Wild wie das Meer (German Edition)
Amerikanerin, und Eastleigh verspürte gewiss nicht das Verlangen, sich mit seiner Nichte zu belasten. Niemanden würde es kümmern, wenn er sie ohne ihre Jungfräulichkeit freiließe.
Doch ihm selbst machte es etwas aus.
Ihm war es nicht gleichgültig, denn er war der Sohn von Gerald und Mary O’Neill, und er war erzogen worden, Frauen mit Respekt zu begegnen. Er hatte gelernt, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden – und die Engländer zu hassen. Bei Gott, meine Gefangene ist nicht einmal Engländerin, dachte er voller Grimm.
Er schenkte sich einen Whiskey ein und merkte, dass seine Hände leicht zitterten. Damit nicht genug, das Blut pulsierte nach wie vor in seinen Lenden, und der Druck nahm noch zu, anstatt abzuflauen. Rasch leerte er das Glas und gab sich mit dem einen nicht zufrieden. Dennoch, Wärme und ein Gefühl der Beruhigung stellten sich nicht ein.
Da merkte er, dass in der Kajüte eine angespannte Stille herrschte. Rasch drehte er sich um.
Sie stand noch an derselben Stelle, aber diesmal starrte sie ihn mit großen Augen an. Sie zitterte nicht mehr. Natürlich hatte sie nicht das Nachthemd übergezogen, da sie ihm nie gehorchen würde. Doch in dem Moment, als er sie ansah, merkte er, dass sie die aufgeladene Atmosphäre in der Kajüte in gleicher Weise wahrnahm wie er. Sie spürte seine Begierde, mochte sie auch naiv und unschuldig sein.
Langsam ließ sie ihren Blick zu seiner harten Männlichkeit unter dem gespannten Stoff seiner Breeches wandern. Dann sah sie ihm wieder in die Augen. Sie sagte kein Wort, doch ihre Wangen glühten.
„Ich bin ein Mann“, murmelte er. „Und Sie sind eine Frau. So einfach ist das.“ Wie leicht es ihm fiel zu lügen.
Sie befeuchtete nervös die Lippen. Es dauerte einen Moment, ehe sie sagte: „Wollen Sie ...“ Sie unterbrach sich. „Was haben Sie vor?“
„Was möchten Sie, das ich tue?“, vernahm er seine eigene Antwort wie von Ferne.
Ihre Augen wurden groß vor Erstaunen. Sie flüsterte: „Ich weiß es nicht.“
Er hörte sich ungläubig auflachen. Virginias Knospen waren hart und spitz. Er brauchte sie nur anzusehen, um zu wissen, dass sie sich nach ihm sehnte – und dabei hatte er sie noch nicht einmal berührt. „Ich glaube, Sie lügen, Miss Hughes. Denn Sie sehnen sich heute genauso nach meiner Berührung, wie Sie sich gestern danach gesehnt haben.“
Sie versteifte sich. „Das tue ich nicht.“
„Es tut nichts zur Sache, was Sie wollen.“ Er schenkte sich wieder einen Whiskey ein, und jetzt, da er sich trotz der brennenden Begierde zu amüsieren begann, trat er auf Virginia zu und reichte ihr das Glas. „Sie haben jegliches Recht auf Selbstbestimmung verspielt, als Sie wagten, sich gegen mich aufzulehnen.“
„Ich hatte nie irgendwelche Rechte.“
„Sie hatten viele Rechte, aber Sie haben sie alle eines nach dem anderen verspielt. Trinken Sie. Es wird Sie aufwärmen, solange Ihr Badewasser noch auf sich warten lässt.“
„Mir ist nicht mehr kalt.“
Er sog scharf die Luft ein, denn ihre unschuldigen Worte entflammten sein Verlangen nur aufs Neue. Er hob ihr Kinn mit den Fingerspitzen an. „Trinken Sie“, drängte er sie leise. Langsam erkundete er ihre Unterlippe mit dem Daumen.
Sie erbebte, und ihr Atem ging schneller.
Die Hitze und die Luftfeuchtigkeit in dem kleinen Raum steigerten sich ins schier Unermessliche.
Ihre Unterlippe fühlte sich voll, fest und feucht an, ihr Mund war leicht geöffnet.
Wieder wurde sein Blick verschwommen. Ein Kuss nur, dachte er, ein langer, genüsslicher Kuss. Wie erlösend wäre das nun.
Stattdessen umschloss er ihre Hand mit der seinen und führte das Glas an ihre Lippen. „Vertrauen Sie mir nur dieses eine Mal“, murmelte er und merkte, dass seine Stimme belegt war.
Sie nippte an dem Glas und nahm sogar mehr als einen Schluck.
„Ihnen scheint Scotch nicht fremd zu sein“, sagte er überrascht.
Sie hielt das Glas fest in der Hand und drückte es zwischen ihre kleinen Brüste – eine gewiss unbewusste Bewegung, deren anregende Wirkung sie nicht einzuschätzen vermochte. „Mein Vater trank sehr gerne Scotch Whiskey, und er hat mich des Öfteren probieren lassen, zumindest wenn meine Mutter gerade nicht hinsah.“
„Sie müssen Ihre Eltern sehr geliebt haben.“
„Ja“, flüsterte sie und schaute in ihr Glas. Ihre Augen weiteten sich plötzlich, und ihre Wangen verfärbten sich, als ihr bewusst wurde, wie sie aussah. „Oh.“ Verwirrt schaute sie auf, die Augen groß und
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