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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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bezichtigt.“
    Doch Virginia erwiderte erhobenen Hauptes: „Er hat eine furchtbare Schandtat begangen. Ich bin mir keiner Schuld bewusst, Sir, schließlich hat er mich gegen meinen Willen gefangen genommen.“
    „Sie haben behauptet, er habe Sie verführt!“, rief Mr. Harvey aufgebracht. „Damit ich mich gegen ihn stelle und Ihrer Flucht Vorschub leiste!“
    Jetzt habe ich doch noch verloren, dachte sie niedergeschlagen. Wie gerne hätte sie nun ihren Tränen freien Lauf gelassen. Aber sie beherrschte sich, reckte das Kinn empor und sprach: „Er hat mich schlecht behandelt, Mr. Harvey.“
    Doch der Arzt entgegnete scharf: „Aber nicht in der Weise, die Sie andeuteten. Sie sind, mit Verlaub, nie in seinem Bett gewesen!“
    „Davon habe ich nie gesprochen. Diese Schlussfolgerung haben Sie selbst gezogen – das waren nicht meine Worte!“
    Er blinzelte. „Was tut es zur Sache? Sie haben sehr wohl gewusst, zu welchem Schluss ich gekommen war, mich geradezu dahin gedrängt!“
    „Der Mann ist ein Verbrecher“, sagte sie.
    „Er ist – war – mein Captain. Und jetzt muss ich mich wegen Ihnen nach einer anderen Anstellung umsehen. Miss Hughes, ich wünsche Ihnen alles Gute. Einen schönen Tag noch.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und schritt davon.
    Virginia zitterte. Vielleicht war es falsch gewesen, Jack Harvey in dem Glauben zu lassen, ihr sei Schlimmes widerfahren, aber sie war so verzweifelt gewesen. Sie musste fliehen, zu ihrem Onkel gelangen, sie musste doch Sweet Briar retten! Jetzt drückte sie ein Schuldgefühl nieder, aber nur, weil Mr. Harvey ein anständiger Mensch war und zu seinem Kummer nun nicht mehr länger an Bord der „Defiance“ dienen durfte.
    Das war nicht richtig. Wenn hier jemand Schuld hatte, dann der Kapitän.
    Einmal mehr blickte Virginia zum Quarterdeck hinüber, aber O’Neill war nirgends auszumachen. Daher eilte sie zurück in seine Kajüte.
    Als sie hereinstürmte, saß er am Esstisch. Gemächlich strich er sich Butter auf einen Keks und rückte den Teller vor sich zurecht, auf dem mehr Gebäck und Käse lagen. Er schaute nicht einmal auf, als sie ihn mit anklagenden Blicken maß.
    Mühsam um Fassung ringend, schloss sie die Tür und trat tiefer in die Kajüte.
    Schließlich hielt er es doch für nötig aufzuschauen, blieb aber sitzen. „Möchten Sie mir beim Dinner Gesellschaft leisten?“, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er aß unbekümmert weiter, nahm einen Schluck aus einem Krug und sagte schließlich: „Sie holen sich noch einen Sonnenbrand, Miss Hughes.“
    Virginia spürte, wie der Zorn in ihr loderte. „Es war mein Fehler. Der ganze Plan. Wenn Sie irgendjemanden dafür bestrafen müssen, dann mich und nicht Jack Harvey.“
    Devlin stieß den Stuhl zurück und richtete sich zu seiner vollen, einschüchternden Größe auf. Bei dieser bedrohlichen Haltung kam sie sich klein und verletzlich vor. „Nichts täte ich lieber, als Sie zu bestrafen“, murmelte er. „Schwebt Ihnen schon etwas vor?“
    Das Blut pulste in ihren Schläfen. Er stand viel zu nah vor ihr – er war zu groß, zu kraftvoll, die Breeches lagen eng um seine Hüften, das Hemd stand offen und enthüllte ein v-förmiges Stück Haut. Virginia konnte kein Wort herausbringen.
    „Sie werden in dieser Kajüte bleiben, bis wir von Bord gehen“, sagte er ruhig. „Das sind meine Anordnungen, Miss Hughes.“
    „Bitte entlassen Sie Mr. Harvey nicht! Er ist Ihr Freund!“
    Er war im Begriff gewesen, sich abzuwenden, doch jetzt drehte er sich noch einmal zu ihr um. „Mein Freund? Das sehe ich nicht so“, erwiderte er auffallend gefasst.
    „Sie irren sich. Mr. Harvey liegt viel an Ihnen. Er bewundert Sie sehr, das hat er mir selbst gesagt. Er war Ihr Freund und ist es noch“, rief sie. „Und Sie dürfen ihn nicht für etwas bestrafen, was ich getan habe!“
    „Ich habe keine Freunde, zumindest nicht an Bord dieses Schiffes.“ Er schritt zur Tür.
    „Dann sind Sie zu bedauern!“
    Er fuhr blitzartig herum. „Sie glauben, mich bedauern zu müssen?“
    Virginia begriff, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte – bis dahin hatte sie nicht geglaubt, ihn mit Worten aus der Fassung bringen zu können. „Gibt es niemanden auf der ganzen Welt, den Sie als Freund bezeichnen würden, Captain?“, wagte sie sich vor.
    Seine Augen glitzerten und verdunkelten sich wie ein Himmel vor dem Sturm. „Sie wagen es, von meinem Privatleben zu sprechen?“, fragte er sehr leise.
    „Ich wusste gar

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