen Moment erinnerte, als sie sich gewünscht hatte, seine Lippen auf ihren zu spüren? Auf eine unerfindliche Weise hatte sich das Bild von seinem verheißungsvollen silbergrauen Blick in ihr Gedächtnis eingebrannt.
    Virginia wandte sich vom Meer ab und lehnte sich mit dem Rücken an die Reling, nach wie vor in Gedanken versunken. Sie blickte zum Quarterdeck und war überrascht, Devlin dort nicht zu sehen. Warum hatte er sie nicht geküsst?
    Schon zuckte sie zusammen und wünschte, sie hätte sich diese ungebührliche Frage nie gestellt. Doch sie glaubte, die Antwort zu kennen! Sie war ein dürres kleines Ding mit kleinen formlosen Brüsten, einem scharf geschnittenen Gesicht und einem wirren Haarschopf. Plötzlich stieg Verzweiflung in ihr hoch.
    Allmählich ging ihr auf, dass sie im Grunde ihres Herzens den widersinnigen Wunsch verspürte, der Mann, der sie gefangen hielt, möge sie schön und begehrenswert finden. Wie konnte sie nur so töricht sein?
    Sie versuchte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, als das Schiff bei einer Bugwelle stieß und rollte, und tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie bald frei wäre. Und eines nicht allzu fernen Tages wäre sie wieder auf Sweet Briar. Dann würde sie sich nicht einmal mehr an Devlin O’Neill erinnern, weder an sein Gesicht noch an seinen Namen. Dieser Mann wäre allenfalls eine schattenhafte Erinnerung.
    Doch irgendwie fühlte sie keine innere Ruhe.
    Plötzlich gewahrte sie Jack Harvey an Deck. Virginias Herz hüpfte vor Freude, und sie winkte ihrem Vertrauten zu.
    Aber was war das? Er erschrak förmlich bei ihrem Anblick, schlug rasch eine andere Richtung ein und hielt es nicht einmal für nötig zurückzuwinken.
    Virginia erstarrte. Was hatte das zu bedeuten?
    Von Unruhe erfüllt, zögerte sie nicht, dem Arzt nachzulaufen. „Mr. Harvey!“, rief sie. „Mr. Harvey, so warten Sie doch!“ Er hatte sie bestimmt nicht gesehen; er hatte sie doch nicht mit Absicht geschnitten?
    Mr. Harvey verlangsamte seine Schritte, und Virginia holte ihn ein. „Hallo“, sagte sie vergnügt, aber er erwiderte ihr Lächeln nicht. „Was für ein herrlicher Tag, nicht wahr? Haben Sie gar nicht gesehen, dass ich gewinkt habe?“
    Zögerlich drehte er sich zu ihr um. „Doch, ich habe Sie gesehen, Miss Hughes.“
    Irgendetwas stimmte nicht. „Aber Sie haben nicht zurückgewinkt, mir nicht einmal zugenickt“, sagte sie gedehnt, und eine fürchterliche Angst beschlich sie.
    „Ich bin ganz außer Fassung“, gab er zu. „Sehen Sie, ich bin meines Postens enthoben, und wenn wir in Limerick ankommen, werde ich dieses Schiff verlassen müssen.“
    „Oh“, brachte sie mühsam hervor und merkte, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug.
    „Sie haben mich belogen, Miss Hughes. Sie haben den Captain einer furchtbaren Schandtat

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