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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Spiegel heraus anblickte, die Frau, die sich förmlich nach Devlin O’Neills Liebkosungen verzehrt hatte. Ganz bestimmt bliebe sie unbeeindruckt, wenn er sie wieder küssen würde. Das konnte doch nicht mehr als eine vorübergehende Verirrung sein!
    Er trat ein, angetan mit einem blassgrauen Mantel, der zu seiner Augenfarbe passte, Reithosen und abgetragenen Schaftstiefeln. Seiner Miene entnahm sie Ungeduld. Sogleich trafen sich ihre Blicke im Spiegel.
    Virginia fiel das Atmen schwer.
    Sein Blick glitt über ihren Leib. „Wir werden Ihre Kleider in Askeaton bügeln lassen. Kommen Sie. Die Kutsche wartet.“
    Virginia biss sich auf die Lippe und drehte sich um. Langsam und beinahe argwöhnisch ging sie an ihm vorbei, als fürchtete sie, er könne die Hand nach ihr ausstrecken – oder sie die ihrige nach ihm. Seine Augen verengten sich, als er sie beobachtete, und schließlich schwang Entrüstung in seiner Stimme mit. „Vergessen Sie gestern Abend“, beschied er ihr. „Das war ein Versehen und wird nicht wieder vorkommen.“
    Sie fuhr herum. „Warum nicht?“
    „Sind Sie jetzt begierig darauf, mein Bett zu wärmen? Eine kurze, befriedigende Begegnung, und Sie haben Ihre Meinung geändert?“
    „Ich hätte nichts dagegen, wenn Sie in meinem Bett schliefen.“ Und das war die Wahrheit.
    Seine Augen weiteten sich.
    Virginia wünschte, sie wäre eine andere Frau, eine, die nicht so amoralisch und freiheraus wäre. Doch sie blieb die Närrin, die sie war.
    „Hegen Sie nicht den Wunsch, in Ihrer Hochzeitsnacht keusch und unschuldig zu sein?“, fragte er ernst.
    „Darüber habe ich nie nachgedacht“, bekannte sie wahrheitsgemäß.
    Er horchte auf. „Das ist, woran alle Frauen denken, wovon sie träumen, der Moment, auf den sie hinleben.“
    Zorn regte sich augenblicklich in ihr. „Ich gehöre nicht zu diesen Frauen! Ich habe nicht die Absicht, jemals zu heiraten, jedenfalls nicht, solange ich nicht die Liebe finde, die meine Eltern füreinander empfanden.“
    Er starrte sie an, als wäre sie zwei Köpfe größer geworden. Dann musste er lachen. Doch das Lachen klang schroff und herablassend. „Niemand heiratet aus Liebe“, meinte er. „Wenn ein solches Gefühl überhaupt existiert.“
    „Meine Eltern haben einander geliebt und aus Liebe geheiratet. Es tut mir leid, dass Ihre Eltern sich offenbar nicht in dieser Weise zugetan waren“, erwiderte sie aufgebracht. „Offensichtlich hat das Spuren bei Ihnen hinterlassen. Und vielleicht erklärt das auch Ihre Hartherzigkeit und Ihren Mangel an Mitgefühl.“
    Im selben Augenblick stand er vor ihr und erdrückte sie schier mit seiner Größe. „Erwähnen Sie nie wieder meine Eltern, denn sie gehen Sie nichts an. Haben Sie mich verstanden, Miss Hughes?“
    Sie wich zurück. Wie hatte ihre Bemerkung ihn nur derart aufwühlen können? „Deutlicher kann man nicht werden“, sagte sie leise.
    Er packte sie beim Arm und schob sie unsanft aus der Kajüte. „Wie können Sie wütend sein, wenn doch alles nur Ihre Schuld ist!“, rief sie und sah auf die scharf umrissenen Konturen seines Profils.
    „Meine Schuld?“ Er schob sie auf Armlänge vor sich her die Landungsplanke hinunter. „Meiner Ansicht nach waren Sie die Verführerin, Miss Hughes.“
    „Ich bin achtzehn Jahre alt. Ich habe noch nie einen Mann geküsst. Wie soll ich Sie da verführt haben?“ Unweit des Kais gewahrte sie eine Kutsche und einen livrierten Fahrer. Hinten an der Kutsche war ein großer grauer Hengst angebunden. Das Tier war gesattelt. Sie begriff gleich, dass das Pferd für ihn, die Kutsche indes für sie bestimmt war.
    Devlin half ihr in die Karosse. Sie wagte es, ihm in die kalten grauen Augen zu sehen. Er war immer noch wütend auf sie. Wie lächerlich er sich doch benahm. „Warten Sie“, rief sie leise.
    Voller Ungeduld drehte er sich zu ihr um, die Miene verspannt.
    „Was ist so furchtbar an den Dingen, die sich gestern Abend ereignet haben? Haben Sie es nicht genießen können? Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass es Ihnen gefallen hat. Aber zugegeben, ich habe keinerlei Erfahrung, also vermag ich nicht ...“
    Er schlug ihr die Tür der Kutsche vor der Nase zu. „Einen schönen Tag, Miss Hughes.“
    Trotz der Ungewissheit, die ihrer harrte, blickte Virginia gespannt und neugierig aus dem Kutschfenster. Die vorbeiziehende Landschaft war eine Ansammlung von fruchtbaren, leuchtend grünen Anhöhen, Weiden und Ackern, die gelegentlich von kleineren Baumgruppen unterbrochen

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