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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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sprach Sean. „Möchten Sie die Gelegenheit ergreifen und zu den anderen sprechen?“
    Ein großer Mann mit zotteligem grauem Haar trat vor. „Das sind doch wieder nur neue Lügen. Es hat immer nur Lügen gegeben. Zu anderen Dingen sind die Engländer nicht fähig. Sie lügen und stehlen uns unser Land!“
    „Hört, hört!“, rief es aus vielen Kehlen.
    Virginia blinzelte verblüfft. Belauschte sie da etwa ein politisches Treffen?
    „Sie haben uns unsere Rechte zugesagt, die gleichen Rechte, die den Protestanten zustehen, damals 1800 im Zuge der Vereinigung. Und was haben sie uns gegeben? Sitzt auch nur ein Katholik im Parlament? Dient auch nur ein Katholik dem König? Und ich muss nach wie vor den gottlosen Eid leisten, wenn ich Land erwerben möchte – Land, das eigentlich mir gehört!“, rief Tim McCarthy.
    Nun redeten wieder alle durcheinander und stimmten dem Sprecher aufgebracht zu.
    Abermals hob Sean die Hand. „Einer nach dem anderen.“
    „Bin noch nicht fertig“, murrte McCarthy.
    „Gut, reden Sie weiter“, erwiderte Sean.
    „Wir treffen uns jetzt schon seit zwei Jahren, und was haben wir davon? Wir müssen die verdammten Engländer aus Irland vertreiben, ja, das müssen wir, und der Zeitpunkt ist gekommen! Denn es wird sich nichts ändern, bis wir ihnen klarmachen, dass die Zeit vorüber ist, in der man auf uns Katholiken herumtrampeln konnte. Wir brauchen ihnen nur ein paar blutige Nasen zu verpassen und unsere Rechte einzufordern!“
    Die Menge johlte zustimmend.
    Virginia wusste nicht allzu viel über Irland und war sich nicht sicher, auf welche Rechte sich dieser Tim McCarthy bezog, aber sie wusste, dass Irland zu Großbritannien gehörte, und ein Ire sollte eigentlich nicht davon sprechen, die Engländer aus dem Land zu jagen. In ihren Ohren klang das wie eine bevorstehende Revolution. Bestimmt aber waren es aufwieglerische Worte.
    Plötzlich erhob sich Devlin und trat auf die Empore.
    Zitternd und erschüttert suchte Virginia Halt an der Hauswand. War Devlin in diese Verschwörung gegen die Regierung verstrickt? Wie sollte das möglich sein? Er war doch ein Offizier der englischen Kriegsmarine!
    „Ich kann eure Enttäuschung nachvollziehen“, begann Devlin gedehnt und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten, bis er langsam, aber sicher jedem Einzelnen der Anwesenden in die Augen gesehen hatte. „Aber ein offener Aufstand wird euch nur Kummer und Tod bringen. Meine Familie weiß das aus erster Hand!“
    Einige Männer stimmten ihm zu, aber es war auch missmutiges Geraune zu vernehmen.
    „Aber was können wir tun?“, machte sich jemand bemerkbar. „Ich kann meine Pacht nicht mehr bezahlen, denn sie hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verdreifacht!“
    Fast alle taten ihre Zustimmung kund.
    Sean gebot den Anwesenden erneut mit beiden Händen zu schweigen, und augenblicklich wurde die Menge ruhig. Devlin begann zu sprechen, und nach wie vor wandte er den Blick nicht von den aufmerksamen Gesichtern – und das war der Moment, als seine wachen Augen Virginia erspähten.
    Seine Augen weiteten sich.
    Genau wie ihre.
    Sie sprang vom Fenster weg und drückte sich keuchend an das Mauerwerk. Verdammt!
    Virginia rannte über die freie Fläche vor dem Haus, stolperte und stürzte zu Boden. Als sie aufstand, schaute sie sich angstvoll um.
    Devlin war nur wenige Längen hinter ihr. In seiner Miene lag grimmige Entschlossenheit. Als sie der Anhöhe zustrebte, stürzte er sich von hinten auf sie, und die Wucht seines Sprunges brachte sie beide zu Fall.
    Sowie sie zu Boden ging, landete sie in seinen Armen anstatt auf dem harten Grund. Im nächsten Augenblick hatte er sie auf den Rücken gedreht und ragte drohend über ihr auf. „Sie sind mir hierher gefolgt?“, fragte er mit vor Zorn verengten Augen.
    Und zum ersten Mal, seit er die „Americana“ geentert hatte, verspürte sie wahre Angst. „Nein! Ich bin ausgeritten ... da sah ich Ihr Pferd ... und dachte, Sie wären dort... eingeladen!“, rief sie.
    „Kleine Närrin!“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Wie viel haben Sie gehört?“
    Sie reckte trotzig das Kinn vor. „Alles.“
    „Dann werden Sie Askeaton nie verlassen, meine Teure.“
    Entsetzt stieß sie den Atem aus. „Das meinen Sie doch nicht ernst!“
    „Oh doch.“
    „Aber das Lösegeld?“
    „Meine Lösegeldforderung ist dagegen bedeutungslos“, sagte er. „Es ist meine Pflicht, Sean und die anderen zu schützen. Und nun reiten Sie schleunigst

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