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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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gilt nicht Ihnen.“
    „Ich weiß.“
    Die Wochen verstrichen. Bald waren zwei Monate vergangen. Jeden Abend leistete sie Sean beim Essen Gesellschaft, und schon nach kurzer Zeit waren die Spannungen ausgeräumt. Sean wuchs ihr mehr und mehr ans Herz und wurde ihr engster Freund. Virginia freute sich bereits morgens auf die abendlichen Mahlzeiten, den vorzüglichen Wein und die Gespräche, die ihnen nie ausgingen. Sean arbeitete hart, um den Besitz zu verwalten, und in den Abendstunden berichtete er offen über die Schwierigkeiten, vor denen er stand, und die kleinen oder großen Erfolge, die er erzielte. Oftmals führten sie politische Gespräche. Mitte August lasen sie in der Dublin Times, dass die Vereinigten Staaten Großbritannien bereits im Juni den Krieg erklärt hatten. Englische Truppen hatten Mackinac eingenommen, eine kleine Siedlung im Nordwesten.
    Virginia war entsetzt. „Wie kann dein Land nur in Erwägung ziehen, uns wieder zu einer Kolonie zu machen?“, rief sie aus.
    „Wir haben wohl kaum vor, die Vereinigten Staaten wieder zu Kolonien zu machen“, entgegnete Sean. „Diesen Krieg haben wir nicht gewollt – wir haben genug in Europa zu tun, mit Napoleon, wie du weißt. Es sind die Kriegstreiber deines Landes, die dafür verantwortlich sind, Virginia.“ Noch lange sprachen sie über die politischen Verhältnisse. Nicht immer waren sie einer Meinung, aber in einem Punkt waren sie sich einig: Der neue bewaffnete Konflikt, der für die Briten nur ein Nebenkriegsschauplatz war, verlief für die Amerikaner alles andere als günstig.
    Von Devlin hörten sie nichts, kein einziger Brief traf ein. Falls die Lösegeldverhandlungen stattgefunden hatten, so hielt er seinen Bruder nicht auf dem Laufenden.
    Virginia verbrachte von nun an viel Zeit mit Sean und begleitete ihn, wenn er die Pächter besuchte oder die erste Ernte beaufsichtigte.
    Allmählich schien es sich zu bewahrheiten, dass die Zeit alle Wunden heilte, und daher gelang es Virginia, nicht mehr an Devlin O’Neill zu denken. Irgendwie hatte sie die Erinnerung an ihn tief vergraben, ganz so, als hätte es diesen Mann nie gegeben – und dennoch wusste sie in ihrem Herzen, dass er der Mann war, den sie niemals vergessen würde.
    Mitte September waren die letzten Sommertage nochmals heiß und feucht. Virginia begab sich eines Abends zum Dinner, als sie unbekannte Stimmen im Salon vernahm. Neugierig, um wen es sich bei den ersten Besuchern handeln mochte, zögerte sie an der Schwelle.
    Ihr Blick fiel auf einen großen dunkelhaarigen Mann, dessen ganze Haltung eine kontrollierte Gemessenheit ausdrückte. Dann gewahrte sie eine elegant gekleidete Frau mit goldenem Haar und einer hübschen Figur. Virginias Herz schien einen Schlag lang auszusetzen, denn sie wusste gleich, wer diese Dame war. Es konnte sich nur um Devlins Mutter handeln, denn er hatte so viel von ihren Zügen und in erster Linie ihr golden schimmerndes Haar.
    Das bedeutete, dass es sich bei dem großen dunkelhaarigen Mann nur um Edward de Warenne, den Earl of Adare, handeln konnte.
    Virginia überlegte, sich wieder leise davonzustehlen, aber da war es schon zu spät.
    „Virginia.“ Sean hatte sie längst erspäht und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Komm, ich möchte dir meine Eltern vorstellen. Lady Mary de Warenne und meinen Stiefvater Lord Adare.“
    Das Paar wandte sich ihr zu, und Virginia hatte das Gefühl, eingehend gemustert zu werden. Langsam betrat sie den Salon, von Unbehagen und Furcht gleichermaßen erfüllt.
    Aber Mary lächelte sie aufmunternd an. „Hallo, mein Kind. Wir sind gestern aus London zurückgekehrt und sind gleich hergekommen, als wir die Neuigkeiten erfuhren.“
    Virginia sank in einen höflichen Knicks. „Mylady.“
    „Es ist Devlins Schuld, dass er nichts erzählt“, sagte Adare düster und betrachtete sie genau.
    Virginia blickte verwirrt zu Sean hinüber. Doch auch er schien verdutzt. „Wie geht es Devlin?“, fragte er trocken.
    „Er steckte über beide Ohren in Schwierigkeiten, die er sich selbst zuzuschreiben hat“, erwiderte der Earl mit finsterer Miene. „Abermals wurde er beschuldigt, sich einem direkten Befehl widersetzt zu haben. Den Gerüchten zufolge soll er ein amerikanisches Schiff überfallen haben.“
    „Was geschah dann?“, fragte Sean weiter.
    „Es kam zu einer Anhörung, die Admiral Farnham beantragt hatte, mit der willkommenen Unterstützung von Tom Hughes. Devlin aber behauptete, er sei einem sinkenden

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